Niedriglohnbeschäftigung nimmt immer größere Ausmaße ein
Die Niedriglohnbeschäftigung im Bundesgebiet nimmt immer größere Ausmaße an. Der Mindestlohn brachte lediglich nur eine vorübergehende Verbesserung mit sich und nur die wenigsten können sich aus der Niedriglohn-Falle befreien.

Den Niedriglohnbeschäftigten werden virtuelle Ketten angelegt
Überblick
Eines der größten Niedriglohnsektoren Europas
Wer als Arbeitnehmer einmal im Niedriglohnsektor gelandet ist, hat „gute Chancen“, aus diesem Umfeld so schnell nicht mehr herauszukommen. Inzwischen weist der deutsche Arbeitsmarkt eines der größten Niedriglohnsektoren in Europa auf und dies als eines der reichsten Länder dieser Erde. Alleine aus diesem Blickwinkel heraus, drängt sich die Frage auf, wem oder was dieser Reichtum eigentlich zugute kommt. Natürlich der „Wirtschaft“. In den vergangenen Jahren gab es deutlichen Wachstum und der Arbeitsmarkt prosperiert noch immer. Dennoch stieg der Anteil der im Niedriglohnbereich beschäftigten Arbeitnehmer weiter an, oder eben gerade deshalb. Rund 8 Millionen Beschäftigte im Bundesgebiet erhalten weniger als 10,80 Euro pro Stunde, also inzwischen rund jeder vierte Arbeitnehmer. Im europäischen Durchschnitt ist rund jeder sechste betroffen, so DIW-Chef Marcel Fratzscher in einem Gastbeitrag für Zeit Online (17.05.2019). Mit diesen 8 Millionen Betroffenen handelte es sich um Hauptjobs, also die vermeintliche Grundlage, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.
Politik bekämpft Symptome und nicht die Ursachen
Die Politik unternehme zwar große Anstrengungen, den deutschen Sozialstaat zu reformieren und zu verbessern, bekämpfe dabei allerdings nur die Symptome und nicht die Ursachen. Fratzscher hebt hervor, dass die Wurzeln des Problems direkt im Arbeitsmarkt zu finden seien. Es sei schlicht Tatsache, dass viele Arbeitnehmer ungewöhnlich geringe Stundenlöhne erhielten. Heute täten sie sich schwer, ihre Mieten zu bezahlen und seien auf Wohngeld angewiesen und im Rentenalter haben sie nur einen Anspruch auf eine niedrige Rente.
Das Dilemma bestehe auch darin, dass die Mobilität dieser Betroffenen sehr niedrig sei und die große Mehrheit lediglich geringe Chancen habe, diesem Niedriglohnsektor zu entkommen. Gleichzeitig stehen immer mehr Menschen mit Anspruch auf soziale Leistungen einem Sozialstaat mit immer weniger Mitteln gegenüber.
In den 1990ern betrug der Anteil der im Niedriglohnbereich Beschäftigten rund 16 Prozent. Heute sind es 24 Prozent, so Fratzscher. Dies habe allerdings nichts mit dem zu tun, dass die Arbeitnehmer mit einem niedrigen Lohn abgehängt worden seien, während der Referenzwert bei den Stundenlöhnen anstieg, sondern sogar das Gegenteil sei der Fall. Sei Mitte der 1990er sei der reale Stundenlohn des Medians kaum angestiegen. Vielmehr führten gesunkene Reallöhne bei rund einem Drittel der Beschäftigten im Niedriglohnsektor zu dessen Ausweitung. Die Beschäftigten in den untersten 10 Prozent des Niedriglohnbereichs erhielten heute um 10 Prozent geringere Reallöhne als 1995. Im Gegenzug seien die Reallöhne der oberen Hälfte deutlich gestiegen. Immerhin führte die Einführung des Mindestlohns im Jahr 2016 zu einer Verminderung des Niedriglohnausmaßes. Allerdings nur vorübergehend, denn seit 2017 zeigten sich wieder ansteigende Tendenzen.
Viele bezeichneten die Beschäftigung im Niedriglohnbereich als Sprungbrett für den künftigen Aufstieg. Dies sei mitnichten der Fall. Fast zwei Drittel der betroffenen Menschen blieben auf mittelfristiger Sicht innerhalb des Niedriglohnsektors, so das Ergebnis der DIW-Studie. Von einer vorübergehenden Phase im Erwerbsleben könne daher keine Rede sein. Das liege schon alleine daran, dass nur die wenigstens es schafften, sich durch Fortbildung bzw. Qualifikation und den daraus resultierenden Aufstieg selbst aus den Niedriglohnsektor befreien könnten. Die Niedriglohnbeschäftigung ist für die meisten kein Nebenjob sondern die Hauptbeschäftigung.
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