Sinn: Marktberuhigung durch mehr Geld ist Trugschluss

Euro-System in der Sackgasse-

Die Hoffnung, die Kapitalmärkte mit immer mehr Geld zu beruhigen halten Hans-Werner Sinn und Friedrich Sell für einen Trugschluss und erwidern den Kritikern mit der Feststellung, dass sich das Euro-System in einer Sackgasse befände.

Hans-Werner Sinn
Hans-Werner Sinn vom
Münchener ifo-Institut

Der Chef des Münchener ifo-Instituts Hans-Werner Sinn und Friedlich L. Sell, von der Münchener Universität der Bundeswehr, halten ihren Kritikern entgegen, dass sich die „Hoffnung, die Kapitalmärkte mit immer mehr Geld zu beruhigen“, als ein Trugschluss herausstellen könnte.

Ihr Statement wurde in der Süddeutschen Zeitung (Mittwochsausgabe) und auch auf der Seite des ifo-Instituts veröffentlicht.

Demnach würde Deutschland erpressbar werden, wenn ein temporärer Austritt von „peripheren Euro-Ländern“ aus der Euro-Zone, u.a. von Gerhard Illing uns seine Assistenten, zum GAU erklärt werden würde. Die bisherigen Rettungspakete und Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) wären gegen deutsche Widerstände mit der Begründung, die Euro-Zone müsse in ihrer derzeitigen Form beibehalten werden, durchboxt worden.

Ein jüngeres Beispiel wäre der am letzten Donnerstag vom EZB-Rat beschlossenen Plan, die Aufkäufe von Staatsanleihen bald wieder aufzunehmen. Das geschah gegen „den erbitterten Widerstand von Bundesbankpräsident Jens Weidmann“.

„Soll das so weitergehen, bis bei uns nichts mehr zu holen ist?“

Der Anteil des deutschen Staatsrisikos aus die inzwischen auf rund 1,5 Bio. Euro angewachsenen Euro Rettungskrediten, reichte bereits an die 800 Mrd. Euro heran, falls diese Summe nicht bereits schon überschritten worden sei.

Die Schuldenprobleme Europas wollte man bereits bei der Einführung des Euros lösen. Einige Jahre habe es funktioniert, die Zinsen der überschuldeten Südländer durch die „unbegrenzte Feuerkraft der gemeinsamen Zentralbank“ auf das deutsche Niveau zu drücken.

Die Zinslasten der EU-Südländer gingen massiv zurück. Innerhalb eines Jahrzehnts wären im Falle Griechenlands und Italiens ein Rückgang von mehr als zehn Prozent auf weniger als fünf Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) erreicht worden. Die Einsparungen durch niedrigere Zinsen wären für Italien höher ausgefallen als sein gesamtes Mehrwertssteueraufkommen.

Dennoch könne nicht die Rede davon sein, dass diese Länder mit Sparsamkeit reagiert hätten. Heute sei Italiens Schuldenquote ebenso hoch wie im Jahr 1995 beim Gipfel in Madrid. als der Euro verkündet wurde. Die Schuldenquote Griechenlands sei seitdem um zwei Drittel angestiegen.

„Der ganze Vorteil wurde verfrühstückt“

Mit riesigen Krediten der EZB, die ab dem Herbst 2007 vergeben wurden, ginge es weiter, die Zinsen zu drücken, so wie es seit Mai 2010 mit einem Rettungspaket nach dem anderen fortgesetzt worden wäre. Letztendlich seien die deutschen Steuerzahler und Rentner allmählich immer mehr in die Haftung genommen worden, „ohne dass man sie jemals gefragt hat, was sie von der ganzen Sache halten“.

Immer wieder hätte es Stimmen wie „jene von Gerhard Illing“ gegeben, mit den Hinweisen, dass die Entwicklung alternativlos sei. Würde man aufhören, mehr „Geld auf den Tisch zu legen“, um den Schulden-Staaten die Zinslast zu senken, breche alles zusammen. Legte man jedoch „hinreichend viel Geld auf den Tisch“, wäre wieder alles gut, weil sich die Kapitalmärkte beruhigten.

Mit dem Fortschreiten der Krisen und der „Leerung des Portemonnaies der Retter“, stumpfte die anfängliche Überzeugungskraft dieses Arguments jedoch ab. Das ganze Geld, „das im Schaufenster lag“, sei genommen worden. Der Großteil würde auch nicht mehr zurückkommen, da die Wettbewerbsfähigkeit der Länder durch „die Euro-Party mit niedrigen Zinsen“ verlorenen gegangen sei. Die Länder müssten abwerten, da sie heute viel zu teuer geworden seien, aber sie könnten es nicht.
„Das Euro-System steckt in einer Sackgasse“. Das „Leben in dieser Sackgasse“ wäre nur wieder halbwegs erträglich, wenn man stets wieder neues Geld gäbe., dennoch wäre es keinem möglich, auf diese Weise aus der Sackgasse zu entkommen. Die Kräfte, die nach einem Ausweg suchten, würden sogar gegenteilig im vielen Geld erstickt werden.

„Das ganze hilft nur den internationalen Finanzinvestoren“

Nur eine Gruppe würde das Ganze helfen. Das wären die internationalen Finanzinvestoren. Darunter befinden sich auch eine Reihe von deutschen. Diese hätten ihr Geld in Südeuropa angelegt und suchten jetzt „nach einem Dummen“, der ihnen die von den Krisenländern emittierten „toxischen Papiere“ abkaufte.

Ihr Anlagenschrott, den sie den Steuerzahlern der im Augenblick noch soliden Ländern aufbürden würden, erreichte immer größere Anteile, je länger sie es schafften, die Rettung zeitlich zu dehnen und Europa damit hinderten, sich den „schmerzlichen Wahrheiten zu stellen und die Euro-Zone neu zu adustieren“.

Die Regierungen der EU-Länder könnten „das Unvermeidliche“ dann immer noch realisieren, aber die Finanzinvestoren hätten ihr Vermögen „gerade noch rechtzeitig vor dem Gewitter in die sichere Scheune bringen können“.

Bild: ifo-Institut – Quelle: ifo-Institut

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