Weidmann relativiert Immobilienblase und kritisiert Griechenland-Rettung

Eurokrise Immobilienmarkt-


Der Bundesbankpräsident Jens Weidmann äußerte sich zu zwei Medaillenseiten der europäischen Finanzkrise. Die eingetrübte Seite betrifft die gefürchtete Blase im deutschen Immobilienmarkt und hätte mehr Glanz verdient und die glänzende Kehrseite hat durch den offensichtlichen Griff in die Trickkiste zum jüngsten Anleihenrückkauf-Programm Griechenlands bereits viel vom Schimmer verloren.

Euro-Krise
Klare Strukturen - Fehlanzeige

Das Schlagwort „Immobilienblase“ scheint sich wie ein Schreckgespenst auf die Eigenheimbesitzer, und denen die es noch gerne werden wollen, ausgegewirkt zu haben. Die Allianz warnte bereits Oktober vor einer Blasenbildung am deutschen Immobilienmarkt und die Bundesbank bestätigte Mitte November „tendenzielle Anzeichen“ einer inflationären Werteentwicklung zu den anfassbaren Werten.

„Doch alles nur halb so schlimm“. Das Kännchen Öl hat offensichtlich mehr Sorgen ausgelöst als berechtigt. Der Präsident der Bundesbank, Jens Weidmann, „warnte inzwischen vor einer übertriebenen Warnung“ und versucht mit der Darstellung vermeintlicher Fakten den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In einem Interview mit Welt am Sonntag erklärte Weidmann, „Der deutsche Immobilienmarkt ist mittlerweile regional angespannt. In Ballungsgebieten wie Frankfurt oder München sind die Preise deutlich gestiegen“. Dieser Anstieg der Preise hänge jedoch von vielzähligen Faktoren ab und „die günstigen Finanzierungsbedingungen sind eine davon“.

Der Bundesbankpräsident sieht durch die Warnungen eine „unnötige Panik“ entstehen, da auch von der Bundesbank bisher noch nicht von einer Blasenbildung gesprochen worden sei. Weidmann bekräftigte, die Bundesbank betreibe keine Panikmache. Es wäre lediglich darauf hingewiesen worden, dass ein beschleunigter Preisanstieg beobachtet würde, ganz besonders in Ballungsgebieten.

Was bis heute noch nicht der Fall sei, ist der zu einer Blase gehörende rasante Anstieg der Immobilienkredite. Darüber hinaus müsse zu einer Gesamtbewertung des Risikos im deutschen Immobilienmarkt auch die sehr zurückhaltende Preisentwicklung der vergangenen Jahre berücksichtigt werden, so Weidmann zur Welt am Sonntag.

Derzeit boome allerdings der Immobilienmarkt und die niedrigen Zinsen würden einen erheblichen Beitrag zu den Entwicklungen leisten, so der Bundesbankpräsident. Eine große Rolle spielte auch der Wunsch, das Kapital im vermeintlich sicheren Hafen Immobilienwerte zu parken. Eine Unsicherheit die der Eurokrise zu verdanken sei. „Das alles ist keine Erfindung der Bundesbank“, so Weidmann.

Griechenland-Kredite stehen in der Kritik

Zum Thema Eurokrise gibt sich Jens Weidmann speziell zu den Griechenland-Rettungspaketen sehr kritisch. Er sieht die Notenbanken in der Euro-Zone aufgrund der Kurzzeitanleihen (T-Bills) zur Deckung des griechischen Finanzierungsbedarfs „nicht aus dem Schneider“. „Die Euro-Finanzminister werden den Finanzierungsbedarf durch neue Hilfskredite und erstmals auch echte Transfers aus ihren jeweiligen Haushalten decken“, so Weidmann zur Welt am Sonntag.

Für die T-Bills gäbe es praktisch keinen Markt, aber Griechenland wird diese Kurzanleihen überwiegend an die heimischen Geschäftsbanken ausreichen und diese finanzierten sich wiederum zu einem Großteil aus Mitteln der Zentralbank, so Weidmann. Bisher sollten die T-Bills weitgehend zurückgeführt werden, aber davon wäre jetzt keine Rede mehr. Der Bundesbankpräsident sehe mit Sorge, dass die Notenbanken einen Teil des Finanzierungsbedarfs zu füllen hätten.

Üblicher Weg von Verunsicherungen und Verschleierungen

Offene Nervosität der Beteiligten, Unsicherheiten bei den Entscheidungen und stets „plötzlich“ neu gewonnene Erkenntnisse im Euro-Geschehen haben das Vertrauen der Bewohner Europas längst tief erschüttert. Das Damokles Schwert einer drohenden Inflation hängt über die deutschen Köpfe besonders aufdringlich. Die Zinsentwicklungen der Sparkonten sind ein klarer Beweis für deren nur noch mehr berechtigten „Alibi-Existenz“.

Gerüchte um eine drohende Immobilienblase verbreiten sich angesichts des Musterbeispiels der USA mit dem Sturz der Lehman Brothers Bank aufgrund fauler Immobilienkredite und die noch hautnah zu spürende Druckwelle der geplatzten Blase im europäischen Spanien, wie ein Lauffeuer auf trockenem Stroh. Dass der deutsche Verbraucher, der sich eine Immobilie leisten könnte, aufgrund des immer offenkundigeren Aufbegehrens Brüssels, den Handlanger für den Griff ins Privatkonto zu spielen, etwas „überreagieren“ könnte, sollte niemanden verwundern.

Die Sorge Weidmanns um die „trickreiche“ Umleitung der zurück erworbenen Kurzanleihen aufgrund der Gedächtnislücken der Euro-Strategen, kann auch als das „indirekte Umsorgen“ der Steuerzahler gewertet werden. Die Fehlbilanzen der Bundesbank, die u.a. durch die indirekte Finanzierung der Krisenstaaten entstehen können, werden letztendlich am Haushalt festgemacht. Ab diesem Punkt ist wieder der Steuerzahler am Drücker.

Der direkte Weg wird tunlichst vermieden
Je mehr der Weihnachtsbaum geschmückt und behängt wird, desto weniger sieht man des „Pudels Kern“. Sollte das Gespann Angela Merkel und Wolfgang Schäuble auf Geheiß Brüssels eine direkte Abgabe der Steuerzahler für Griechenland, Portugal, Irland und Zypern und später auch für Spanien und Italien eine unmittelbare Abgabe verlangen, würde das sofort jeder unmissverständlich begreifen. Dieser direkte und auch ehrliche Weg wäre jedoch politischer Selbstmord. Daher gibt es an diesem Punkt ganz besonders viele „Alternativen“ in Form von kreativen Geld-Transfers in einer irreführenden Verpackung.

Bild: tarifometer24.com

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