Ignoriert der BDI die Realität in nächster Nähe?
Mit Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des BDI-BDA-Mittelstandsausschusses, findet das Gebilde „Euro und EU“ nach wie vor einen überzeugten Fürsprecher. Kirchhoff verteidigt die Haltung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e.V. (BDI) zur Europäischen Gemeinschaft und bekräftigt stellvertretend für den deutschen industriellen Mittelstand ein Festhalten an der Gemeinschaftsidee.
Überblick
Die aktuelle europäische Lage in den Augen des BDI

Die Eurozone und die Gemeinschaftswährung müsse sich im Gesamten festigen, argumentiert Kirchhoff. Der Vorsitzende geht noch einen Schritt weiter und bestätigt den Euro, trotz aller aktuellen Entwicklungen, als eine Erfolgsgeschichte.
Garanten für die Erfolge der deutschen Wirtschaft
Die Gemeinschaftswährung Euro stelle besonders für Deutschland, als einer der größten Exportnationen der Welt, eine Vorraussetzung für Arbeitsplätze und Wohlstand. Von kurzfristigen „ökonomischen Aktionismus und waghalsige Manöver“ der Politik distanziere man sich.
Kirchhoff stellt maßgeblich Beständigkeit und langfristige Orientierung als die Garanten der bisherhigen Erfolge der deutschen Wirtschaft hervor und setzt diesen Kurs als Leitfaden für die zukünftige Stärkung des Euros an.
Vor einer Verkleinerung der Euro-Zone wird gewarnt
„Naiv und politisch leichtsinnig“ seien die Vorschläge, die Euro-Zone durch Abspaltung einzelner Länder zu verkleinern. Kirchhoff warnt vor derlei Schritten und plädiert eine Gestaltung des Euros, statt der Zerredung der Gemeinschaftswährung. Vorschläge zu Problemlösungen sowie konstruktive Kritiken wären willkommen, aber Populismus und Oberflächlichkeiten werden abgelehnt.
Wirtschaftliche und politische Einigung in Europa
In Europa wurden ökonomische und politische Gemeinsamkeiten und die Schaffung eines Binnenmarktes erreicht. Kirchhoff stellt die Vorteile eines geeinten Europas mit knapp 500 Millionen Menschen und dem Viertel der weltweiten Wirtschaftsleistungen, als ein „Global Player“ heraus. Dies sei nur mit der Gemeinschaft von derzeit 27 Mitgliedsstaaten zu erreichen.
Nostalgie und Romantik?
Die Presseveröffentlichung des BDI (15.06.2012) ließt sich wie ein Prospekt für die Bewerbung einer Europäischen Union, kurz vor, bzw. nach der Gründung.
Seit bereits Monate bestehende Tatsachen werden offenbar völlig ausgeblendet. Mit dem zweiten Drittel des Juni 2012 stehen die Mitgliedsländer der EU so weit auseinander, dass die Bezeichung Europäische Union beinahe Makulatur ist.
Einige wenige Tatsachen zur Lage in der EU
Im augenblicklichen Zwischenstand brachte als einer der „größten Errungenschaften“ die Gemeinschaftswährung Deutschland eine wirtschaftliche und politische Isolation ein. Der letzte „Verbundenheit“ Frankreichs wurde inzwischen von Hollande aufgekündigt.
Den größten Anteil des Kapitalflusses innerhalb des Binnenmarktes bilden inzwischen Hilfsgelder, Ausgleichszahlungen und Target-Kredite für insolvente Länder und ganz besonders Banken.
Stabilitätskriterien lt. Maastricht sind bereits vor Jahren völlig außer Kraft gesetzt worden. Die EZB hat ihr Aufgabenbereich exponentiell ausgeweitet, entgegen aller Verträge.
Ganz aktuell auf dem EU-Hilfskalender stehen direkte Hilfspakete nicht nur für überschuldete EU-Länder, sondern auch direkt an die operierenden Banken.
Sollte Deutschland tatsächlich in der Phase einer scheinbar funktionierenden Währungsunion profitiert haben, so übersteigen die bisherigen und auch zukünftigen Rechnungen dem Nutzen um ein Vielfaches.
Vom Erfolg ferngehalten, zur Schuldentilgung herangezogen
Industrie und Mittelstand haben tatsächlich vom neu geschaffenen Binnenmarkt profitiert. Aufschwung und „Wohlstand“ wurden jedoch weder politisch noch wirtschaftlich an den Bürger durchgereicht. Der EU-Vorteil kam bei der Bevölkerung nicht an. Zahlen zu Arbeitslosigkeit sind „beschönigt“ und zusätzlich verlor die Bezeichnung „Wirtschafts-Boom“ vollständig ihren Sinn.
Vom profitablen Teil der Europäischen Union wurde der Endverbraucher fern gehalten. Dafür wird dieser letztendlich aufgrund der (realen) Schuldenlast aller Pleite-Staaten der EU alleine zur Verantwortung herangezogen werden.
Die Europäische Union ist gerade dabei in mindestens 27 Fetzen zu fliegen. Aus einer Union entwickelt sich ein Hauen & Stechen. Es dürfen alle Nehmen, aber nur Deutschland darf Geben. Und zwar solange bis es nichts mehr zu holen gibt.
Ob der BDI, stellvertretend für ca. 100.000 dt. Industrieunternehmen, spätestens durch den europaweiten Knall aufwecken wird, stellt sich noch heraus.