Mehr Arbeit, weniger Lohn – Niedriglohnsektor floriert
Immer mehr Arbeit für immer weniger Lohn. Die Wahrheit dieser These kommt immer klarer zum Vorschein. Bereits über 4 Millionen Menschen in der Bundesrepublik arbeiten in Vollzeit im Niedriglohnsektor.

Steigende Obdachlosigkeit ist auch eine Folge der vorherrschenden Entwicklung
Überblick
Heute arm durch Niedriglohn, morgen noch ärmer als Rentner
Wer einer Beschäftigung in Vollzeit nachkommen kann, müsste doch locker die Ehefrau, zwei oder drei Kinder versorgen können, die monatlichen Raten für das Auto, das Haus oder ggfs. die Miete aufbringen und die Nebenkosten stemmen können. Dazu noch einmal im Jahr in Urlaub fahren. Dieses klassische Bild einer „typischen Familie“ gehört längst der Vergangenheit an. Inzwischen sind die Preise weiter angestiegen, und die Steuern sowie Abgaben angehoben worden. Gleichzeitig gingen insbesondere zwischen 2000 und 2010 die effektiven Löhne abwärts, obwohl die Effektivität der von Berufstätigen eingesetzten Arbeitskraft angestiegen ist.
Inzwischen arbeiten im Bundesgebiet rund 4,2 Millionen Menschen bei Vollzeit zu einem Niedriglohn, so BILD (Freitag) unter Berufung eine Antwort der Bundesregierung. Die Linken-Fraktion fragte nach. Die Schwelle des Niedriglohns liegt demnach bei einem Verdienst, der unter zwei Drittel des durchschnittlichen Einkommens liegt. Aufgeteilt in alten und neuen Bundesländern liegt diese Schwelle bei 2.226 Euro bzw. 1.733 Euro brutto.
Hartz-IV sollte eigentlich die unterste Messlatte sein
Das beschriebene klassische Familienbild, welches noch in den vergangenen 70ern durchaus realistisch erschien, ist bereits bei einem Durchschnittslohn eine Herausforderung. Für einen Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor jedoch eine Utopie. Das zeigen vor allem die Zahlen zu den erforderlichen Einkommen, damit wenigstens eine grundlegende Sicherung des Lebensunterhaltes gewährleistet sein könnte. Gelder im Rahmen von Hartz-IV sind nicht gerade dafür berühmt, einen überschweifenden Lebensstil zu pflegen. Ein von Hartz-IV abhängiger Haushalt mit zwei Kindern verfügt lt. Bundesagentur für Arbeit im Schnitt über ein Budget von 2.144 Euro im Monat. Sind es drei Kinder, liegt der Betrag bei 2.735 Euro.
Von 100 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten arbeiten knapp 20 für einen Niedriglohn. In den neuen Bundesländern liegt die Quote bei fast einem Drittel, wobei Mecklenburg-Vorpommern mit beinahe 40 Prozent die traurige Spitze bildet. Vor allem Frauen sind mit einer Quote von 27,1 Prozent weitaus stärker von Niedriglohn betroffen als Männer (16,2 %). Betroffen sind lt. BILD vor allem die Branchen Gastgewerbe und Reinigung, also der Dienstleistungssektor.
Hinzu kommt noch, dass vor allem die im Niedriglohnsektor arbeitenden Menschen eine Garantieplakette für die spätere Altersarmut aufgedrückt bekommen.
Der „Wirtschaft“ geht es aber blendend
Im Jahr 2004 lag der DAX bei rund 4.130 Punkten. Heute befindet sich der Aktienindex im Bereich von 11.330 Punkten. Ein Anstieg um rund 180 Prozent. Im gleichen Zeitraum stiegen die nominalen Löhne um knapp 35 Prozent an. 34,8%. Im Jahr 2010 hat die Entwicklung des Verbraucherpreisindex die Entwicklung der Nominallöhne eingeholt. Sprich, die Reallöhne sinken weiter ab. Noch nicht eingerechnet ist die kalte Progression, bei dem der „Fiskus“ aufgrund der nicht-linearen Steuerberechnung nach Anhebung des Nominallohnes tiefer zugreift.
Diese Entwicklung muss möglichst gut verpackt werden
Die Politik ist gar nicht in der Lage, diese Entwicklung zu stoppen oder gar umzukehren. Egal welche Farbe die aktuell installierte Regierung repräsentieren mag. Dazu müsste sie letztendlich das vorherrschende System Geldschöpfung und Zins (Zinseszins) einstampfen. Die eigentliche Herausforderung für die Bundesregierung(en) ist, diese unvermeidbare Entwicklung derart zu verpacken, dass sie von der Bevölkerung im besten Falle gar nicht erst erkannt wird. Zumindest aber muss sie „verdaulich“ aufbereitet werden.