Digitalisierung: Vorzeige-Industriezweig Maschinenbau stockt?
Der Stern des deutschen Vorzeige-Industriezweiges des Anlagen- und Maschinenbaus scheint zu sinken. Ausgerechnet die anvisierte Digitalisierung für Industrie 4.0 soll nicht die gewünschten Resultate bringen. Handelt es sich nur um Panikmache für weitere Beschneidungen an den Arbeitnehmern?
Überblick
Top-Unternehmen sind vom Ausland überholt worden

Die deutsche Industrie für die Herstellung von Anlagen und Maschinen gilt als eine Lokomotive der hiesigen Wirtschaft. Produkte aus dieser Sparte sind weltweit sehr begeht. Am Absatzmarkt sollte es eigentlich nicht fehlen. Doch die wirtschaftliche Zugmaschine „hustet vor sich hin“ und das schon seit dem Jahr 2009. Mit dem Ausbruch der von privaten Banken verursachten Finanzkrise geriet auch die deutsche Wirtschaft ins Stocken. Die Produktivität der Maschinenbau-Industrie ging deutlich zurück. Die Studie des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung Karlsruhe (ISI) kommt zum Ergebnis, dass der Zustand von vor Beginn der Finanzkrise 2009 noch immer nicht erreicht worden sei. Die Studie lag bereits am Sonntag der Redaktion der Rheinischen Post (RP) vor. Anfänglich sei zwar die Produktivität wieder gestiegen, aber bereits seit 2011 ging es wieder abwärts.
Die überragende Dominanz der Vorzeigeunternehmen wie Voith und Co, Siemens und Bosch sei geschrumpft und bis heute von Unternehmen anderer Länder wie Österreich, Niederlande und Schweden überholt worden. Während die Produktivität im Bundesgebiet ins Stocken geriet, stieg diese in Japan, Frankreich und USA deutlich an. Die Forscher des ZEW und ISI-Instituts können sich allerdings nicht erklären, warum die wirtschaftliche Leistung trotz der schwachen Produktivität außerordentlich groß sei. Sie sprechen von einem „Paradoxon“.
Die Welle der Digitalisierung erhält eine Delle
Der Maschinenbau sei eine Beispiel-Branche für das Vorantreibend der Digitalisierung. Ein vermeintlicher Garant für höhere Produktivität im Rahmen der Industrie 4.0. Dieser Industriezweig habe technologisch jedoch alles richtig gemacht. Das Resultat spricht jedoch eine andere Sprache. Selbst die neuesten Konzepte der digitalen Fabrik führten lt. den Experten der Institute nur zu geringfügigen Steigerungen der Effizienz.
Nur Panikmache für weitere Beschneidungen an Arbeitnehmer?
Die Ergebnisse der beiden Institute stehen im krassen Widerspruch zur am 01. Oktober 2018 von Prognos veröffentlichten Studie über die Entwicklung der deutschen Wirtschaft in den kommenden Jahrzehnten. Lt. Prognos („Deutschland Report“) werde die deutsche Wirtschaft bis zum Jahr 2045 im etwa gleichen Tempot weiterwachsen. Die Produktivität steige deutlich und zwar um rund zwei Drittel mehr als 2016. Jeder Erwerbstätige werde bis dahin ca. 100.000 Euro pro Jahr erwirtschaften.
Das den Arbeitnehmern Vorenthalten der Erlöse aus Produktivitätssteigerungen ist ohnehin eine „Tradition“ im Bundesgebiet. Die Renten für ehemalige Arbeitnehmer könnten ungleich höher ausfallen, würden die Steigerungen in der Produktivität in die Altersversorgung mit einfließen. Doch der über Jahrzehnte geführte Einsatz von Hände Arbeit kommt über die gewollte und von Politikern umgesetzte Umverteilung den Unternehmen zugute.