Meinungsbildung: Aussage von Milizen-Kommandant offenbar verdreht
Die Aussage, die Volksmilizen in der Ost-Ukraine verfügten über ein Buk-Raketen-System, wurde von den Medien angenommen. Immerhin erzählte ein Kommandant der „Rebellen“ davon. Doch offenbar ging man einem alten aber perfiden Trick auf den Leim. Sätze und Wörter einer Aussage werden so lange verdreht und neu sortiert, bis der gewünschte Inhalt entstanden ist.
Trotz aller Anschuldigungen ist noch immer unklar, wer auf den Knopf drückte
Überblick
Wort- und Sinnverdrehungen gehören zum Alltag der Medien
Durch das einfache Weglassen von letzten Satzteilen einer Aussage, kann der Sinn sogar ins Gegenteil verdreht werden. Über die perfiden Tricks der Medien beschwerten sich bereits vor Jahrzehnten prominente Teilnehmer in der deutschen Politik. Verdrehungen, Weglassungen und „aus den Zusammenhang gerissen“, alltägliche Werkzeuge, um den gewünschten Inhalt einer völlig anderen Aussage an die Öffentlichkeit zu tragen. Das ist „Meinungsbildung“ und in alt-herkömmlicher Art und Weise..
Die Aussage nach der Reuters-Version
Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters führte mit dem Kommandeur der ukrainischen Volkswehr-Bataillons Wostok, Alexander Chodakowski, ein Gespräch. Reuters wurde seiner Aufgabe gerecht und verteilte das Interview an die weltweite Presse. In den deutschen Medien bestimmte die Aussage „Prorussischer Kommandant bestätigt: Volkswehren verfügten über Buk-Raketen“ die Schlagzeilen.
Nur wenige Stunden später dementierte Chodakowski die Aussage Reuters und stellte klar, das Gespräch mit dem roten Leitfaden, „die Volksmilizen verfügten über keine Buk-Abwehr-Raketen“, geführt zu haben. Chodakowski erklärte, die Fragen des Korrespondenten dahingehend beantwortet zu haben, falls die Milizen ein Buk-System besessen hätten. Es wurden verschiedene (hypothetische) Möglichkeiten durchgespielt.
Die Medien berichteten vereinzelt von einem „Rückzieher des Kommandanten“. Chodakowski ließ das Interview mit Reuters offenbar per Videokamera aufzeichnen und die Aufnahme liegt nun RIA-Novosti vor.
Die Aussage nach RIA-Novosti Version
Demnach zeige das Video, dass Chodakowski im Interview mit Reuters klar darlegte, dass sein Bataillon über keine Buk-Systeme verfügte. „Nein, dem Wostok-Bataillon wurden keine Buk übergegeben. Das sage ich Ihnen ganz eindeutig. Das ist absolut sicher. Wir haben tragbare Fla-Raketen, die haben jedoch eine beschränkte Schusshöhe“, so Chodakowski von Ria Novosti zitiert.
Der Reuters-Korrespondent hakte demnach nach und bat den Kommandanten die bereits umlaufenden Versionen und Vermutungen über die Schuld der Milizen oder des Militärs der Ukraine zu analysieren. „Lasst uns die Versionen diskutieren, die es gibt. Ich kann über keine eigene Version sprechen. Nehmen wir an, dass Buk von den Aufständischen eingesetzt wurde – unter der Annahme, dass sie es hatten“, so der Kommandant. Hätte ich eine solche Waffe, „würde ich sie nie gegen ein Ziel einsetzen, das für mich keine militärische Bedrohung darstellt“.
Die Frage des Reuters-Korrespondenten, ob man annehmen könne, dass die Rebellen auf ein Militärflugzeug geschossen haben, aber irrtümlich die Passiermaschine trafen, beantwortete Chodakowski lt. RIA folgend: „Wenn diese Buk gehabt hätten, könnte man das annehmen“.