SPD-Spitze will Sarrazin wieder zum Abschuss freigeben
Die SPD-Spitze probiert scheinbar wieder den Parteiausschluss des ungeliebten Mitglieds Thilo Sarrazin. Mit dem Ergebnis der Untersuchungskommission wurde der erfolgreiche Buchautor erneut zum Abschuss freigegeben.

Die SPD-Spitze versucht erneut einen Rauswurf Sarrazins aus der Partei
Überblick
Sarrazin habe der SPD einen schweren Schaden zugefügt
Die SPD-Spitze nimmt erneuten Anlauf, um ihren inzwischen verschmähten Parteigenossen Thilo Sarrazin in die Verbannung zu schicken. Eine eigens aufgestellte Untersuchungskommission sei lt. Spiegel zum Ergebnis gekommen, dass die von Sarrazin vertretenen Thesen nicht mit den Grundsätzen der SPD vereinbar seien. Er habe der Partei einen schweren Schaden zugefügt. Der Bericht der fünfköpfigen Kommission wurde vom SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil präsentiert.
Die Untersuchung bezog sich auf das von Sarrazin jüngst veröffentlichte Buch Feindliche Übernahme. Nun wolle SPD-Chefin Andrea Nahles beschleunigt agieren. Sie stehe vor einer schwierigen Entscheidung, so der Spiegel. Ein erneuter Anlauf für die Parteiausschließung Sarrazins wäre nun der dritte Anlauf.
Für Sarrazin scheinen die Vorwürfe der Partei-Spitze an den Haaren herbeigezogen. Der ehemalige Finanzsenator Berlins und (noch) SPD-Mitglied betonte, dass keines seiner Bücher gegen die Grundwerte der SPD verstoße. Die Kommission könne „endlos forschen.“ Gerne könne der SPD-Parteivorstand seine peinlichste Blamage mit dem Ordnungsverfahren vor acht Jahren wiederholen.
Die hilflos wirkende SPD bietet wieder ein Trauerspiel

Die Selbstdemontage steht bei den Sozialdemokraten offenbar im Kleingedruckten ihres Parteibuches. Ende 1990 zählte die SPD noch rund 944.000 Mitglieder. Im Juni 2018 lag die Zahl der SPD-Parteibuchbesitzer bei weniger als 450.000. Der fast ohne Unterbrechung anhaltende jährliche Mitgliederschwund hält somit seit mindestens 28 Jahren an. Es sieht eigentlich danach aus, als wenn die SPD den größten Schaden sich selbst zufügt. Mit Andrea Nahles an der Partei-Spitze und Martin Schulz als „vorab“ Spitzen-Kandidat ist bereits eine Art Endstadium erreicht.
Wie außer durch eine nostalgische Haltung sollen Wähler und Parteimitglieder auch nur einen Ansatz von Kompetenz vermuten, wenn die Parteispitze es nicht einmal gebacken bekommt, ein einziges Mitglied des Platzes zu verweisen?
Zur Unfähigkeit und ausgeübten Verzweiflungstaten gesellte sich jüngst auch eine erhebliche Arroganz. SPD-Generalsekretär Klingbeil erklärte Anfang November 2018 auf dem in der Versenkung stehenden Ross, dass die SPD selbst entscheide, ob sie eine Volkspartei sei oder nicht. Die SPD habe den Anspruch, die Politik für die Mehrheit der Menschen zu gestalten.
Die SPD-Führung und ihre Mitläufer sehen in den Käufern und Lesern der Sarrazin-Bücher offenbar unmündige Kleingeister, die es wieder auf den Rechten Weg zu bringen gilt. Immerhin schafften es alle 5 Bücher des chronischen Abschuss-Kanditaten auf Platz Eins der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Mit Sarrazin steht die SPD-Führung vor ein Dilemma. Es steht außer Frage, dass seine Bücher der die Menschen entmündigenden SPD-Politik entgegenstehen. Seine Schriften wurden jedoch weitaus öfters verkauft, als die Partei noch an Rest-Mitgliedern zählen kann. Tendenz weiter fallend. Der endgültige Ausschluss des „Querulanten“ könnte auch ein gewaltiger Schuss nach hinten werden. Sarrazin betonte wiederholt, von sich aus nicht aus der SPD austreten zu wollen.