Gezerre um Zypern-Gold riss den Kurs weit nach unten
Der Goldkurs wartet das politische Spiel zwischen der EU, der EZB und der zyprischen Notenbank nicht ab und ging „vorsorglich“ in den Keller. Nachdem sich die Variante des erzwungenen Goldverkaufs zur Schuldentilgung erhärtete, rutschte der Goldkurs steil abwärts.
Überblick
Das final klare Wort zum Zypern-Gold ist dennoch nicht gesprochen

Das Gezerre um Gold fordert offenbar seinen Tribut. Noch am Freitag ist der Goldkurs förmlich in die Tiefe gerauscht und durchbrach nach einem Tagesstart bei 1.560,- US-Dollar pro Feinunze im Verlauf zeitweise die Marke von 1.500,- Dollar und erreichte somit den Tiefststand von Juli 2011. Nach leichten Schwankungen pendelte sich der Goldkurs letztendlich bei 1.499,20 US-Dollar ein.
Als Hauptursache für den Goldpreissturz der voraussichtliche Goldverkauf aus den Reserven der zyprischen Notenbank ausgemacht. Zypern steht unter dem Druck, große Teile seiner Währungsreserven verkaufen zu müssen, um mit dem Erlös von rund 400 Millionen Euro einen Teil zum Rettungsprogramm beitragen zu können. Die Märkte reagierten bereits mit einem Einbruch des Goldkurses um -1,7 Prozent als die ersten Informationen eines möglichen Goldverkaufs seitens Zyperns durchsickerten. Kurz darauf dementierte jedoch die zyprische Notenbank, dass es Pläne gebe, die Goldvorräte als ein Bestandteil des Rettungsprogramms verkaufen zu müssen.
Die Forderungen zu einem Goldverkauf scheinen jedoch vom Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, selbst gestellt worden zu sein. So berichtete Bloomberg von Draghis Aufforderung, die Gewinne aus dem verkauften Gold der zyprischen Zentralbank Verwendung für die Deckung der Verluste durch die von der EZB vergebenen Notkredite (ELA) an die zyprischen Banken finden müsse. Gleichzeitig betonte Draghi jedoch, dass diese Entscheidung von der Zentralbank getroffen und die Unabhängigkeit gewahrt werden müsse. Die Unabhängigkeit der Notenbanken gegenüber den Regierungen wäre ein EU-Recht.
Pokerspiel um das Zypern-Gold – Preisdrücker & Käufer
So „pragmatisch“ die Äußerungen Draghis auch klingen mögen, die Märkte bleiben jedoch weniger gelassen. Klare Ansagen wirken sich bekanntlich beruhigend aus und verbale „Verwirrspiele“ sorgen für Verunsicherungen. Der abgerutschte Goldkurs könnte dafür als ein Beleg angesehen werden.
Draghis Forderungen, die Banken vor den Einflüssen durch die Regierungen abzusichern, jedoch selbst die zyprische Notenbank mit Nachdruck dazu bewegen zu wollen, das Gold im großen Umfang zu verkaufen, ist schon weit mehr als nur fraglich.
Ein „Notverkauf“ wirkt sich beinahe schon naturgemäß drückend auf den Preis aus und der potenzielle Abnehmer Zyperns Gold, womöglich eine Zentralbank in den Schwellenländern, nimmt dankend an. Dazu gesellt sich der Umstand, dass die EU ganz offensichtlich die nationalen Notenbanken im Rahmen eines künftigen Rettungsprogramms mit Hochdruck zum Goldverkauf bewegen wird. Doch je länger darüber sinniert wird und der Goldpreis seine Talfahrt fortsetzt, desto geringer dürften die Erlöse für die zyprische Notenbank ausfallen.
Die Großbank Goldman Sachs korrigierte Anfang der Woche ihr Kursziel für Gold nach unten. Ein Schelm wer Böses denkt und ggfs. auf die Idee käme, Goldman würde „widerwillig“ die von Goldanleger abgestoßenen Teile in die eigenen Bestände aufnehmen.