Target2-Saldo Bundesbank Januar 2019 um 100 Mrd. gesunken

Target-System – (Update: 27.02.19)


Die Target2-Salden der Deutschen Bundesbank sind im Laufe des Jahres 2018 rund 966 Milliarden Euro angestiegen und im Januar 2019 um rund 100 Milliarden Euro gefallen. Nun belaufen sich die Forderungen des deutschen Steuerzahlers an das Euro-System „nur noch“ auf rund 867 Milliarden Euro.

Bilanzanstieg

Kann aus horrend hohen Target-Salden etwas Gutes gedeihen? Wohl kaum

100 Milliarden weniger – Warum weiß keiner so genau

Die Deutsche Bundesbank als größte Gläubigerin im Target2-System (TARGET: Trans-European Automated Real-time Gross Settlement Express Transfer System) konnte binnen eines Jahres einen Teil ihrer Forderungen ausgleichen. Mit Stand Ende Januar 2019 betrugen die Außenstände „nur“ noch 868.142.118.994,45 Euro und somit um knapp 100 Milliarden Euro weniger als einen Monat zuvor. Ein Grund zum Jubeln? Immerhin ein guter Batzen weniger, aber der Gläubiger-Status ist gegenüber dem Stand von vor 2007 exorbitant hoch. Zuvor pendelten die Nettopositionen um die Null herum. Warum die Target2-Salden derart in die Höhe schossen, ist eigentlich nicht klar beantwortet. Die Bundesbank beschränkt sich lediglich auf die Darstellung des grundlegenden Prinzips von Target2 und die Ökonomen liefern unterschiedliche Erklärungen. Deshalb ist das plötzliche Absinken des Außenstandes um rund 100 Milliarden Euro auch nicht aus dem „FF“ zu deuten. Über das Verrechnungssystem TARGET werden grenzüberschreitende Zahlungen zwischen der EZB und den einzelnen Zentralbanken der Länder in der Eurozone abgewickelt, so zumindest der grobe Umriss. Die tatsächliche Intransparenz des Target2-Systems dürfte jedoch Methode haben. Zu den bekanntesten Target-Kritikern zählt der ehemalige Präsident des Münchener ifo Instituts Hans-Werner Sinn.

Ein von der Bundesbank präsentiertes TARGET-Beispiel:

Bei einer grenzüberschreitenden Transaktion etwa aus Frankreich nach Deutschland (z. B. als Bezahlung eines Imports) sind daher sowohl die Banque de France als auch die Bundesbank betroffen. Zunächst belastet die in Frankreich ansässige Geschäftsbank des französischen Käufers das Konto ihres Kunden und reicht eine Überweisung an eine in Deutschland ansässige Geschäftsbank des deutschen Verkäufers in TARGET2 ein. Die Banque de France belastet das TARGET2- Konto der französischen Geschäftsbank bei ihr und verbucht eine Verbindlichkeit gegenüber der Bundesbank. Die Bundesbank wiederum verbucht eine Forderung gegenüber der Banque de France und schreibt den Betrag dem TARGET2-Konto der deutschen Geschäftsbank gut. Diese verbucht den Geldeingang letztendlich auf dem Konto des deutschen Verkäufers.

Am Ende des Geschäftstages werden alle innertäglichen bilateralen Verbindlichkeiten und Forderungen automatisch in einem multilateralen Verrechnungsverfahren zusammengeführt und auf die EZB übertragen (Novation), sodass nur noch eine einzige Verbindlichkeit oder Forderung der nationalen Zentralbank gegenüber der EZB besteht.

Klar sichtbar sind jedoch auch die Entwicklungen der Target-Salden anderer Euro-Mitgliedsländer. Während die Salden bis einschließlich 2007 relativ ausgeglichen waren, zog die Bundesbank danach allen als Gläubigerin davon mit einem Außenstand von rund 966 Milliarden Euro Ende 2018. Zweitgrößte Gläubigerin war zu diesem Zeitpunkt mit großem Abstand die Notenbank Luxemburgs (217 Mrd. Euro). Bis dahin standen Spanien (-402 Mrd. Euro) und Italien (-492 Mrd. Euro) als größte Schuldner gegenüber. Die Europäische Zentralbank (EZB) selbst holte seit 2015 kräftig auf bis zu einem Stand von -253 Mrd. Euro Ende 2017. Offenbar geschuldet am gestarteten Anleihe-Kaufprogramm, welches im Bezug auf weitere Aufstockung der bisherigen Bestände Ende 2018 eingestellt wurde.

Gemäß des Beispiels der Bundesbank haben somit die Menschen in Frankreich und Italien (statistisch) besonders eifrig deutsche Produkte gekauft und es über ihre nationale Banken bei der EZB quasi als Vermittlerin anschreiben lassen. Ein Umkehrschluss daraus ergäbe sich aus den Außenhandelsbilanzen im Jahr 2018. Die Exporte der deutschen Industrie stiegen auf rund 1,3 Billionen Euro, gleichzeitig stiegen die Importe auf rund 1 Billionen an. Der Handelsbilanzüberschuss war nach Jahren der Anstiege im vergangenen Jahr zwischenzeitlich rückläufig.

Datenquelle: Deutsche Bundesbank




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