Griechenland stellt am Wochenende die nächste Weiche in Euro-Krise

Eurokrise – Meinung-

Bereits zum letzten Wochenende stand eine Entscheidung an, die den weiteren Weg der Europäischen Gemeinschaft bestimmen sollte. Eine erste (kräftige) Tranche als Rettungspaket für Spanien wurde auf bis zu 100 Mrd. Euro festgelegt.

Diesen Sonntag steht in Griechenland die Wahl des Parlaments auf dem Plan. Das Ergebnis wird maßgeblichen Einfluss auf die Zukunft Griechenlands und somit auf die gesamte Europäische Union ausüben.

Es besteht die einfache Grundsatzfrage, ob Griechenland den Schlingerkurs innerhalb der EU unter neuen Bedingungen fortsetzen wird, oder der bereits offen ausgesprochene Gedanke, die Euro-Zone zu verlassen, letztendlich umgesetzt wird.

Beide Möglichkeiten führen über einen Pfad am Abgrund in eine ungewisse Zukunft.

Flucht nach Vorne direkt zum Abgrund

Eurokrise
Krisenländer wechseln sich ab

Unabhängig von Griechenlands eingeschlagenem Weg, steht Spanien noch eine Zeit lang auf der Top-Krisenliste ganz oben. Die Wechsel kann nur durch einen echten Lösungsansatz zur Krisenbewältigung vollzogen werden.

Als möglicher Nachfolger steht u.a. Italien bereit. Die anfänglich eingeführten Reformen unter den neu eingesetzten Regierungschef Mario Monti scheinen ins Stocken zu geraten. Unzufriedene Rufe aus Brüssel wechseln sich mit Klagen über ungerechte Behandlung aus Rom gegenseitig ab. Von Harmonie keine Spur, mehr die Ruhe vor dem Sturm.

Die Spirale wird nur beschleunigt
Bonitätsabstufungen durch die Ratingagenturen sind für betroffene Länder und Banken deshalb so fatal, da die Geldgeber ihre Kredite nur noch mehr für erhöhte Zinsen verleihen wollen. Die „notwendige“ Kreditaufnahme mangels Liquidität wird noch teurer. Eine kontraproduktive Entwicklung. Je mehr Schulden ein Land oder eine Institution aufgebaut hat, desto schwiergier wird deren Abbau, bzw. Beseitigung.

Gegenmaßnahmen durch geschnürte Rettungspakete der EU-Geberländer basieren ebenfalls nur auf Verbindlichkeiten, die ebenfalls zinsbehaftet als Kredite aufgenommen wurden.

Als die einzige Einrichtung innerhalb der Euro-Zone, der es möglich ist, sehr schnell auf Marktveränderungen zu reagieren, ist die EZB. Zu ihren Möglichkeiten gehören Leitzinsanpassungen, Ankäufe von Staatsanleihen (Bonds) und die Bereitstellung von Kapital, u.a. auch das sog. „Geld drucken“.

Eine Senkung der Leitzinsen würde die Vergabe von günstigeren Krediten an die Banken ermöglichen. Diese setzen das Geld wiederum ein, um es zu einem höheren Zins zur Verfügung zu stellen, die eigenen Bilanzen zu „kaschieren“, oder, wie bereits mehrfach praktiziert, den hochriskanten Wertehandel in den Märkten fortzusetzen.

Der Trend erhielt dahin gehend eine Verstärkung, als die Banken sich gegenseitig immer weniger Vertrauen schenkten. Eine Kreditvergabe untereinander stagnierte zusehends.

Es kristallisiert sich deutlich heraus, dass in erster Linie der zinsbehaftete Kredit die zentrale Rolle spielt und den eigentlichen Antriebsmotor für sämtliche entstandenen Probleme bildet. Die Spirale wird weiter angetrieben.

Der Gegenwert?
Zunächst stehen die „verschobenen“ Kreditbeträge als eine Zahl auf einem Stück Papier. Die durch Kredite und Zinsen entstandende (bilanzierte) Geldmenge wurde in den letzten Jahrzenten vervielfacht. Der reale Gegenwert (Sachwerte, Produkte, Immobilien, etc.) hinkt der Geldmengenentwicklung prägnant hinterher.

Wenn Immobilienblasen platzen, ist das stets ein Resultat einer zu großen Geldmenge gegenüber dem realen Gegenwert. Die aufgenommenen Kredite können nicht mehr zurück bezahlt werden, die Banken bleiben auf ihren vergebenen Immobiliendarlehen sitzen. Eine Zwangsversteigerung bringt nicht den erforderlichen Erlös ein, die Preise befinden sich bereits auf Talfahrt. Lediglich ein Beispiel der Schuldenspirale im Immobiliensektor.

Banken geraten sehr schnell in ein unruhiges Fahrwasser, nicht ohne Grund. Trotz äußerst geringer Eigenkapitaldeckung erhalten Kreditinstitute einen überaus großen finanziellen Spielraum. Bereits wenige Kreditausfälle können das Potenzial überfordern und die Bank wird zum Kandidaten für ein Hilfspaket.

Die Lösungsansätze gehen am Problem vollständig vorbei
Deutschland befand sich in diesem gefährlichen Strudel längst bevor die Krise einen Anfang nahm. Dazu reicht bereits die Teilnahme am international „gültigen“ Finanzsystem aus. Ein Geldsystem, welches durch Kredite, Zinsen und Zinseszinsen dominiert ist.

Die Krise ist einzig das Resultat dieses Finanzsystems. Jedoch bleibt auch nur ein annähernder Ansatz, dieses Finanzsystem auf politischer Ebene wenigstens zu hinterfragen, vollständig aus. Im Gegenteil. Die sog. Rettungspakete basieren auf weitere Kredite, die mit Zinsen bedient werden wollen und geben der Spirale eine weitere Beschleunigung.

Staatsschulden und Privatvermögen
Das private Vermögen der deutschen Sparer könnte den Schuldenberg der öffentlichen Hand mit einem Schlag abtragen und es bliebe noch mindestens die Hälfte als Guthaben auf den Konten, bzw. in Form von Immobilien.

Deutschlands noch hoch bewertete Bonität stützt sich offiziell auf die (noch) funktionierende Wirtschaft. Dennoch steht der Bund mit rund 83% zum Bruttosozialprodukt (2011) in der Schuld (Griechenland bei ca. 160%). Weitere Hilfszusagen werden den Schuldenstand anwachsen lassen.

Ökonomen sind unterschiedlicher Meinung, ob bereits 80% oder erst 100% zum BIP eine kritische Grenze darstellen. Beide Varianten sind reine Makulatur. Der Blick auf das Sparvermögen der Privatbürger ist bereits gefestigt.

Eine indirekte Enteignung des Sparvermögens durch Inflation (Geldentwertung und zugleich Schuldenentwertung) und dem Niedrigzins, sind bereits im Gange. 10-jährige Staatsanleihen bringen Anleger längst Realverluste ein. Die Zinsen der klassischen Sparanlagen kommen kaum mehr über die Inflationsrate hinaus.

Der Zahlmeister steht bereits fest
Wie die Gleise am kommenden Wochenende durch Griechenland auch immer gestellt werden mögen. Enden wird es mit gegenseitigen Schuldzuweisungen, aber bereits heute steht schon fest, wer die Rechnung am Ende bezahlen wird.

Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

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