Böller-Rausch Silvester 2011 – Tradition überwiegt der Krisenstimmung

Jahreswechsel 2011/2012 – –

Rund 113 Millionen Euro gaben die Deutschen in dieser Silvester-Saison für Raketen und Böller aus. Keine Spur von Finanzkrise wenn es sich um die Privatkasse handelt. Vielleicht auch nur ausgelebter Optimismus zum rabenschwarzen Hintergrund, wie die glitzernde Rakete als Hauptdarsteller in der dunklen Silvesternacht.

Bunt schillernde Lichteffekte und der kurze Knall. Offensichtlich ungebrochene Faszination, denn zum diesjährigen Silvester haben sich die Deutschen trotz der „Europakrise“ nicht davon abbringen lassen, dass Vorjahresniveau mindestens zu wiederholen.

Wiederum wurde in Deutschland Bares in Höhe von rund 113 Millionen Euro gegen den „Knall“ getauscht. Zumindest lässt sich der deutsche Anteil an der europäischen Finanzkrise nicht vom Himmel der kommenden Silvesternacht ablesen.

Wieder weit mehr als 100 Millionen Euro für Silvester-Artikel ausgegeben

Obwohl Silvester bekanntlich nur einmal im Jahr zelebriert wird, würde die „Böller-Industrie“ in der Jahresstatistik zur deutschen Industrie eine gute Figur abgeben. Rund 113 Millionen Euro für Raketen, Böller und Wunderkerzen in nur wenigen Tagen über den Ladentisch geschoben.

Im Schnitt ca. 9,5 Millionen Euro Verkauf pro Monat. So manches Unternehmen würde jubeln. Für Statistiker mögen ca. 1,41 Euro pro Einwohner (80 Millionen) nicht sehr viel klingen, aber das ist immerhin schon mehr, als die berücksichtigten Kosten für Bildung zur Berechnung der Hartz-IV Bezüge (1,39 Euro).

Nimmt man die durch Hart-IV „genehmigte“ tägliche Essensration als Vergleich (2,55 Euro), sind mit 1,41 Euro schon mehr als die Hälfte in Schall und Rauch verwandelt worden. Doch Statistiken muß man nur oft genug drehen und wenden, irgendwann ergeben sie das gewünschte Bild, das vermittelt werden will.

Silvester 2011
Silvesternacht ohne Krisen
Bild: Norbert Enyegue / pixelio.de

Seit Sommer 2011 überschlugen sich die Mitteilungen, Nachrichten und Hiobs-Botschaften zur Situation rund um den Euro. Winterliche Stille hat seit dem EU-Gipfeltreffen am 08. Dezember eingehalten. Zumindest scheinen die angekündigten Maßnahmen zur Euro-Rettung wie Valium zu wirken, beruhigend aber nicht heilend.

Eine Verunsicherung der Bürger ist 2011 spürbar geworden. Sorgen um das Sparguthaben auf dem Konto und das „virtuelle Verschwinden“ der bisher gezahlten Beiträge zur Altersvorsorge, wechselten sich gegenseitig ab. Einige Dinge wurden übertrieben, um der „Schlagzeile willen“, andere wichtige Details erst gar nicht erwähnt.

Kurz die Sorgen ablegen
Zum Silvester hin scheinen die finanziellen Sorgen eine Auszeit zu haben. Die traditionelle Verpulverung des sauer Verdienten (nach Steuern) überwiegt, dafür nimmt der Bürger gerne noch Mehrwertssteuer für Knalleffekt in Kauf.

Um den gemeinsamen Böllereinkauf in dreistelliger Millionenhöhe zu erklären, könnte man dem deutschen Bürger kalkulierte Weitsichtigkeit unterstellen. Eine Hand wäscht die andere, ganz nach dem Motto: „Heute unterstützen wir China, morgen helfen sie uns“. Der mit Abstand größte Anteil der in Deutschland verkauften Böller sind in China hergestellt.

Die Idee klingt nicht schlecht im Ansatz, doch ggf. schon zu spät. China steht selbst kurz vor einem finanziellen Desaster. Der große Bankensturz ist bereits durch das Wackeln einzelner Bankhäuser deutlich vernehmbar. Das Jahr 2012 wird wahrscheinlich noch mehr Bankenbeben in Zentralasien hervorbringen.

Die Wahrheit dürfte jedoch die ungebrochene „Romantik“ sein, die ein kalendarischer Jahreswechsel vermitteln kann. Das alte Jahr hinter sich lassen und ggf. mit guten Vorsätzen ins neue Jahr stürzen. Dieser Anlass muß natürlich mit Knall- und Lichtereffekten begleitet werden.

Vielleicht sogar die vorerst letzte Gelegenheit, relativ unbeschwert einen Jahreswechsel zu vollziehen. Der Geschäftsführer vom Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI), Klaus Gotzen, kündigte dem Handelsblatt (30.12.11) zukünftig deutlich steigende Preise für Silvesterartikel an.

Steigende Lohnkosten in China wären der Hauptgrund für die Verteuerung der Knall-Artikel. Darüber hinaus würden voraussichtlich auch Kosten für Rohstoffe zur Papierherstellung und für Silvester-Artikel benötigte Chemikalien ansteigen.

Erhöhte Abgaben für Transport, Zulassung und Lagerung in Deutschland trügen einen weiteren Anteil zur Preissteigerung bei. Die Versicherungen haben sich bereits für die ersten Tage im neuen Jahr gerüstet. Die Schadenmeldungen durch Böller und Raketen zelebrieren ebenfalls eine Hochsaison.

Der Unternehmenssprecher des dt. Marktführers, Weco weiß, dass der Deutsche die begehrten Raketen-Lichtereffekte „am liebsten in Gold“ genießen will. Vielleicht sogar ein intuitives Vorzeichen. Eine verteuerte Papierherstellung könnte zukünftig mit bedrucktem Altpapier kompensiert werden.

Der DAX verzichtet bereits auf ein Jahreswechsel mit „Pauken und Trompeten“ und wird sich aus dem Jahr 2011 mit zurückhaltender Bescheidenheit verabschieden. Die Zukunft für den Euro ist nach wie vor ungewiß, auch wenn sich Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) sicher ist, diese eine Währung „ist unzerstörbar“. Eine Menge Papier.

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