Mindestlohn & Niedriglohn – Statistisch schöngerechnet
Von der Mindestlohnanhebung im Oktober 2022 profitierten rund 5,8 Millionen Arbeitnehmer. Eine Zahl, die auf den ersten Blick zum Jubeln einlädt, aber dennoch nur das massive Ausmaß der „Hungerlohn-Szene“ beschreibt.
Überblick
Prekäre Beschäftigungen schön gerechnet

Armut trotz Einkommen – Mindestlohn Schönrechnerei für prekären Arbeitsmarkt
Ein positiv anmutende Zahl, welche aber doch die allgemein prekäre Lage im Arbeitsmarkt beschreibt. Nachdem lt. dem Statistischen Bundesamt (Destatis) im vergangenen Jahr der Reallohn im Schnitt um 2,3 Prozent gesunken ist, waren doch die Mini-Job-Arbeitnehmer die einzige Gruppe, welche mit einem dünnen Reallohn-Plus von 0,6 Prozent aus dem Jahr 2022 hervor gegangen sind.
Nun meldete die öffentliche Statistikeinrichtung rund 5,8 Millionen Arbeitsstellen, die von der Erhöhung des Mindestlohns zum 01. Oktober 2022 betroffen waren. Ab diesem Zeitpunkt gilt eine Lohnuntergrenze von 12 Euro und damit der Betrag, der vor allem vom Bundesarbeitsminister Hurbertus Heil (SPD) bereits vor Jahren mantra-artig beschworen wurde. Allerdings ergibt sich dieser Betrag nach den automatischen Anhebungen ohnehin irgendwann, von einem Zeitpunkt für das Erreichen dieser Marke war dagegen nie die Rede.
Die rund 5,8 Millionen von der Mindestlohnanhebung betroffenen Arbeitsstellen nehmen einen Anteil von 14,8 Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse ein. Destatis stellt die im Durchschnitt um 9,6 Prozent angehobenen Löhne für den Niedriglohn-Bereich als einen Erfolg dar. Doch der große Anteil dieser Mini-Job Stellen im Arbeitsmarkt ist tatsächlich ein Trauerspiel und verdeutlicht die als „Norm“ erklärte prekäre Lage von nun annähernd 6 Millionen Menschen trotz Berufstätigkeit.
Vom Niedriglohnsektor „befreit“?
Mit der Anhebung des Mindestlohnes sind viele Arbeitnehmer aus dem Niedriglohnsektor emporgehoben worden, so die Darstellung von Destatis. Im Oktober 2022 waren 15 Prozent der Menschen im Angestelltenverhältnis im Niedriglohnsektor, also rund ein jeder siebte Beschäftigte. Das Einkommen im Niedriglohnsektor entspricht weniger als zwei Drittel des mittleren Verdienstes. Rund 6,1 Millionen Arbeitnehmer erhielten im Oktober 2022 weniger als 12,76 Euro pro Stunde (brutto) und waren somit im Niedriglohnsektor angesiedelt. Im April 2022 lag die Anzahl noch um 1,5 Millionen Arbeitsstellen höher. Der Anteil der niedrig entlohnten Jobs in sämtlichen Berufssparten ist im Laufe des Jahres 2022 von 19 auf 15 Prozent gesunken.
Eine reine Zahlen-Spielerei. Der Mindestlohn liegt bei 12 Euro, die Niedriglohngrenze liegt bei 12,76 Euro. Die anhaltende Inflation, trotz Rückganges im Mai 2023 noch immer bei 5,8 Prozent, lässt von den Lohnerhöhungen im Mindestlohnbereich so gut wie nichts mehr übrig.
Man kann auch schönrechnen
So beschreibt Destatis, dass der Mindestlohn gemäß einer EU-Richtlinie bei 60 Prozent des mittleren (gemessen am Median) Verdienstes liege solle. Im Oktober 2022 lag der bundesweite mittlere Bruttostundenverdienst bei 21,29 Euro für mindestlohnberechtigte Vollzeitbeschäftigte. Damit entsprach der Mindestlohn von 12 Euro einem Anteil von 56,4 Prozent. Das liegt noch unter dem Wert gemäß EU-Richtlinie. Doch mit einem (faulen) statistischem „Argument“ kommt man dann doch auf einen Anteil von 63,4 Prozent. Dazu brauche man lediglich für die Gesamtberechnung auch alle Mindestlohn-Arbeitsstellen mit einberechnen und schon kommt man auf einen mittleren Verdienst von nur noch 18,94 Euro. Dieser Abwärtsschritt verdeutlicht wiederum nur das massive Ausmaß der Hungerlohn-Beschäftigungen.
Dazu gibt es auch eine „Bund-Richtlinie“, die besagt, dass Einkommen, die bei weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens liegen, die sog. Armutsgefährdungsgrenze markieren.
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