Treffen zwischen Tsipras und Putin – EU um treue Gefolgschaft besorgt
Beim Treffen zwischen Tsipras und Putin in Moskau kam es zu einer Reihe von Absichtserklärungen und auch Absagen. Für Brüssel dürfte jedoch die „treue Gefolgschaft“ Griechenlands die größte Sorge gewesen zu sein. Athen dürfe die europäische Linie nicht verlassen.
Verhandlungsfreiheiten? Putin frägt sich, ob Griechenland von EU an Füßen und Händen gefesselt wurde
Das von Brüssel ungeliebte Treffen zwischen Tsipras und Putin
Das von EU-Politikern und zahlreichen Mainstream als „umstrittener Moskau-Besuch“ bezeichnete Treffen zwischen dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras und Russlands Präsidenten Wladimir Putin wird von Moskau als ein völlig normales Ereignis beschrieben. Wladimir Putin selbst betrachtet die Verhandlungsgespräche als einen nicht „extraordinären“ Vorgang. „Ich denke, dass jedes Land berechtigt ist, Beschlüsse gemäß seinen nationalen Interessen zu fassen“, so der russische Staatschef lt. Sputniknews.
Die Moskau-Besuche von hochgestellten Repräsentanten anderer Länder werden als normale Ereignisse betrachtet, aber das Treffen mit Griechenlands Regierungschef ist in den Augen vieler Beobachter und Analysten eine außergewöhnliche Situation. „Ist denn das schuldengeplagte Griechenland in politischer Hinsicht an Füßen und Händen gefesselt? Ist denn seine Souveränität derart eingeschränkt, dass das Land keine eigenständige Außenpolitik betreiben darf? Ich denke, dass das nicht stimmt. Und das Handeln des griechischen Ministerpräsidenten belegt eben das Gegenteil“, so Putins Feststellung.
Der Besuch des griechischen Ministerpräsidenten wurde bereits im Vorfeld mit zahlreichen „Warnungen und Hinweisen“ seitens der EU-Politik ausgestattet. Martin Schulz (SPD), Präsident des Europäischen Parlaments, warnte Tsipras davor, die „Einigkeit des Westens“ in der Frage der Russland-Sanktionen zu gefährden. Die europäische Linie müsse eingehalten werden.
Zwischen Moskau und Athen bahnt sich ein Milliarden-Deal an, sofern die Vorstellungen von der russischen Pipeline Turkish Stream durch das Schwarze Meer realisiert werden. Die über den Meeresgrund geführte Gasleitung würde erstmals wieder griechisches Land erreichen und an diesem Punkt sieht Putin Griechenland als künftigen Dreh- und Angelpunkt des europäischen Gasmarktes.
Russland hat offenbar die „großen Sorgen“ Brüssels um die treue Gefolgschaft Griechenlands erkannt. In der Frage der Lebensmittel-Sanktionen gegen individuelle EU-Länder schloss Putin eine Lockerung der Lieferbeschränkungen gegen Griechenland aus. Es sei verständlich, dass Griechenland dazu gezwungen war, für die Strafmaßnahmen gegen Russland zu stimmen, denn immerhin fiel rund die Hälfte der griechischen Lieferungen nach Russland auf Agrarprodukte. „Aber wir konnten einfach nicht anders entscheiden. Und wir können keine Ausnahme für ein Land in der EU machen“, so Putin am Mittwoch.