US-Ökonom: „Deutschland ist zur Hilfe verpflichtet“

Schuldenkrise-


Deutschland wäre dazu verpflichtet, durch geeignete Maßnahmen Wachstum und Konsum innerhalb der Euro-Zone zu stimulieren. Der Präsident von MSI-Global sieht alle Fäden des Euroraums in der deutschen Wirtschaft zusammen laufen.

„Hilferufe stoßen bei Deutschland auf taube Ohren“

Euro-Krise
Verpflichtung zu EU-Partner

In einem Gastbeitrag bei CNBC (Montag) erklärte der Präsident von MSI Global, Michael Ivanovitch, dass es „in der Hand“ Deutschlands läge, durch verpflichtete Maßnahmen die Schuldenkrise in der Euro-Zone zu beenden.

Deutschland könne mit einem Außenhandelsüberschuss in Höhe von knapp 6% des Bruttoinlandsprodukt (BIP), einem beinahe ausgeglichenem Haushalt und aufgrund stabiler Preise für viel Stimulation gegen die einbrechende Binnennachfrage sorgen.

Der Anteil der gesamten Volkwirtschaft in der Euro-Zone liegt bei fast 30% in Deutschland. Aus diesem Grund solle das Land die Isolation zu seinen engsten Handelspartnern beenden, stellte Ivanovitch fest. Die Konjunktur in der Euro-Zone könnte durch Ausweitung von Wachstum in Deutschlands Haushalts-, Konsum- und Investitionsausgaben vorangetrieben werden und die Notlage der hoch verschuldeten Euro-Länder abmildern.

Die Maßnahmen würden einen tiefen Eingriff in die Politik eines Landes erfordern, das durch seine starke Position die Interessen in die Sparpolitik bereits innerhalb der Europäischen Währungsunion durchsetzte. Mit der Eurozone befände sich fast ein Fünftel der Weltwirtschaft in einer Rezession unbekannten Ausmaßes und von unbekannter Dauer, warnte Ivanovitch im CNBC.

In der augenblicklichen Lage würde die Euro-Zone weiterhin für einen absehbaren Zeitraum einen signifikant depressiven Einfluss auf die weltweite Wirtschaft ausüben, da die aktuellen Ziele der Haushaltskonsolidierung in Spanien, Frankreich und Italien, die rund die Hälfte der gesamten Wirtschaft ausmachten, weit hinter der erforderlichen Produktivität zurück blieben.

Diese wäre bereits in allen drei genannten Ländern zu beobachten. Obwohl Spanien Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen im großen Umfang durchsetzte, verschärfte sich die Rezession und die Arbeitslosenzahl stieg auf rund einen Viertel der Bevölkerung. Das Defizit für dieses Jahr musste auf 6,3 Prozent des BIP nach oben korrigiert werden.

Dazu kommt der auferlegte Zwang, Spaniens Neuverschuldung bis 2014 auf 3% des BIP zu drücken. In Italien wäre das gleiche geschehen. Die Schätzung des Haushaltsdefizits wurde für 2012 mit 2% fast verdoppelt. Darüber hinaus dürften angesichts der beschleunigten Rezession die Aussichten für einen ausgeglichenen Haushalt 2013 sehr dürftig aussehen.

Ob Frankreich das Ziel, das für dieses Jahr geschätzte Haushaltsdefizit von 5% des BIP nächstes Jahr auf 3% zu reduzieren, erreichen wird, wäre mehr als fraglich.

„Die Lösung“
Michael Ivanovitch glaubt eine Antwort für die „einfache Lösung“ darin gefunden zu haben, durch unterstützende Maßnahmen einen durchgreifenden Wandel in Richtung Wachstum zu erreichen und die Perioden für fiskalische Anpassungen zu verlängern.

Es gäbe lediglich mit der Tatsache ein Problem, dass Deutschland das einzige Land in der Euro-Zone ist, das ihr Wachstum ohne die „Verwässerung“ ihres Defizitabbaus unterstützte. Eine solche Vorgehensweise würde von den Finanzmärkten umgehend mit steigenden Zinsen quittiert werden. Darüber hinaus würden Ausdehnungen der vereinbarten Zeitpläne zur Haushaltskonsolidierung höhere Kosten für Fremdkapital mit sich ziehen.

Das einfachste und sicherste für die Euro-Zone wäre es, Deutschland davon zu überzeugen, mit stärkerem Konsum und höheren Investitionen die Euro-Partner zu unterstützen. Tatsächlich scheint Deutschlands Verarbeitendes Gewerbe rückläufig und die stagnierende Wirtschaft bereits in eine Rezession gerutscht zu sein.

Falls jedoch die Mitgliedsländer der Euro-Zone bei Deutschland, beinahe erwartungsgemäß, „auf taube Ohren stoßen“, gäbe es noch den Weg, die Chefin des IWF, Christine Lagarde, für sich zu gewinnen. Noch in ihrer Amtszeit als Frankreichs Finanzministerin, vor beinahe exakt zwei Jahren, erklärte sie, dass die Peripherieländer des Euroraums (Spanien, Portugal, Griechenland, Irland) nicht die einzigen wären, die für das wirtschaftliche Ungleichgewicht in der Währungsunion sorgten.

Weiterhin würde Lagarde erklärt haben, dass Deutschland verantwortliche wäre, „sich aus den Exporten in den Rest Europas zu bereichern“. Deutschland würde abseits seiner Europa-Partner handeln und diesen „unverantwortliche Verschwendung“ vorwerfen.

Deutschland wäre gegenüber seinen engsten Handelspartner dazu verpflichtet, die Wirtschaft zu stimulieren, das Wachstum voranzutreiben und die destabilisierenden Ungleichgewichte innerhalb des Euroraums wieder herzustellen, so Ivanovitch.

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