Magere 0,3% Inflationsrate in Eurozone September 2014 – Machtlose EZB?
In der Eurozone rutschte die Inflationsrate auch im September 2014 weiter nach unten ab. Lediglich 0,3% gegenüber dem Vorjahr. Die scheinbar machtlose EZB muss langsam zusehen, wie sie den berühmten Hasen aus dem Zylinder holen könnte. Mit weiteren „unkonventionellen Mitteln“ nach der nächsten EZB-Ratssitzung kann zumindest gerechnet werden.
Die Banken werden ihre Pforten für eine nächste Geldflutung vorsorglich noch weiter öffnen
Bisherige EZB-Maßnahmen verfehlten die „offiziell aufgestellten Ziele“
Es ging noch weiter abwärts. In der Eurozone betrug die jährliche Inflation im September 2014 nur noch 0,3%, nach ohnehin schon geringen 0,4% im Vormonat. Der anteilig größte Preisdrücker war wie auch bei der Teuerungsrate in Deutschland der Sektor Energie mit -2,4%, wie das Europäische Statistikamt (Eurostat) am Dienstag mitteilte.
Dienstleistungen kosteten im September 2014 innerhalb der Währungsgemeinschaft 1,1% mehr als noch ein Jahr zuvor. Dagegen stiegen die Preise für Alkohol, Tabak und Lebensmittel nach einem Rückgang im August (-0,3%) im vergangenen September mit 0,2% wieder etwas an.
Das Herausrechnen der Inflations-Anteile für Energie sowie unbearbeitete Lebensmittel ergibt für den September 2014 nach wie vor eine niedrige Inflationsrate von 0,8%.
Das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp 2% Inflationsrate rückte auch im vergangenen Monat ein Stück weiter weg. Mario Draghi, Chef der EZB, veranlasste in diesem Jahr zwei umfangreiche geldpolitische Maßnahmen, um der absinkenden Inflationsrate Einhalt zu gebieten. Bis auf den Teilerfolg eines inzwischen im Wechselkurs massiv eingebrochenen Euros, blieben die erhofften Wirkungen jedoch vollständig aus.
Die Erwartungen der Marktteilnehmer dürften gegenüber der EZB nun etwas verhaltener ausfallen. Viele Möglichkeiten bleiben der Notenbank nicht mehr. Mit ihrem letzten Beschluss, u.a. die Kreditpapiere der Banken aufzukaufen, erfolgte bereits ein „Einstieg light“ zu den in Aussicht gestellten Anleihekäufe vom Sekundärmarkt. Der Chef des Münchner ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, sieht die EZB bereits völlig unbewaffnet. „Die EZB hat ihr Pulver längst verschossen“, so Sinn nach dem Ergebnis der letzten EZB-Ratssitzung.
Das Rezept der Geldschwemme – sofern die Abwendung der viel zitierten Deflationsgefahr überhaupt das Ziel der EZB-Politik sein sollte – hat sich nun als anhaltend wirkungslos erwiesen. Von einem nennenswerten Konjunkturaufschwung in der Eurozone fehlt jede Spur. Umso unverständlicher ist die Entscheidung Brüssels am Dienstag, die Sanktionen gegen Russland in ihrer aktuellen Form beizubehalten.