Eurokrise steht ein langer, leidvoller Weg mit offenem Ende bevor

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Unangenehme Aussichten und auch „Visionen“ zum Ablauf der Eurokrise erklärte der ehem. Chefvolkswirt der Deutsche Bank, Thomas Mayer. Demnach leidet Europa unter einem Krebsleiden, das nicht nur sehr lange mit offenem Ausgang andauern wird, sondern noch Zündstoff für soziale Unruhen bietet. Darüber hinaus sieht der Volkswirt mit der Rettung Zyperns den „Rettungspolitischen Sündenfall“.

Lang anhaltende Krise mit Höhen und Tiefen

Eurokrise
Ende mit Schrecken - Schrecken ohne Ende?

Unmissverständlich lehnt der ehemalige Chefvolkswirt der Deutsche Bank, Thomas Mayer, eine Rettung der Banken Zyperns ab, damit die Kredithäuser den Forderungen der Gläubiger nachkommen könnten. In einem Interview mit heute.de (05.02.13) erklärte Mayer: „Das Raushauen der Gläubiger zyprischer Banken wäre der endgültige Sündenfall der Rettungspolitik.“

Dennoch geht der Ökonom davon aus, dass die Rettungsmaßnahmen auch bei Zypern fortgesetzt werden, da die Stabilisierung der Währungsunion vor allen ordnungspolitischen Prinzipien gestellt werde.

Im Blick auf die weiteren Entwicklungen der Eurokrise hält Mayer auch Frankreich für einen Kandidaten, der bereits „Sorgen bereitet“. Die bisher eingeleiteten Reformen würden nur durch „winzige Trippelschrittchen“ angedeutet worden. Dennoch ruderte die Regierung von François Hollande mit der Steuererhöhung und der Anhebung der Mindestlöhne zurück und befindet sich derzeit noch hinter der Startlinie, so der ehem. Chefökonom zu heute.de. Die französische Regierung müsste die Wirtschaft einer Generalüberholung unterziehen, aber davon wäre bisher noch nichts zu sehen.

Die EZB hat lediglich einen „Herzschlag“ verhindert
Mit dem „beherzten Eingreifen“ der Europäischen Zentralbank (EZB) wäre den Finanzmärkten der Herzschlag erspart geblieben, erklärte Mayer, aber der Patient wäre noch längst nicht gesund. „Man könnte sagen, dass er weiter an Krebs leidet, gegen der er ankämpft“, resümierte der promovierte Volkswirt im Interview. In den europäischen Südländern wäre das Krebsleiden aufgrund unflexibler Wirtschaftsstrukturen besonders präsent und der Kampf wird durch die Überschuldung der öffentlichen Hand sowie des Privatsektors sehr lange andauern. Wie bei einem Krebsleiden, gegen das man ankämpft, kann man sich nicht sicher sein, ob der Patient final überleben wird.

Soziale Spannungen durch Krisenwellen
Im Augenblick werde von „allen behauptet“, dass wieder belebter Wachstum eintreten wird. Für die weitere Entwicklung wäre es von entscheidender Bedeutung, ob dies überhaupt eintrete, so Mayer. Bis heute wäre die Wiederbelebung des Wirtschaftswachstums lediglich ein „frommer Wunsch“.

Sollten die Länder wieder in einen Aufwind kommen, sorgte dies für eine gewisse Entspannung in der Eurozone. Dennoch ginge das nur bis zum Zeitpunkt gut, an dem sich die Bürger aufgrund des erzwungenen nationalen Souveränitätsverzichts dagegen auflehnten. Sollte das Wachstum jedoch nicht eintreten, dann sieht der Volkswirt eine zweite, „von sozialen Spannungen getriebene Krisenwelle.“

Thomas Mayer, heut Senior Fellow am Center for Financial Studies der Goethe-Universität Frankfurt, geht von einer lang anhaltenden Krise aus, die wie bei einem Krebsleiden manchmal besser und auch manchmal schlechter verläuft. Der Ausgang bliebe jedoch ungewiss.

Bild: tarifometer24.com

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