US-Regierung nimmt mit Klage Standard & Poor’s aufs Korn

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Nachdem die US-Ratingagentur Standard & Poor’s bereits mehrfach ins Schussfeld der Justiz in Deutschland sowie Australien geraten ist, zielt nun auch die US-Regierung auf die Bonitäts-Bewerter mit einer Anklage wegen „zu optimistischer“ Bewertung von Hypothekenpapieren.

Anklage
USA verklagt Rater Standard&Poor's
Bild: Carlo Schrodt / pixelio.de

Die Ratingagentur Standard & Poor’s wurde offensichtlich als Motiv auf die Zielscheibe der US-Regierung gehängt. Washington wirft der US-Agentur vor, noch vor der Finanzkrise 2008 diverse Wertpapiere mit einer ungerechtfertigten guten Bewertung versehen zu haben. Sogar Papiere mit der Bestnote wären unmittelbar nach dem Ausbruch der Krise im Wert eingebrochen.

Damit scheint auch in den USA die „Ära der Immunität“ für die Ratingagenturen beendet zu sein. Während die privaten Bonitäts-Schätzer von der EU-Kommission schon längst auf aufs Korn genommen worden sind, hatte es in Übersee noch lange den Anschein, als wenn u.a. Moody’s, Fitch und Standard & Poor’s schalten und walten konnten wie sie wollten.

In der Kritik stehen die drei großen Bonitätsbewerter schon längst, vor allem auch wegen der oft nicht nachvollziehbaren Bewertungsunterschiede zwischen EU- und US-Banken sowie den Staatshaushalten.

Im Jahr 2007 bewertete Standard & Poor’s (S&P) eine Reihe von US-Hypothekenpapieren mit jeweils sehr guter Bonität. Nachdem die Investoren sich auf die Einschätzung von S&P verließen, griffen sie „guter Dinge“ zu. Mit dem Einläuten der ersten Krisenanzeichen kam sogleich die große Ernüchterung für die scheinbar „geprellten“ Anleger. Die Werte der erworbenen Papiere fielen in den Keller.

„Selbst schuld, sich auf eine Meinung zu verlassen“
Seit jeher, als das „Kleingedruckte“ zu verstehen, verweisen die Agenturen darauf, keine objektiven Bewertungen oder gar Empfehlungen abzugeben, sondern nur die „unverbindliche Meinung“ zu äußern. Nach dem Motto: „Wer auf die Meinungen andere hört, muss die Konsequenzen selber tragen“.

Auch zur jüngsten Anklage durch die US-Regierung scheint sich S&P auf diesen Passus berufen zu wollen, nachdem die Agentur die ersten Berichte von Wall Street Journal nun bestätigt hatte.

Standard & Poor’s senkte bereits US-Bonität nach unten

Auffällig ist jedoch der Umstand, dass lediglich gegen S&P vorgegangen wird und nicht gegen Moody’s oder Fitch. Die USA genießt von den Ratingagenturen Moody’s sowie Fitch die jeweilige Bestnote. Standard & Poor’s hatte die USA bereits abgestuft und lobt deren Haushalt samt Schulden von über 16 Billionen Dollar längst nicht mehr in den höchsten Tönen. Ob an diesem Punkt ggfs. eine Begründung der einseitigen Anklage zu finden wäre?

Moody’s hatte die US-Regierung im letzten September vor einer Abstufung gewarnt, sollten nicht Maßnahmen ergriffen werden, die auch positive Resultate hervorbringen würden. Der Schuldenberg der USA steigt weiter, die Staatspleite ist nur durch einen „Kunstgriff“ abgewendet worden und die wiederholte Bestimmung einer erhöhten Schuldengrenze wurde bereits terminlich verschoben. Eine Abstufung seitens Moody’s ist bis dato nicht erfolgt.

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