Sinn: Griechenland sollte Eurozone verlassen
Einleitend zum anstehenden Treffen der Eurogruppe am heutigen Montag, bekräftigte ifo-Chef Hans-Werner Sinn den notwendigen Euro-Austritt Griechenlands. Für die Bevölkerung sei das Verlassen der Eurozone wohl der beste Weg.
Griechenland raus aus Währungsgemeinschaft für einen „Reset“ der Wirtschaft
Euro-Austritt Griechenlands mit Schuldenschnitt und Rückkehr-Option
Am Montag steht die Sitzung der Eurogruppe an und stellt gleichzeitig ein Aufeinandertreffen von der Athener Regierung und der „Rest-Eurozone“ dar. Im Mittelpunkt steht die künftige Schulden-Politik Griechenlands und damit auch die Zukunft der Währungsgemeinschaft.
Der Erfolg der bisherigen Versuche“, das hochverschuldeten Euro-Land zu retten, ließe sich an den Wirtschafts- und Arbeitslosenzahlen Griechenlands kurz und bündig ablesen. Das südeuropäische Euro-Mitgliedsland steht im Jahr 2015 weit aus schlechter da als kurz nach dem Ausbruch der Banken- und Finanzkrise. Über 300 Mrd. Euro Gesamtschulden, eine Schuldenquote von gut 175% des Bruttoinlandsprodukts (BIP), eine um rund 25% eingebrochene Wirtschaft, Massenarbeitslosigkeit und um 30% gesenkte Einkommen ebneten das Land fast vollständig ein. Das bis zuletzt von Brüssel verteidigte Rezept: Weiter sparen!
Die Schulden Athens sind auch beim besten Willen nicht mehr zu begleichen. Die Spar-Diktate führten Griechenlands Bevölkerung an den Rande des Abgrunds, schufen aber keinerlei Grundlagen für den Wiederaufbau des Landes. Auf der einen Seite fehlt Griechenland ein neues Geschäftsmodell und auf der anderen Seite sind die Produktionskosten der Unternehmen zu hoch. Griechenlands Wirtschaft kann international nicht konkurrieren. Eine individuelle Abwertung der eigenen Arbeitsleistungen ist aufgrund des starren Euros nicht möglich, daher sehen die „Retter“ lediglich in den Reduzierungen der Einkommen und Sozialleistungen einen Ausweg.
Dieser von der EU eingeschlagene Weg ist nicht nur für den Chef des Münchner ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, ein Irrweg. Das Spardiktat der Troika, basierend auf vom Internationalen Währungsfonds (IWF) teils bewusst vorgenommenen Fehleinschätzungen zu Griechenlands Entwicklung, stand aus zahlreichen Richtungen heftig unter Beschuss. Hans-Werner Sinn geht jedoch einen Schritt weiter und fordert (erneut) die Rückkehr Griechenlands zu einer eigenen Währung. Angesichts aller gescheiterten „Rettungsaktionen“ helfe „nur noch die Drachme“, so Sinn zu BILD (Montagsausgabe).
Der neuen griechischen Regierung bescheinigt Sinn ein riskantes Spiel. Der griechische Finanzminister gab demnach offen zu, dass sein Land pleite sei, forderte allerdings neue Hilfsmilliarden ein. „Ich glaube, ein Austritt ist besser für die griechische Bevölkerung“, so der Ifo-Chef. Dem Euro-Austritt müsse jedoch ein Schuldenschnitt vorangestellt sein. Die Auslandsschulden müssten teilweise gestrichen werden. Zu einem späteren Zeitpunkt könne Griechenland wieder in die Eurozone zurückkommen, aber „nur der Austritt verhindert, dass Griechenland bei anderen Staaten immer wieder neue Schulden macht, die anschließend erlassen werden müssen“, so Sinn zu BILD.