Hält IW Banken & Versicherungen als die Opfer der „bösen“ Anleger?

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Banken und Versicherer werden aufgrund der passiven Bundesbürger, sprich Sparer, immer mehr in die Ecke gedrängt. Niedrige Zinsen raubten den Anlegern die Motivation, das Geld vom Girokonto in langfristige Geldanlagen zu stecken. Die Gewinnmargen der Kreditinstitute schrumpften und Lebensversicherern blieben die Kunden aus.

Sparer und Anleger

Sind „traumatisierte“ Sparer schuld an die Misere der Banken und Versicherer?

Mit dem Blick auf ein hoffnungsvolles Lichtsignal vom Leuchtturm am Horizont steuert die Besatzung im außer Kontrolle geratenen Schiff auf bisher unbekannte und gefährliche Riffe zu. Die Ruder fehlen, der Wind bleibt aus, die Motivation für Gegenmaßnahmen ist auf dem Nullpunkt.

Zahlreiche Bundesbürger sehen überhaupt keine Veranlassung, das überschüssige Geld vom Girokonto zu holen, um es in irgendeiner Art langfristig und lukrativ anzulegen. Die Signale aus Frankfurt bleiben aus und aufgrund des Sparer-Verhaltens geraten Versicherungen und Banken so langsam in ernsthafte Schwierigkeiten.

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) sieht die Institutionen langsam in „die Bredouille“ geraten, sollte es mit der derzeitigen Niedrigzinspolitik in Europa so weiter gehen. Es fehlten zumindest entsprechende Signale der europäischen Notenbanker, damit Investoren und Anleger wieder in die richtigen Bahnen gelenkt werden. (IW)

Niedrige Zinsen bringen lt. IW eine ganze Kette von Auswirkungen mit sich, die für Banken und Versicherern erhebliche Risiken bedeuteten.

Die Risiken für Versicherer
So hätten die Lebensversicherer das Problem ihre Kunden aus Zeiten der Hochzinsphase mit den damals noch geltenden Garantiezinsen zu bedienen. In den späten 90-er Jahren galt noch ein Garantiezins von 4 Prozent und diese müssten aktuell durch Investitionen in Staatsanleihen mit Renditen von 1,3 Prozent erwirtschaftet werden.

Darüber hinaus stehe die Branche vor dem Problem zögerlicher Kunden. Es wäre schwieriger geworden angesichts der fehlenden Anreize Neukunden zu gewinnen. Das Geschäftsmodell, für die Altersvorsorge zu sparen, verliere mangels attraktiver Erträge allmählich ihre Grundlage. Im Portfolio der Versicherer befinden sich noch Staatsanleihen mit höheren Zinsen, doch sollte die Niedrigzinsphase noch über Jahre andauern, werden die „guten Staatsanleihen“ langsam durch die „schlechten“ abgelöst werden, so das IW.

Die Risiken für Banken
Die Kreditinstitute wären durch die niedrigen Leitzinsen dazu gezwungen ihre Kreditzinsen abzusenken. Auf der anderen Seite können die Zinsen auf die Einlagen der Kunden nicht im gleichen Umfang reduziert werden. Der Kunde würde zum Mitbewerber laufen. Die Gewinnmarge der Banken verringerte sich.

Banken wären zusätzlich dem Risiko eines zu schnellen Abzugs von Bareinlagen ausgeliefert. Die Kunden bevorzugten Sichteinlagen mit täglicher Zugriffsmöglichkeit. Sollte auch nur das Gerücht einer Bankenpleite aufkommen, so sieht das IW die Bank aufgrund eines drohenden Banken-Runs in Gefahr. Die verunsicherten Kunden würden alle zum Geldautomaten rennen, um ihre Girokonten zu räumen.

Die Risiken für Anleger
Sparer und Anleger würden ebenfalls aufgrund der niedrigen Zinsen in Bereiche von Gefahren gedrängt werden. Die Bereitschaft für Risiken werde gesteigert. So gingen Anleger das Risiko ein, in Rohstoffe mit geliehenem Geld zu investieren. Zu einem späteren Zeitpunkt können die Kurse jedoch fallen. Das IW sieht auch die Gefahr einer Blasenbildung an den Börsen. Wenn Anleger Aktien statt Staatspapiere kaufen, würde die Gefahr einer Kursrallye mit einem anschließenden Absturz der Kurse ansteigen.

Niedrige Zinsen würden darüber hinaus dazu verführen, in Projekte zu investieren, die in „normalen Zeiten“ unrentabel wären. Am Ende stellte sich das Projekt als nicht tragfähig heraus und es drohe eine Insolvenz.

Das erhoffte Signal aus Frankfurt
Diese risikobehaftete Effekte von Niedrigzinsen werden ausbleiben, wenn Anleger und Investoren davon ausgehen könnten, dass die EZB die Politik des billigen Geldes nicht über einen längeren Zeitraum verfolge. Anleger würden vorsichtiger handeln. Doch dafür müsse ein „entsprechendes Signal der europäischen Notenbanker“ erkennbar sein.

„Die armen Banken und Versicherer – Der böse Anleger“

Kapitalverkehrskontrolle nennt sich das Instrument, dessen Effektivität bereits bei der „Zypern-Rettung“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. Es sind lediglich wenige Mausklicks notwendig, um binnen Sekunden die Herausgabe auch nur eines einzigen 5-Euro-Scheins am Geldautomaten zu unterbinden. In einer Nacht- und Nebelaktion vom Freitag auf den Samstag mit anschließendem Feiertag am Montag standen die Kontoinhaber Zyperns vor außer Betrieb gesetzten Geldautomaten. Die Gefahr eines Banken-Runs, so wie es der IW darstellt, wird kaum bestehen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bestätigte, dass „solche sensiblen Finanzangelegenheiten“ an einem Wochenende über die Bühne gehen müssten.

Die Basis einer Bankenunion ist durch die Zustimmung zur zentralen Bankenaufsicht bereits geschaffen. Wenn das von der EU vorangepeitschte Projekt an den Start geht, wird für die Sparer und Anleger in Europa, besonders in Deutschland ein „ganz anderer Wind pfeifen“. Wurde der Zugriff auf die Sparereinlagen erst einmal freigelegt, so kann davon ausgegangen werden, dass zahlreiche Banken „plötzlich“ in die Krise geraten sind.

Zocker und Glückritter hat es schon immer gegeben. Auch im traditionell konservativen Sparerland Deutschland gab es Anleger, die einen Kredit aufnahmen, um dieses Geld in eine lukrative wie auch hoch riskante Anlage zu investieren. Einige gewannen, andere waren ruiniert, bereits längst vor der Niedrigzinsphase in der Eurozone. Der typische deutsche Sparer geht mehrheitlich auf Sicherheit und ist sogar dazu bereit einen Preis in Form von Geldwertverlusten zu bezahlen. Mit dem Umschwenken vom „extremen Konservativ-Sparer“ zum „extremen Risikoeinsatz“ durch Kreditaufnahme für Rohstoff-Investitionen dürfte es sich bestenfalls um Einzelfälle handeln.

Die Banken leihen sich untereinander das Geld zu einem Zinssatz von weit weniger als 1%. Die Dispozinsen für den Privatkunden stehen jüngst durch die Untersuchung von Stiftung Warentest wiederholt im Mittelpunkt. Über 14% Dispozinsen wurden festgestellt. Normale Konsumentenkredite sind günstiger, aber liegen dennoch weit jenseits über den Sparer-Zinsen. Kreditkartenanbieter toppen die Konditionen mit Bereichen um die 16%. Gegenüber stehen Girokonto-Guthabenzinsen von weniger als 1% und Tagesgeldzinsen um die 1%.

Mit dem Leitzins (Hauptrefinanzierungszins) wird eine Richtlinie geschaffen, an der aber längst nicht der Großteil der Banken gebunden ist. Ausschlaggebend ist die billige Geldpolitik der EZB, von der die Euro-Banken durchaus profitieren. Die Kreditinstitute erhalten Kapital zu einem „Billigst-Zinssatz“ der rund 20-fach niedriger ist als der durchschnittliche Dispozins für den Endverbraucher. Eine Gewinnspanne von 2.000%(!). Dazu sind die Anlagen-Zinsen sehr viel deutlicher gefallen als die Kreditzinsen. Die These von „verringerten Gewinnmargen“ der Banken darf angezweifelt werden, eigentlich schon eine dreiste Behauptung.

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