Libor-Manipulation: Bankenskandal ohne wirklichen Folgen

Libor Skandal Banken-

Es passt einfach nicht zusammen. Die Banken sind darum bemüht, das Vertrauen und die Gunst der Bevölkerung wiederzugewinnen, setzen aber offensichtlich alles daran, um sich das gewünschte Ziel selbst zu vereiteln.

Neue Skandale um die Manipulation beim Interbankenzinssatz Libor (London Interbank Offered Rate) bieten ein brandaktuelles Beispiel. Die Vorgänge der Zinssatz-Absprachen liegen zwar in der (jüngeren) Vergangenheit, dennoch sind Mutmaßungen über noch weitere im Keller vergrabene Leichen durchaus gerechtfertigt. Erst wenn alle Karten auf den Tisch gelegt wurden, kann von einem ersten Ansatz der Vertrauensrückgewinnung gesprochen werden.

Bankenskandal
Erneuter Bankenskandal
Libor-Manipulation

Bild: Gerd Altmann
/Hintergrund:pixabay / pixelio.de

Ein erstes „freiwilliges“ Opfer hat der Libor-Skandal bereits gekostet. Bob Diamond, Chef der britischen Barclays-Bank, tritt von seinem Posten mit sofortiger Wirkung zurück. Er zieht die Konsequenzen aus den vorgenommenen Manipulationen seiner Bank zum Interbankenzinssatz Libor.

Barclays war an den Absprachen beteiligt, dazu gehören mindestens Zwei. Weitere bekannte Teilnehmer sind HSBC, Lloyds und Royal Bank of Scotland. Die Bankenregulierer sprechen bereits von einem ganzen Kartell der Kredithäuser aus der ganzen Welt. Über Jahre hinweg wurde der Zinssatz Libor über gemeinschaftliche Verabredungen zurecht gebogen.

Derzeit laufen gegen 19 weitere Großbanken weltweite Ermittlungen. Mit auf der Liste steht u.a. die Schweizer UBS und die Deutsche Bank.

Was ist der Interbankenzinssatz Libor?

Das internationale Kreditwesen ist ein wesentlicher Bestandteil der Banken. Die Kreditinsitute aus aller Welt verleihen sich gegenseitig Geld. Der Libor bildet den Zins für kurzfristig verliehene Kredite innerhalb dem Londonder Handelsplatz. Kreditgeschäfte auf europäischer Ebene orientieren sich am Mitspieler „Euribor“ (Euro Interbank Offered Rate).

Die Vorgaben aus dem Libor setzen sich bis hin zu Privatpersonen fort. Bereits die Höhe der einfachen Ratenkreditzinsen werden vom Libor maßgeblich beeinflusst.

Täglich wird ein neuer Libor Zinssatz festgelegt. Die British Bankers Association (BBA) sammelt dafür von bis zu 19 Kreditinstituten den jeweiligen Zinswert ein, den die einzelnen Banken an diesem Tag für die Kreditaufnahme zu bezahlen haben. Aus den gesamten Zinssätzen wird letztendlich der Durchschnittswert Libor berechnet. Dieser stellt den fixierten Referenzwert.

Welche Vorteile hatten die Banken durch die Libor Manipulationen?
Durch die Manipulationen des Londoner Interbankenzinssatzes war es den Investmentbanken möglich, die Kosten für die Refinanzierung in den Bilanzen niedrig zu halten. Der täglich neu festgelegte Libor wurde durch falsche Angaben an die BBA dahingehend verfälscht, dass erhöhte Handelsgewinne erzielt werden konnten. Immerhin steht ein Handelswert von rund 500 Billionen US-Dollar in Abhängigkeit des Libors.

Der Rummel wird bald im Nichts verpuffen

Kaum werden in der Öffentlichkeit Einzeilheiten bekannt, treten mit Barclays-Chef Diamond und Aufsichtsratschef Marcus Agius die ersten Personen ab. Lediglich für Diamond wird es noch ein Nachspiel haben. Er ist für nächste Woche zur Anhörung ins Britische Unterhaus vorgeladen worden.

Über weitere persönliche Konsequenzen kann man spekulieren. In Deutschland waren persönliche Verfehlungen nicht Grund genug, um auf Abfindungen in Millionenhöhe verzichten zu müssen.

Die Deutsche Bank als Mitspieler der Libor-Manipulationen überrascht nicht wirklich. Schon stets darum bemüht als „Global Player“ Anerkennung zu finden, hat es sich offenbar nicht nehmen lassen, ebenfalls kräftig an den Zinsschrauben zu drehen. Die Institute meldeten die falschen Libor-Angaben in den Jahren 2005 bis 2009. Der neue Vorstand der Deutschen Bank, Anshu Jain, übernimmt somit ein unbequemes Erbe des Josef Ackermann. Konsequenzen wird der Ex- Deutsche Bank Chef wohl kaum zu tragen haben müssen.

Neue Milliarden-Belastungen für die Banken?
Den Banken erwartet eine Strafe von mehreren Milliarden Euro. Rückzahlungen und Ausgleich werden sich schwer auf die Bilanzen den Kredithäuser niederschlagen.
Macht das einen Unterschied? Wären die tatsächlichen Kosten für die Refinanzierung zu Tage getragen worden, bedeutete dies lediglich eine erhöhte Schuldenbelastung für die betroffene Länder. Bisher haben sich die Regierungen durch die Banken stets in die Verantwortung hineinziehen lassen.

Millardenzahlungen aufgrund Libor-Fälschungen dürften die europäischen Banken kalt lassen. Dank der neuen Ermächtigungen durch die Brüsseler Gipfelgespräche am vergangenen Freitag, dürfte die Umverteilung der Belastungen auf die Steuerzahler lediglich ein kleinerer Papieraufwand sein.

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