Statistik Privatvermögen: Realer Zuwachs contra falscher Wahrnehmung

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Der Bürger Deutschlands wurde im ersten Quartal 2014 um 54 Milliarden Euro reicher. Das Privatvermögen wuchs auf gut 5.200 Milliarden Euro an. Der Zuwachs ist laut Statistik real und bei wem das Plus im Reichtum ausblieb, leidet wahrscheinlich unter Wahrnehmungsproblemen.

Vermögenszugewinne

Den realen Zuwachs beim Privatvermögen nimmt nur eine kleine Minderheit wahr

Die Deutsche Bundesbank meldete für das erste Quartal 2014 einen Vermögenszuwachs bei den Privathaushalten um 54 Milliarden Euro. Das gesamte private Vermögen der Deutschen stieg somit auf 5.204 Milliarden Euro. Abzüglich der Verbindlichkeiten bleibt immer noch ein Netto-Geldvermögen in Höhe von 3.626 Milliarden Euro übrig.

Mitten in der Euro-Finanzkrise werden die deutschen Bürger immer reicher, bzw. konnten pro Kopf bis Ende März 2014 im Vergleich zum Vorjahr ein um rund 650,- Euro höheres Guthaben vorweisen. So lautet zumindest die Botschaft des Quartalsberichts der Bundesbank.

„Ein Drittel der Sparer hebt das Geld zuhause auf – Null Renditen“

Mitte April 2014 veröffentlichte die Bank of Scotland im Rahmen des Sparerkompass das Sparerverhalten der Bundesbürger. Demnach lag der Anteil der Sparer wie bereits im Vorjahr bei 60 Prozent. Ein Drittel der Sparer bewahrte das übrige Geld in den eigenen vier Wänden auf, also vollständig ohne Zinsen bzw. Renditen. Ein Anteil von 21 Prozent der befragten Bundesbürger gab an, gar kein Geld für das Sparen übrig zu haben und ein höheres Einkommen zur Bewältigung des Lebensunterhalts verwenden würden.

„Die Bürger sparen ja gar nicht. Sie geben das Geld schließlich aus“

Das Marktforschungsinstitut GfK will für den Monat Juni festgestellt haben, dass die Konsumenten ihr Geld lieber ausgeben oder nur für kurzfristige Ziele anlegten. Auslöser soll die Leitzinsabsenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) gewesen sein. Die Bürger konsumierten bevorzugt, statt das Geld bei Niedrigzinsen zu „verbraten“. Im Juli 2014 legten die Bundesbürger lt. den GfK-Konsumforschern sogar noch etwas drauf. Ein neues Hoch der Konsumlaune wurde festgestellt. In diesem Fall soll die Motivation für mehr Einkauf und weniger Sparen die „Erwartung höherer Löhne“ gewesen sein. Der GfK-Konsumklimaindex steigt bereits seit Monaten kontinuierlich.

„Die Bürger bilden sich das Ungleichgewicht nur ein“

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) rundete die Darstellungen über die Vermögen und Einkommen der Deutschen damit ab, dass eine sichtliche Schräglage zwischen dem Empfinden der Bürger und der Realität bestehe. Die Deutschen liegen mir ihrer gefühlten Wirklichkeit daneben. Die Einkommensverhältnisse seien in Deutschland viel weniger ungleich als die Bürger es empfinden.

Der größer werdende Graben zwischen Arm und Reich lässt sich klar ablesen

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hatte es im Februar 2014 auf den Punkt gebracht. Das Vermögen der Bundesbürger sticht zwar tatsächlich hervor, aber die Verteilung des Geldvermögens erzeugt in Deutschland einen immer tiefer werdenden Graben zwischen Arm und Reich. Bereits mit den Zahlen im Jahr 2012 nahm Deutschland im europäischen Vergleich die Spitzenposition in der Kategorie ungleiche Vermögensverteilung ein. Das Ungleichgewicht legt lt. DIW-Analysen seit mindestens 2002 jährlich zu. Besonders auffällig: Die Menschen mit ohnehin wenig Vermögen werden besonders stark zur Ader gelassen.

Wie passt das alles zusammen? Gar nicht!

Der „Otto-Normalverbraucher“ in Deutschland zieht trotz Niedrigzinsen das klassische Sparbuch bzw. ein Tagesgeldkonto als Geldanlage vor. Der nominale Vermögenszuwachs ist historisch gering und der reale Vermögenszuwachs (inflationsbereinigt) sogar im negativen Bereich. Rund ein Drittel der Sparer bunkert das Bargeld zuhause und reduzieren somit auch den nominellen Vermögenszuwachs auf eine glatte Null.

Es liegt auf der Hand, dass der „bundesweite“ Zuwachs des Privatvermögens auf das Konto der „Sparer“ geht, die sich bereits auf der Sonnenseite des immer tiefer werdenden Grabens befinden. Diese „Sparer“ sind jedoch nicht engagiert in Tagesgeldkonten und „Omas Sparbücher“, sondern aktiv im Wertpapiermarkt. Das Anlegen von einigen Millionen Euro bei teils sehr hohen Renditen an der Börse ist dem größten Teil der normalen Arbeitnehmern, geschweige Aufstockern, Arbeitslosen, Hartz-IV-Empfängern und Geringverdienern (jetzt teilweise Mindestlohn-Empfängern) verwehrt.

Sollten Sie in Ihrem Haushalt trotz der Milliarden-Zuwächse bei den Privatvermögen dennoch ein Minus feststellen, so könnte es sich um ein einfaches Wahrnehmungsproblem handeln.





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