Martin Schulz: Der neue Messias der Medien

Politik & Medien-


Die Medien heben den SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz als „Heilsbringer und Erlöser“ aus Zeiten der Finsternis hervor. Doch bestehen Zweifel, ob die schon einer Sekte anmutenden Glaubensformeln die ehemalige sozialdemokratische Partei aus den realen und selbst verschuldeten Depressionen befreien kann. Noch eher gleicht die Medien-Kampagne einer Parodie.

Martin Schulz – Das Goldene Kalb der Medien

Menschenfänger
Die Medien probieren's halt mal wieder

In der Bundesrepublik scheint ein neuer Messias die politische Bühne betreten zu haben. Mit der Rückkehr des SPD-Mannes und ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz entdeckten Parteigenossen und ganz besonders die privaten wie auch öffentlich-rechtlichen Medien den neuen Heilsbringer für die schwer angeschlagenen (sogenannten) Sozialdemokraten.

Kaum stand die Ablösung Sigmar Gabriels als SPD-Chef und potenzieller Kanzlerkandidat von Martin Schulz fest, stürzten sich die rein objektiven Statistiker auf die repräsentativen Meinungen der Bundesbürger. In der Wählergunst von Null auf Gleichstand mit CDU-Kanzlerin Angela Merkel. Was für ein Auftakt. Gäbe es da nur die Möglichkeit der Bundesbewohner, den Kanzler direkt zu wählen. Aber dies wird durch die „repräsentative Demokratie“ verhindert, in der nicht rechtsfähige und von der „Klausel des organisierten Verbrechens“ ausgenommene Vereine ihre linientreuen Mitläufer den Wählern zur Abgabe ihrer Stimme präsentieren. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG, 25.07.2012) zum „Null und Nichtig“ erklärten Verfahrens der Bundestagswahl im Zusammenhang mit den verwendeten Landeslisten blendeten die Bundesregierung sowie Medien fast vollständig aus. So vollzog man die Bundestagswahl 2013 wie bisher. Zum Ausgleich verzettelten die zur Aufklärung gedachten Medien die Öffentlichkeit mit den Problemen rund um die Überhangmandate, die vom BVerfG als ein weiteres Problem identifiziert wurden.

So wird nun auch die Bundestagswahl 2017 angesteuert und der „verlorene Sohn“ Martin Schulz als der Hoffnungsträger der arg geschundenen SPD hochstilisiert. Die Partei, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zusammen mit den Grünen den ersten und dazu noch völkerrechtswidrigen Bundeswehreinsatz im ehemaligen Jugoslawien befehligte. Die Sozialdemokraten, die im rot-grünen Zusammenspiel mit Agenda 2010 die größte Demontage am sozialen System vollbrachten (verbrachen) und so ganz nebenbei zugunsten der privaten Versicherungswirtschaft die gesetzliche Rente in den Abgrund stießen.

Aus welchem Holz der Politiker aus der Reihe der „Sozialdemokraten“ eigentlich geschnitzt ist, zeigte Schulz selbst unmissverständlich anhand seiner eigenen Absonderungen. „Was Flüchtlinge uns bringen, ist wertvoller als Gold“, so der neue SPD-Spitzenkandidat und ließ dabei Hinweise auf Ironie vermissen. Immerhin zeigte er offenbar Verständnis für die scheinbare Ferne der EU-Politik von den Menschen innerhalb des Gebietes: „For many people, politics in Brussels and Strasbourg might as well be happening on another planet.“ Für die Bundespolitik dürfte ihm allerdings die Einsicht, „You have to let the people vote when it comes to a new constitution“, wieder abhanden kommen.

Die persönliche Erkenntnis, warum sich die Menschen in der EU emotional nicht fesseln ließen („The problem with us EU politicians is that we approach everything with cool rationality, and then wonder why we don’t win people over emotionally.“), nehmen sich Schulz und die Medien für die Bundestagswahl 2017 offenkundig zu Herzen. Die von ARD, ZDF, Print- und weiteren Online-Medien an die Öffentlichkeit gepressten Präsentationen des neuen Helden und Glücksbringers Schulz erinnern an die Aufmache der Erlöser-Zeitschriften „Erwachet“ und „Wachturm“ einer hausierenden Glaubensgemeinschaft.

Mit Martin Schulz findet sogar die als Totschlag-Argument umfunktionierte Bezeichnung des „Populisten“ wieder einen positiven Touch. Martin Schulz sei ein „Populist im besten Sinne“, so das zur Selbsteinschätzung scheinbar stets in der Stratosphäre verweilende Chefredaktionsmitglied der Süddeutschen Zeitung Heribert Prantl.

Die Medien überschlagen sich buchstäblich mit ihrem kreischenden Jubel und blenden die negativen Aspekte dieser Person erfolgreich aus. Dabei handelt es sich nicht um den Wunsch des SPD-Kandidaten, dass die SPD den Anspruch haben müsse, die stärkste Partei zu werden, auch nicht um die anspruchslose Feststellung „beliebter als Gabriel“ zu sein. Schulz ist ein Befürworter und Verfechter der gegen Russland verhängten Sanktionen aufgrund nie belegter Vorwürfe der Einmischung offizieller Truppen im Ukraine-Konflikt. Der SPD-Politiker warnte vor einer Aufweichung der Sanktionen und ermahnte zur Geschlossenheit. Eigene wirtschaftliche Nachteile müssen in Kauf genommen werden. An dieser Einstellung hielt Schulz bis mindestens Herbst letzten Jahres fest. Nicht die EU habe es in der Hand, die Sanktionen zu lockern, sondern Moskau. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2016 betonte der damalige EU-Parlamentspräsident, dass Moskau versuche in die EU einen Keil zu treiben. Der SPD-Kanzlerkandidat unterstützte die Visa-Freiheit für die Einreise von Ukrainern in die EU.

Ob sich die Bundesbewohner vom Tanz um das Goldene Kalb einlullen lassen, kann getrost angezweifelt werden. Dafür sind die angestimmten Jubeltöne der hiesigen Medien einfach zu plump und durchsichtig.


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