Hohe Lohnstückkosten seien Beleg für falsche Lohndumping Vorwürfe

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In Deutschland sei kein Lohndumping festzustellen und die Vorwürfe des Auslands gegenstandslos. Die Produktivität sei zwar sehr hoch, könne aber die relativ hohen Arbeitskosten nicht ausgleichen. Eine IW-Studie will belegen, dass der eingeführte Mindestlohn nicht mit Schutz vor Lohndumping begründet werden könne.

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Kein Lohndumping? 2014 stiegen nach langer Durststrecke erstmalig wieder Reallöhne

Deutschland betreibe Lohndumping und steche damit die in Konkurrenz stehenden Länder aus, alles zum Nachteil der Arbeitnehmer. So lauten die häufig geäußerten Vorwürfe des Auslands. Das Gegenteil sei der Fall. Der Blick auf die Lohnstückkosten zeige klar, dass Deutschland im Vergleich von 25 untersuchten Ländern eine sehr hohe Position einnehme. Die Arbeitskosten in Deutschland seien trotz sehr guter Produktivität sehr hoch, so die vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) durchgeführten Studie.

Im Jahr 2013 übertrafen lediglich die Schweiz, Belgien und einige skandinavische Länder Deutschland bei den Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe, so das IW. Der ab 2015 eingeführte Mindestlohn wurde von der schwarz-roten Regierungskoalition u.a. damit begründet, dass viele Arbeitnehmer vor dem zu hohen Lohndruck geschützt werden müssten. Deutschlands Unternehmen betrieben dann Lohndumping wenn dies tatsächlich so wäre. Dies müsste sich „in vergleichsweise niedrigen Löhnen widerspiegeln“, argumentiert das Institut.

Der Kostennachteil für die deutsche Industrie werde teilweise von der hohen Produktivität wieder ausgeglichen. Deutschland erreichte in der IW-Studie beim Vergleich von 25 Ländern die sechste Position. Lediglich die USA als ein großes Industrieland weise eine höhere Produktivität auf. Durchschnittlich seien die Arbeitskosten im Ausland um 24 Prozent niedriger als in Deutschland und die Produktivität nur um 15 Prozent.

Unterm Strich liegen die Lohnstückkosten (Arbeitskosten bezogen auf die erbrachte Wirtschaftsleistung) der konkurrierenden Länder um 10 Prozent niedriger als in Deutschland, so das IW. Höhere Lohnstückkosten seien nur im Vereinigten Königreich, in Italien und Norwegen festgestellt worden.

Auch der Blick zurück habe keinen Beleg für Lohndumping in Deutschland ergeben. Die Lohnstückkosten seien lt. IW-Studie zwischen 1991 und 2013 um 12 Prozent gestiegen, während diese im Ausland im gleichen Zeitraum um 6 Prozent fielen.

Arbeitskosten & Löhne: Werden Birnen mit Äpfeln verglichen?

Der internationale Vergleich zu den Arbeitskosten mag vielleicht zutreffen, aber offenbar bemühte sich das IW Köln nicht sonderlich, die „saubere Trennung“ zwischen Arbeitskosten und Löhnen konsequent einzuhalten, sondern zu suggerieren, dass Produktionskosten und Löhne ein und das Gleiche seien.

Immerhin stehen den um 12 Prozent gestiegenen Lohnstückkosten zwischen 1991 und 2013 ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von knapp 1.580 Mrd. Euro auf 2.810 Mrd. Euro gegenüber (ein Plus um rund 80 Prozent).

Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) stellte Februar 2013 einen Einkommenszuwachs aus Unternehmens- und Vermögensgewinne zwischen 2000 und 2012 um rund 50 Prozent fest. In der gleichen Zeit stiegen die Arbeitnehmerentgelte um lediglich 24 Prozent. Über den gesamten Zeitraum entwickelten sich die Reallöhne negativ. Erst für das erste Quartal 2014 stellte Destatis zur Abwechslung eine positive Reallohnentwicklung fest.





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