EZB-Geldpolitik gegen Deflationsgefahren – Scheitern oder Etikettenschwindel?

Deflationsgefahren-


Das Rezept der Europäischen Zentralbank gegen die Deflationsgefahren in der Eurozone wird voraussichtlich scheitern müssen oder das vorgegebene Ziel weit verfehlen. Es sei denn, die Geschwindigkeit der Umverteilung des Geldvermögens von unten nach oben soll auf die Spitze getrieben werden. Damit befände sich die Notenbank auf einem viel versprechenden Weg.

EZB

„Kampf gegen die Deflation“ – Nur die Überschrift einer gewollten Umverteilung des Geldvermögens?

Die Inflationsrate in der Eurozone erreichte mit 0,3% im August 2014 eine neue bedrohliche Tiefenregion und „provozierte“ die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang September zu weiteren drastischen Maßnahmen in ihrer Geldpolitik. 0,05 Prozent lautet nun der wiederholt abgesenkte Leitzins, Banken zahlen für ihre bei der Notenbank gebunkertes Kapital nun einen „Strafzins“ von 0,2 Prozent und der „Vorrat an Billig-Krediten“ für die Kreditinstitute soll um bis zu 500 Milliarden Euro aufgestockt werden.

Die Banken „weigern“ sich offenbar hartnäckig, ihre massenhaft zur Verfügung gestellte Liquidität an die Wirtschaft in Form von Darlehen weiter zu reichen. Die Niedrigzinsen gelten auch für den Kreditmarkt und die von der EZB-Geldschwemme aufgeblasenen Werte am Finanzmarkt werfen weit bessere Renditen ab. Eine andere Seite der Medaille ist die sehr geringe Nachfrage aus der Realwirtschaft. Vor allem in den südlichen Euro-Krisenländern finden sich immer weniger Unternehmen, die überhaupt an eine Investition nachdenken (können).

Die Wirtschaften dieser Länder sind am Boden. Statistik-Zahlen zur Konjunktur, zur Schuldenquote und zur Arbeitslosigkeit sprechen eine klare Sprache. Immer mehr Unternehmen gehen in die Insolvenz, die Beschäftigten werden auf die Straße geschickt und verbleiben dort auf nicht absehbarer Zeit ohne Perspektiven. Das durchschnittliche Einkommen ist rapide gesunken, die Menschen haben stets weniger Geld zur Verfügung und die Armut nimmt erschreckende Ausmaße an.

Weniger zur Verfügung stehendes Geld mündet immer im schrumpfenden Konsum. Während in Deutschland nach den „Einschätzungen“ des GfK der Konsumrausch gerade Mal ein wenig am Abklingen sein soll, üben sich die Bürger in Griechenland, in Spanien, in Irland und in Portugal schon seit Jahren im Verzicht.

Geringere Nachfragen resultieren in fallenden Preisen. Griechenlands Inflationsrate betrug im August 2014 trotz „Besserung“ noch immer -0,3 Prozent.

Griechenlands Konjunkturverbesserungen stehen nur auf Papier. Lediglich Tricks bei den Bilanzierungen führten Griechenlands Wirtschaftszahlen in den schwarz gefärbten Bereich. Doch der genauere Blick auf die Realität lässt eine reine Fata Morgana erkennen. Das Land wird niemals in der Lage sein, jegliche Alt-Schulden und auch die folgenden Kredite, zurück zahlen zu können.

Schulden und aufgedrängte Sparzwänge (Konsolidierungsmaßnahmen) würgten die Wirtschaften rigoros ab. Derlei „Ausverkäufe“ der Staaten tragen die Handschrift des Internationalen Währungsfonds (IWF). Im Rahmen der Euro-Krisenländer spielen auch die EU-Kommission sowie die EZB eine Rolle und bilden zusammen die Troika.

Nun fühlt sich die EZB dazu berufen ihrem „Mandat zur Stabilisierung des Euros“ nachzukommen. Die Konjunkturbelebung der betroffenen Länder in der notwendig kurzen Zeit erscheint völlig unmöglich. Die „zertrampelten“ Wirtschaften werden im besten Fall nur eingeebnet, aber ein Aufschwung inkl. Arbeitsplatzschaffung und Konsumbelebung gehört ins Reich der politischen Fantasien.

Die EZB versucht nun das Pferd von hinten aufzusatteln und nimmt dazu die Brechstange zu Hilfe. Wenn die Realwirtschaft schon nicht zu beleben ist, dann eben über die Finanzwirtschaft und darauf hoffen, dass der überschwappende Anteil der Geldschwemme die Richtigen trifft. Der bisherige Erfolg der geldpolitischen Maßnahmen gibt jedoch wenig Grund zur Hoffnung, dass dieser Weg jemals Früchte tragen wird (kann). Welcher Autobesitzer käme schon auf die Idee, sein Fahrzeug mit Hochdruck über den Auspuff zu betanken?

Deutschland eine blühende Insel? Der Schein trügt

Deutschlands „Konsumrausch“ existiert offenbar auch nur in den Köpfen der Statistiker und der Einzelhandel fristet ein Dasein in der Parallelwelt. Beide Faktoren – Geld ausgebende Kunden und einnehmender Einzelhandel – sind sich in den letzten Monaten immer seltener über den Weg gelaufen. Die derzeit positiven Meldungen zu Reallohn-Anstiegen sind lediglich eine willkommende Abwechslung zu einer langjährigen Durststrecke.

In Bezug auf Umverteilungsmaßnahmen ein voller Erfolg

Von Geld überschwemmte Bankenhäuser und Konsumenten mit schrumpfender Liquidität. Das Rezept weiterer Geldfluten findet wohl kaum einen Ansatzpunkt, um die Deflationsgefahren wirksam abwenden zu können. Der „Erfolg“ liegt vielmehr in der beschleunigten Umverteilung des Geldvermögens von unten nach oben. Selbst während der Krise wuchs das Geldvermögen der „obersten 10 Prozent“ überproportional an, während die breite Masse beständig verlor. Darüber hinaus kann auch kein von der schwarz-gelben Bundesregierung „korrigierter“ Armutsbericht hinweg täuschen.

Das Geldvermögen in Form von Bargeld steht nur virtuell auf dem Stück betruckten Papier. Eine dargestellte Gutschrift auf einem Konto ist mit einem einzigen Knopfdruck ausgelöscht. Das gilt auch für die „obersten 10 Prozent“. Wert hat nur das, was man real anfassen kann. Ein Segen für die Umverteilung, dass ausgerechnet der „reiche und auf Sicherheiten bedachte Bundesbürger“ so ein starkes Augenmerk auf Immobilien setzt.

Hier dürften die nächsten realen Gefahren lauern. Niedrigstzinsen und auf Sicht steigende Immobilienpreise können zu einer Blase führen, die unweigerlich zum Platzen verurteilt ist. Ab diesem Moment werden zahllose Immobilien in den Eigentum der Kredithäuser übergehen und die vermeintlichen Besitzer auf ihrem Schuldenberg am Straßenrand sitzen lassen. Die Bank erhält den realen Wert und der Schuldner seine rein aus „virtuellen Quellen“ erhaltene Verbindlichkeiten.





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