Grundlagen der Wirtschaftswissenschaft von Top-Ökonom angezweifelt

Ökonomie-


Dennis Snower rüttelt an den Grundfesten der vermeintlich renommierten Wirtschaftswissenschaft. Der Top-Ökonom zweifelt an den Grundlagen auf denen noch heute Erkenntnisse und Prognosen mit weitreichenden Folgen begründet werden.

Prognosen
Basieren Prognosen auf
falsche Annahmen?

Dennis Snower bereiste bereits annähernd die gesamte westliche Hemisphäre, um Länder, Institutionen und Universitäten in Bereichen der Wirtschaftswissenschaft zu beraten. Heute gilt er als ein international anerkannter Top-Ökonom zu den Schwerpunkten Beschäftigungspolitik und Arbeitsmärkte. Seit 2004 ist Snower Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel.

Obwohl u.a. die Regierungen von Frankreich, Italien, Großbritannien und Spanien seiner Expertise das Gehör schenkten, scheint Snower gehörige Zweifel an den Grundlagen seiner praktizierten Wissenschaft, der Ökonomie zu haben. Im Gespräch mit Welt am Sonntag brachte er seine Bedenken zum Ausdruck, „die Ökonomie versagt völlig, wenn sie mein Leben erklären soll“.

Der Top-Ökonom kritisiert besonders die Grundannahmen der Wirtschaftswissenschaften. Diese blendeten die zwischenmenschliche Beziehung weitgehend aus. Snower verdeutlicht die vermeintliche Kurzsichtigkeit, „Ökonomen glauben, dass jeder Mensch ein Individuum ist, das eigene Vorlieben und Fähigkeiten hat und Entschlüsse trifft, die es den eigenen Zielen näher bringt“.

Soziale Aspekte würden dabei keine Rolle spielen, kritisierte Snower im Gespräch mit Welt am Sonntag, „die wichtigsten Erlebnisse meines Lebens hatten allesamt mit zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun. Alles, was in meinem Leben wichtig ist, ist unvereinbar mit Selbstsüchtigkeit. Dieses Fundament unserer Wissenschaft ist tatsächlich Quatsch“.

Bereits vor 30 Jahren hätte Snower große Zweifel an den Grundlagen der Ökonomie gehabt. Der Ökonom ist der Ansicht, dass eine jede wirtschaftliche Handlung eigentlich eine Antwort auf eine menschliche Beziehung sei und gerade dies von den Wirtschaftswissenschaften ignoriert werden würde.

Für jede Prognose gibt es den passenden Ökonomen

Die Finanzkrise hat erheblich dazu beigetragen, dass die „Meinungen und Ansichten“ zahlreicher Ökonomen massiv an die Öffentlichkeit getragen werden. Ein positiver Aspekt. Hieraus wird sehr deutlich, dass den Banken und Regierungen eine Vielzahl von Wirtschaftswissenschaftlern zur Auswahl stehen, um die passende Expertise herauszusuchen, die das gewünschte Ziel als „vernünftig bestätigt“.

Leider ist die Forderung, Ökonomen dazu zu verpflichten, ihre „Arbeitgeber, Auftraggeber und Gönner“ offen zu legen, im Sande verlaufen. Verteidigen Wirtschaftsexperten vehement den Erhalt der Euro-Zone und untermauern die Gefahren mit dem Aufzählen apokalyptischer Folgen, wäre es doch nur „ehrlich“ zu wissen, wenn dieser Spezialist auf einer Honorarliste in Brüssel stünde.

Analysen, Prognosen und „Weisssagungen“ haben stets etwas an sich, was einer Kristallkugel sehr nahe kommt. Man braucht die Aussagen lediglich in wohlgewählten Formulierungen zu verpacken und einen repräsentativen Politiker daneben stellen, um der Bevölkerung die nötige Seriösität zu vermitteln.

Umgekehrt werden politische Entscheidungen zu oft von den Ansichten der Wirtschaftswissenschaftler in Abhängigkeit gebracht. Mangels eigenem Sachverstand obliegt es dem Ökonomen, den Politikern auf „die Sprünge zu helfen“. Ob an diesem Punkt die Auswahl des Experten auf neutralen Gesichtspunkten basiert, darf getrost angezweifelt werden.

Der Zweifel am eigenen Fundament, auf dem man sich seit Jahrzehnten bewegt, spricht für Dennis Snower. Es ist offenbar seine persönliche Entscheidung, den Wahrheitsgehalt durch eine neue Sichtweise zu ergründen. Die Zunft der Ökonomen wird dadurch nicht erschüttert werden. Es liegt in der Natur des Menschen, demjenigen viel Geld bezahlen zu wollen, der einem die gewünschte Zukunft „vorhersagt“.

Bild: Thorben Wengert / pixelio.de

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Ein Gedanke zu „Grundlagen der Wirtschaftswissenschaft von Top-Ökonom angezweifelt

  • 1. Oktober 2012 um 15:15
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    Einziges Schmierentheater was da abläuft. Jeder sagt das wofür bezahlt wird, je lauter gerufen wird, desto lauter klimpern auch die Taler

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