Übergriffe auf Flüchtlinge: Amadeu-Antonio-Stiftung „wertete falsch aus“

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Bei der Auswertung bzw. Bewertung von vermeintlichen Übergriffen auf Flüchtlinge und Migranten ist der Amadeu-Antonio-Stiftung offensichtlich ein Fehler unterlaufen. Die dargestellten Vorfälle in Bielefeld treffen bis zu 100 Prozent nicht zu.

Fing Waschmaschine Feuer? – „Brandanschlag gegen Flüchtlingsheim“

Bilanzen
Statistiken sind oft nur hübsch anzusehen

Statistiken über Fakten können je nach Betrachtungswinkel ein völlig unterschiedliches Bild ergeben, obwohl diese von den gleichen Ursprungszahlen ausgehen. So reicht es bereits aus, die Einheiten einer Tabelle nur ausschnittsweise, in gestreckter oder auch gestauchter Form darzustellen, um dem gewünschten Eindruck die erforderliche Richtung vorzugeben. Immerhin handelte es sich noch um die Auswertung wahrheitsgemäßer Ursprungsdaten. Ein plumper Trick wäre es jedoch, kurzerhand die Daten zu fälschen.

Die Neue Westfälische berichtete vor gut zwei Wochen über die von der Amadeu-Antonio-Stiftung vorgenommenen Auswertung der in der Bundesrepublik vorgekommenen Übergriffe und Gewalttaten durch Rechtsextreme. Demnach habe die Stiftung in Ostwestfalen-Lippe (OWL) 70 „flüchtlingsfeindliche Vorfälle“ ausgemacht. Davon seien seit 2015 fünf Fälle in Bielefeld vorgekommen. Aufgezhält wurden drei „Angriffe“ auf Unterkünfte, ein „Brandanschlag“ und ein „tätlicher Angriff“.

Nun stellte sich heraus, dass die genannten Vorkommnisse in Bielefeld wohl so nicht stattgefunden haben und die Neue Westfälische (NW) korrigierte ihren Bericht mit einer Klarstellung. Eine vorangegangene Überprüfung der Vorfälle in Bielefeld ergab demnach eine Fehlerquote von 80 Prozent, je nach Bewertung der Fakten sogar 100 Prozent.

Offensichtlich hat die Amadeu-Antonio-Stifung die Daten nicht näher überprüft, so NW. Der tätliche Angriff auf Flüchtlinge habe nicht in Bielefeld, sondern in Paderborn stattgefunden. Eine Nachfrage bei der Polizei wegen der angeblichen Brandstiftung ergab, dass es sich um ein im Waschkeller ausgebrochenes Feuer handelte. Es gebe keinerlei Hinweise auf eine Beteiligung Außenstehender.

Von der Polizei als „politisch motivierte Kriminalität – rechts“ eingestuft wurde das „Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“. Die Amadeu-Antonio-Stiftung nahm diesen Vorfall in die Statistiken über „flüchtlingsfeindliche Übergriffe“ mit auf. Flüchtlinge werden mit diesem Fall jedoch nicht in Zusammenhang gebracht.

Lediglich ein Vorfall könnte als „flüchtlingsfeindlich“ eingestuft werden. Betrunkene hatten an zwei Unterkünften n der Paderborner Straße Böller gezündet und Blumenkübel geworfen. Lt. Polizeibericht wird dieser Fall als „Frustabbau aufgrund privater Probleme“ ohne rassistische Motive eingestuft.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung räumte lt. NW ein, dass dieser Vorfall versehentlich doppelt in die Statistiken eingeflossen sei. Dennoch seien die Angaben der Polizei „skeptisch“ zu betrachten. „Wir machen die Statistik so gewissenhaft wie möglich“, so Marius Münstermann, der die Statistiken der Stiftung erstellt.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung wurde 1998 gegründet und verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, „eine demokratische Zivilgesellschaft zu stärken, die sich konsequent gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus wendet“. Die Stiftung wolle der gesellschaftlichen „Fehlwahrnehmung“ durch „Aufklärung, Sensibilisierung sowie Beratung und Förderung von lokalen Initiativen“ entgegentreten.


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