IW Köln: Großer Niedriglohnsektor ist ein Erfolg

Arbeitsmarkt-


Der hohe Anteil der zum Niedriglohn-Niveau Beschäftigten in Deutschland wäre kein Alarmsignal für negative Entwicklungen, sondern eine Bestätigung der erfolgreichen Arbeitsmarktpolitik. IW Köln will in der Beschäftigungslage mit dem hohen Anteil eines Niedriglohnsektors ein gelungenes Konzept gegen die Arbeitslosigkeit erkennen.

Niedriglohn
Niedrige Einkommen sind Erfolgszahlen?

Die aktuellen Hochrechnungen zu den Ausmaßen des Niedriglohnsektors in Deutschland seien kein Alarmsignal, sondern viel mehr ein Ausdruck für den „beschäftigungspolitischen Erfolg“, so das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).

Mit der Arbeitsmarktpolitik wäre es gelungen, viele Personen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, die vorher keine Beschäftigung fanden und tatsächlich wurden Arbeitnehmer in zahlreichen Fällen mit niedrigen Löhnen eingestellt, so das IW. In Deutschland würden 13 Prozent der Bevölkerung im Erwerbsalter im Niedriglohnbereich arbeiten. Dies wäre mit der Lage in den USA, Kanada oder Großbritannien vergleichbar.

Jedoch würden sich die Länder, bei denen der Niedriglohnsektor in einem geringeren Umfang ausfällt, in keiner besseren Lage befinden. Der Anteil, der dem Niedriglohnbereich fehlte, würde sich auch in der gesamten Beschäftigungszahl niederschlagen. Das Institut zieht Italien als Vergleichsland heran, in das lediglich 4 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung im Niedriglohnbereich beschäftigt wäre, aber auch 43 Prozent überhaupt keine Erwerbstätigkeit hätten. In Deutschland würde dieser Anteil bei lediglich 28 Prozent liegen.

Arbeitgeberfreundliches IW „übersieht“ die Zukunft

Nach den aktuellen EU Lohnstrukturerhebungen kommt Deutschland auf einen Anteil des Niedriglohnsektors in Höhe von 22,2 Prozent. Per Definition sind das die Beschäftigten, die weniger verdienen als zwei Drittel des mittleren Stundenlohns. Welcher Maßstab verwendet wird, um auf das Ergebnis von 13 Prozent zu kommen, hat IW nicht dargestellt.

Sichtlich kann sich das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass die Arbeitsmarktlage mit dem hohen Niedriglohnsektor ein Erfolg wäre. WSI-Tarifexperte Dr. Thorsten Schultern erklärte dazu, „Deutschland kann einfach nicht damit zufrieden sein, dass hier mehr als ein Fünftel der Arbeitnehmer so gering bezahlt wird“. Der Anteil von Niedriglohnarbeitern wäre nur in Rumänien, Zypern, Polen und den drei baltischen Staaten höher als in Deutschland.

Das sehr Arbeitgeber freundliche IW hebt sichtlich die kurz- bis mittelfristigen Vorteile einer vorgelebt hohen Vollbeschäftigungszahl in Deutschland hervor und schiebt die unvermeidlich zurollende Katastrophe einer extrem hohen Altersarmut auf die nächste Generation. Niedriglöhner haben bereits jetzt schon in vielen Fällen mit den Lebenshaltungskosten zu kämpfen. Mit finanziellen Mitteln für eine private Altersvorsorge ist kaum zu rechnen. Lt. WSI verdienen heute rund acht Millionen Menschen in Deutschland weniger als 9,15 Euro. Die gesetzliche Rente mit zukünftig etwas über 60% des letzten Einkommens, dürfte für die über lange Jahre hinweg als Niedriglöhner Beschäftigten in den Abgrund stürzen lassen.

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