Mühselige Rechnerei: Deutsche könnten locker Griechenlands Schulden zahlen
Rechnerisch wäre es ein „Klacks“, Griechenland von den Schulden zu befreien. Dafür müsste ein jeder einzelne Deutsche „nur“ auf 1 Monat Gehalt verzichten. Mühselige Hypothesen, um unliebsame Fakten noch mehr zu verwischen.
Dem unfreiwilligen Risikoträger wird vorgerechnet, dass er sich nicht so „anstellen“ solle
Überblick
Meckert der Deutsche nur wieder über Kleinigkeiten?
Griechenlands Staatsschulden betragen knapp 320 Milliarden Euro. Ein Abtragen dieser Schuld ist nicht in Sicht. Im Gegenteil. Athen gerät bereits unter massiven Druck, wenn nur der nächste Termin der fälligen Zinszahlung, vornehmlich an den Internationalen Währungsfonds (IWF), fällig wird. Soviel zu den sogenannten „Hilfs- oder Rettungspaketen“.
„Hilfspakete“ hören sich nach Selbstlosigkeit an, sind aber nichts anderes als reine Kreditzahlungen mit auf Zinsen hoffenden Gläubigern. Im konkreten Fall Griechenland handelt es sich dazu noch um einen Kreditnehmer mit sehr miserabler Bonität. Dennoch steckten die Geldgeber weitere Milliarden für die Rettung Athens hinein, nur um das Land in der Eurozone halten zu können. Mit der Umwälzung der Risiken auf die Steuerzahler ein leichtes Spiel.
Allerdings wäre es ein „Leichtes“, Griechenland von den Schulden zu befreien. Dafür müsste jeder Deutsche „nur“ auf ein bisschen mehr als ein durchschnittliches Monatsgehalt verzichten. Für jeden Bewohner Deutschlands knapp 4.000 Euro, um die 318 Milliarden Euro Schulden Griechenlands zu begleichen, so die Berechnung von focus.de (Sonntag).
Um diese „Kleinigkeit“ noch besser hervorzuheben, zeigte Focus den umgekehrten Weg auf, wie es aussähe, wenn die Griechen die Staatsschulden Deutschlands begleichen müssten. Zwar sei Deutschlands Schuldenquote mit 78 Prozent zwar wesentlich geringer als die Schuldenquote Griechenlands (175%), aber in absoluten Zahlen steht Deutschland mit 2,2 Billionen Euro in der Kreide. Rund das 7-fache wie Athens Schulden. Bezogen auf die weitaus geringere Bevölkerungszahl müsste jeder einzelne Grieche rund 220.000 Euro berappen, um Deutschlands Schulden auf Null zu bringen.
Wahrlich, nur eine „Kleinigkeit“ für jeden einzelnen Deutschen, der im Schnitt über knapp 4.000 Euro monatlich verfügt. Eine abenteuerliche Berechnung angesichts der vielen Millionen Arbeitnehmer, die mit „Hängen und Würgen“ zu Beginn 2015 in den Bereich des Mindestlohns erhoben wurden. Gewissenhaft wird wieder einmal „völlig übersehen“, wie der Schuldenberg Griechenlands überhaupt entstanden ist. Griechenland war vor dem Ausbruch der sog. „Finanzkrise“ kein Muster-Knabe und stand bei rund 120 Prozent Schuldenquote. Allerdings führte der Zusammenbruch des privaten Bankensektors zu einer Kette von Rettungsmaßnahmen, die die Regierungen der Länder zu Hilfszahlungen an die „systemrelevanten“ Geldhäuser zwang. Die eigentliche Bankenkrise zog Athen letztendlich völlig in den Abgrund.
Mit den „Hilfsgeldern“ an Griechenland wurden zu knapp 90 Prozent die privaten Investoren und Gläubiger bedient. Die Milliarden jedoch wurden auf die Rechnung an Athen geschrieben, mit allen bisher bekannten Folgen. Das Wort „Bankenkrise“ findet in der EU-Politik, geschweige in den Hauptmedien nur sehr selten eine Verwendung. Private Großinvestoren werden gerettet, die Schulden Athen und seinen Bürgern angehängt und die Risiken auf den Rücken der Steuerzahler gebunden. Diesem Steuerzahler wird nun vor Augen gehalten, dass es nur ein „Klacks“ für ihn wäre, um das Thema Griechenland-Schulden endlich aus der Welt zu schaffen.
Deutsche besitzen im Durchschnitt das 11-fache des monatlichen Durchschnittslohnes
Im Jahr 2014 häuften die Deutschen ihr Geldvermögen um rund 34,5 Milliarden Euro auf und sitzen nun auf einem Berg von ca. 5 Billionen Euro. Das Netto-Geldvermögen der Deutschen betrug lt. Deutsche Bundesbank zum Ende 2014 3,43 Billionen Euro an. Damit besitzt „eigentlich“ ein jeder Deutsche im Schnitt knapp 43.000 Euro, der Immobilienbesitz ist noch gar nicht mit eingerechnet. Wie üblich wird bei solchen „Durchschnitts-Darstellungen“ die reale Vermögensaufteilung ebenfalls gerne beiseite geschoben.