IW fordert unbedingte Vermeidung einer Staatsfinanzierung

Eurokrise-


Die Europäische Zentralbank befindet sich derzeit in einer „aktiven Warteschleife“. Als Marschgepäck führt die Notenbank das Versprechen unbegrenzter Anleihenkäufe der Krisenstaaten mit, ist aber in ihren zukünftigen Entscheidungen vom Reformwillen der Südländer in der Eurozone abhängig. Für das Institut der deutschen Wirtschaft Köln müsse jedoch das Risiko einer gezwungenen Staatsfinanzierung unbedingt vermieden werden.

EZB Geldpolitik hängt vom Willen der Südländer ab

Scheideweg EZB
Den zukünftigen Weg bestimmen die Euro-Südländer
Bild: Matthias Bozek / pixelio.de

Nach Worten müssten auch bald Taten folgen, sonst könnte die Glaubwürdigkeit verloren gehen. Diese Situation teilen sich derzeit die Europäische Zentral Bank (EZB) sowie die überschuldeten Südländer der Euro-Zone. Ein nur sehr schmaler Grat zwischen Anlegervertrauen und Investorenflucht.

Mit den angekündigten Ankäufen von Staatsanleihen in unbegrenzter Menge sorgte der Chef der EZB, Mario Draghi, für eine gute Stimmung an den Märkten. Er goss Baldrian über die aufgebrachten Gemüter und holte das Vertrauen und die Anlagebereitschaft der Investoren wieder zurück.

Die Hoffnung liegt im Durchbrechen des Teufelskreises aus Staatsschuldenkrise, Bankenkrise und Rezession. Nach Ansicht des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) wäre jedoch eine Rückkehr der EZB in eine einheitliche Geldpolitik noch zu früh. Um die krisenbedingten Sondermaßnahmen beenden zu können, müssten die Reformen der Bankensektoren und der Defizitabbau der Krisenländer noch weiter voranschreiten. Derzeit sind die Kredithäuser Irlands, Italiens, Portugals, Spaniens und Griechenlands nach wie vor von den Geldflüssen aus der Notenbanken abhängig. Immerhin fragten die Zentralbanken im Jahr 2012 70 Prozent der Refinanzierungskredite im Euroraum nach, so das IW.

Damit stünde die EZB nun vor der Entscheidung welcher Weg für die Zukunft beschritten werden sollte. Die Vorgaben werden jedoch maßgeblich von den Entwicklungen in den Krisenländern gemacht. Sofern die Südländer an ihren Reformen festhalten und auch konsequent vorantreiben, bleibt das Anlegervertrauen bestehen und die EZB könnte ihren Krisenmodus beenden. Eine andere Möglichkeit und zugleich die negative Entwicklung wäre der Rückgang des Reformwillens der Südländer, da man sich schlicht auf dem ständigen Geldfluss aus der EZB ausruhte. Anleger würden ihr Vertrauen deutlich zurücknehmen und die Krisenländer hätten an Investoren wieder höhere Zinsen für notwendige Kredite zu zahlen.

Am Ende muss die EZB ihr Versprechen einlösen und tatsächlich mit dem Ankauf von Staatsanleihen beginnen. Noch schlimmer wäre es, wenn das Aufkaufprogramm anliefe ohne die eigentlich geforderten Reformen durchsetzen zu können. Von der Maßnahme zur Stützung des Interbankenmarktes würde die EZB gefährlich nahe an eine Finanzierung der Länder heran rücken, folgert das Institut der deutschen Wirtschaft. Das Szenario einer überforderten Geldpolitik mit der Subventionierung von Staaten müsse unter allen Umständen verhindert werden.

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