Chef-Ökonom: Repression und Planwirtschaft in der Eurozone

Eurokrise-


Schulden und Eurokrise drohen zu einer „unendlichen Geschichte“ zu werden, solange der Euroraum seine derzeitige Form behält. Der Chef-Ökonom der Banque de Luxembourg sieht die Eurozone aufgrund massiver Zinsmanipulationen und Missachtung grundlegender Marktregeln in eine Planwirtschaft hinein schlittern.

Schuldenabbau durch Repression – Sparer zahlen drauf

EU-Wirtschaft
Freie Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt

Die Eurokrise ist längst nicht gelöst und sie wird sich auch in der gegenwärtigen Konstellation des Euroraums nicht lösen lassen. Für einen nachhaltigen Abbau der Schulden ist das Wachstum in der Eurozone zu schwach und die erforderlichen Reformen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Krisenstaaten werden nicht konsequent genug angegangen. Der Chef-Ökonom der Banque de Luxembourg, Guy Wagner, erklärte im Interview mit finanzen.net (Donnerstag), dass vor allem Frankreich, das wirtschaftlich zweitgrößte Land in der EU, zu einem Problem werden könne. Solange die Eurozone ihre derzeitige Form behält, wäre ein Ende der Krise nicht absehbar, so Wagner.

Die grundlegenden Regeln einer freien Marktwirtschaft werden außer Kraft gesetzt. So nutzen Politik und Zentralbank das „Instrument der finanziellen Repression“, so der Chef-Ökonom. Die reale Verschuldung werde durch das künstlich, unterhalb der Inflationsrate gedrückte Zinsniveau verringert. Das Prinzip von Angebot und Nachfrage wurde für die Bildung des Zinses außer Kraft gesetzt. Im Zusammenspiel zwischen Politik und der Zentralbanken werde der Zins massiv manipuliert, erklärte Wagner dem Finanzmagazin.

Die Zeche zahlen die Sparer und Gläubiger. Auf der einen Seite werden niedrige oder sogar negative Renditen aufgezwungen und auf der anderen Seite weichen Anleger auf risikoreichere Anlagen aus und hier können sich Blasen bilden, warnte Wagner. Auch die Versicherungen oder Banken stehen unter dem erhöhten Druck, „trotz grotesk niedriger Zinsen in Staatsanleihen der verschuldeten Länder zu investieren. Das alles sind Maßnahmen, die in Richtung Planwirtschaft gehen“.

Deutschland müsste den Euroraum verlassen
Für die Eurozone wäre es keine Lösung, die Krisenstaaten aus der Währungsgemeinschaft gehen zu lassen. Vielmehr müssten Deutschland und einige andere Länder aus dem Euroraum ausscheiden und die Gemeinschaftswährung den Krisenstaaten überlassen, so der Ökonom.

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