Dauerstreit um Griechenland-Schulden bietet gute Ablenkung von Italien

Eurokrise-


Der dauerhafte Streit um die Schuldenprobleme in der Eurozone wird von Tag zu Tag schärfer geführt. Griechenlands Pleite ist in der gegenwärtigen Lage kaum mehr abzuwenden. Die Probleme um ein Land, dessen BIP geringer ist als die Wirtschaftsleistung einiger einzelner Bundesländer, bieten allerdings eine gute Gelegenheit, um von der vorprogrammierten Katastrophe in Italien und Frankreich abzulenken.

Euro Untergang

Das „Euro-Kleinland“ Griechenland besitzt genug Potenzial für eine Euro-Versenkung

Das Getöse um Griechenland bietet eine gute Ablenkung

Am Montag bediente Griechenland eine fällige Ratenzahlung an den Internationalen Währungsfonds (IWF). Den Betrag von gut 580 Millionen Euro hat Athen offenbar noch pünktlich überweisen können. Ob sämtliche im März fälligen Zahlungen gestemmt werden können, steht noch offen. Der IWF reiht sich in diesem Monat noch ein weiteres Mal in die Warteschlange der Gläubiger ein und zwar vorrangig in erster Position. Für die am Monatsende anstehenden Gehälter könnte es dann schon sehr eng werden. Ob für die Rentner etwas übrig bleibt, stellte sich wohl erst ganz zum Schluss heraus.

Griechenlands Schuldenquote ist innerhalb der EU an einsamer Spitzenposition. Das Zusammenspiel zwischen erhaltenen Hilfsgeldern (neue Schulden für alte Schulden) und der eingebrochenen Wirtschaft um rund ein Viertel, trieb die Staatsverschuldung bis zum 03. Quartal 2014 auf 176 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hoch. Am Montag teilte die griechische Zentralbank ein Defizit von 684 Millionen Euro beim Staatshaushalt für die Monate Januar und Februar mit, gegenüber dem Plus von 139 Millionen Euro in den ersten beiden Monaten des Vorjahres.

Die Töne aus Athen, Brüssel und Berlin werden rauer, besonders zwischen dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras und dem Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Die gegenseitigen verbalen Angriffe führen zu allen möglichen Zielen, aber keinesfalls zu einer Lösung des griechischen Schuldenproblems.

Dennoch gelingt den Streitparteien die erfolgreiche Ablenkung von den nachrückenden „Zeitbomben“ in der Eurozone. Griechenlands BIP betrug im Jahr 2013 gut 182 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Das Bundesland Hessen erreichte im gleichen Jahr ein BIP von 235 Mrd. Euro, Baden-Württemberg 407 Mrd. Euro und Bayern 487 Mrd. Euro.

Durch das Getöse um Griechenland geraten weitaus gewichtigere Euro- bzw. EU-Länder aus dem Blickfeld. Schuldenland Nummer zwei ist Italien mit einer Schuldenquote im 3. Quartal 2014 von knapp 132 Prozent des BIP (1.560 Mrd. Euro im Jahr 2013). Frankreich nähert sich bei einer Schuldenquote von gut 95 Prozent bereits einer ganzen Jahreswirtschaftsleistung (BIP 2013: 2.060 Mrd. Euro).

Die Schuldenquote der gesamten EU beträgt rund 87 Prozent und die der Euro-Zone 92 Prozent. Maastricht gibt „eigentlich“ die Obergrenze von 60 Prozent vor. Deutschland war übrigens das Euro-Mitgliedsland, das diese Grenze zuerst überschritt. Von allen 28 EU-Staaten halten nur noch 12 Länder die Maastricht-Grenze ein.

Italiens und Frankreichs Schuldenquoten steigen seit Jahren beständig an. Das „kleine Griechenland“, mit einem geringeren BIP als das Bundesland Hessen, benötigte Hilfsgelder in einem Gesamtrahmen von über 300 Mrd. Euro, damit es – objektiv betrachtet – heute noch viel schlechter dasteht, als zum Zeitpunkt der einsetzenden Bankenkrise. Sollte Italien auch nur ansatzweise ins Straucheln geraten, wird es nichts geben, um den Kollaps auch nur irgendwie abzuwenden.





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