Vorzeitige EZB-Informationen – Verbotener Insiderhandels?

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Die Europäische Zentralbank nennt das vorzeitige Ausplaudern von delikaten Finanzmarkt-Informationen an einen ausgesuchten Kreis von Marktteilnehmern ein „Kommunikationsproblem“. Ermittlungen wegen verbotenen Insiderhandels beginnen offenbar erst unterhalb des EZB-Sockels.

EZB

Kommunikatonsprobleme oder illegaler Insiderhandel? Die „neutrale“ EZB zeigt sich relativ gelassen

Informationen waren ein Versehen – Schwamm drüber, weitermachen

Das große Rätselraten um den plötzlichen Euro-Absturz zu Beginn dieser Woche ist mit der Bekanntgabe eines „internen Kommunikationsfehlers“ der Europäischen Zentralbank (EZB) beantwortet worden. Der EZB-Direktor Benoît Coeuré plauderte bei einem gemeinsamen Essen mit gewichtigen Hedgefonds-Managern aus dem Nähkästchen und es rutschte ihm offenbar „nur versehentlich“ dabei heraus, dass die EZB den Anleihekauf noch vor der erwarteten Sommerflaute forcieren wolle.

Die Hedgefondsmanager hatten im Zeitalter des Nanosekunden-Handels rund einen Tag Zeit, um sich exklusiv auf die zu erwartenden Marktreaktionen vorzubereiten. Die offizielle Bekanntgabe des EZB-Plans an die Finanzmärkte der „restlichen Welt“ erfolgte einen Kalendertag später. Die EZB ging mit diesem Ausrutscher relativ gelassen um und erklärte, die internen Kommunikationsprobleme erkannt zu haben und auf diese angemessen zu reagieren. Nicht der Redefluss des EZB-Direktors sei das Problem gewesen, sondern der organisatorische Fehler der verzögerten Bekanntgabe an alle anderen Marktteilnehmer.

Der ausgewählte Kreis aus vorzeitig informierten Hedgefonds dürfte sich kaum in Zurückhaltung geübt haben, da man die tugendhaften Pfade des „Fairplays“ nicht verlasse wolle. Der Eurokurs rutschte gegenüber dem US-Dollar satt ab, die Aktienwerte sprangen nach oben und die Anleihenkurse gleich hinterher. Welch ein Segen für den Marktteilnehmer, den diese Marktreaktion schon Stunden vorher absehen konnte.

Die EZB nennt den Vorgang des bevorzugten Informationsflusses an ausgesuchte Hedgefondsmanager ein „Kommunikationsproblem“, anderen schwebt der Gedanke eines illegalen Insiderhandels vor, der schon so manchen Investment-Händler Kopf und Kragen gekostet hatte. Die EZB selbst ist nicht nur Hüter, Drucker und Verwalter der Gemeinschaftswährung Euro, sondern selbst auch ein äußerst gewichtiger Marktteilnehmer. Die „erhabene“ Institution steht allerdings über den Regeln, die Rufe nach ernsthaften Konsequenzen aus den Reihen der Politik bleiben ohnehin aus. Personelle Konsequenzen, wenigstens eine Beurlaubung oder das übliche symbolische Bauernopfer? Nichts.





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