Bofinger: D-Mark Rückkehr hätte fatale Folgen

Warnung vor D-Mark Rückkehr-


Eindringliche Warnung vor der Rückkehr zur D-Mark vom Wirtschaftsweisen Peter Bofinger. Die „heile Welt“, wie sie manchen Euro-Gegner vorschwebt, könne mit der Wiedereinführung der bisherigen Währung nicht zustande kommen. Die Enttäuschung dürfte große werden.

D-Mark Rückkehr
Wünsche von Romantikern?
Die gute alte Mark

Peter Bofingers Darstellung der Folgen nach einer D-Mark Rückkehr vermag manche Illusionen in ernüchternde Tatsachen zu wandeln. Der Wirtschaftsweise warnt davor, zur bisherigen Währung D-Mark zurückzukehren. In seinem neu erschienen Buch Zurück zur D-Mark? schreibt Bofinger in einem Vorabdruck, „wer heute glaubt, dass die Rückkehr zur D-Markt wieder in heile Welt führt, dürfte bitter enttäuscht werden“. Der Auszug wurde in der Welt am Sonntag (Sonntagsausgabe) veröffentlicht.

Bofinger dreht den Spieß um und betrachtet Länder, die heute aufgrund ihrer sehr starken nationalen Währung in erhebliche Schwierigkeiten gerieten. Kein anderes Land repräsentiere die schwerwiegenden Folgen wie Japan, so der Wirtschaftsweise. Die japanische Volkswirtschaft weise heute eine Schuldenstandsquote von 214 Prozent auf liegt damit doppelt so hoch wie die Verschuldung Deutschlands.

In der ersten Hälfte der 90-er-Jahre hätten die Probleme mit dem starken Yen begonnen. Die riesige Immobilienblase war zu diesem Zeitpunkt bereits geplatzt und Japan hätte dringend Außenhandels-Impulse für den erforderlichen Wachstum gebraucht. Die Devisenmärkte koppelten sich von der gesamtwirtschaftlichen Logik ab und brachten der japanischen Währung Yen zwischen dem April 1990 und April 1995 den doppelten Wert gegenüber dem US-Dollar ein. Interne wirtschaftliche Probleme bereiteten Japan ohnehin einen deflationären Druck. Dieser wurde durch die im Außenhandel starke Aufwertung des Yen nur noch verschärft.

„Die abenteuerlich hohe Schuldenstandsquote des Landes“ wird durch das beständig hohe Staatsdefizit des Landes erklärt, so Bofinger. Seit dem Jahr 1990 stagnierte das nominale Bruttoinlandsprodukt und wäre eine zweite Folge aus den deflationären Entwicklungen. Die Bank von Japan kaufte in einem größeren Umfang Dollar-Bestände in Form von Staatsanleihen an, um die durch Interventionen bedingten Aufwertungen zu stoppen. Heute hätte sich ein Volumen von insgesamt 1,2 Billionen Dollar angehäuft. Der Bestand kann im größten Teil als eine Haftung für die Vereinigten Staaten betrachtet werden.

Die Haftungssumme Japans stellt Bofinger den vom ifo-Institut berechneten „Haftungspegel“ in Höhe von 779 Milliarden Euro gegenüber. Diese Summe müsste Deutschland tragen, wenn im „schlimmsten Fall“ Griechenland, Italien, Irland, Spanien und Portugal in die vollständige Insolvenz gehen sollten.

Die D-Mark Rückkehr führte zu keiner heilen Welt

Wahrscheinlich würde es Deutschland wie Japan ergehen, sollte die D-Mark wieder eingeführt werden, warnt Bofinger und fügt hinzu, „die alte D-Mark würde eine neue D-Mark zum Klub der Währungen gehören, für die bei den Märkten eine ungeschriebene Konvention besteht, dass sie grundsätzlich eine Aufwertungstendenz aufweisen“. Aus dem „irrationalen Gefühl heraus, dass nur eine starke Währung eine gute Währung ist“, würde die verantwortliche Bundesbank sehr lange warten, bis sie die D-Mark Aufwertung entgegen wirkte.

Über Jahre hinweg würde die D-Mark kräftig aufwerten und die Exportwirtschaft in ihrer Wettbewerbsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Es würde nicht lange dauern, bis die ersten Ökonomen massive Lohnkürzungen forderten. Arbeitnehmer begrüßten die Sicherung von Arbeitsplätzen und nähmen sinkende Löhne in Kauf. Der Weg einer Deflation wäre damit bereitet. Selbst wenn der deutsche Staat keine weiteren Schulden mehr aufnähme, würde die Schuldenstandsquote nach oben getrieben werden.

Irgendwann träte die Bundesbank mit Interventionen in Aktion und kaufte Staatsanleihen anderer Staaten auf, um die D-Mark Aufwertung abzubremsen. Die bisherigen Erfahrungen der Länder Japan, Schweiz und China zeigten die Anhäufung von sehr großen Devisenbeständen. Bofinger befürchtet, dass die in relativ kurzer Zeit angesammelten Devisenreserven gegenüber der Schweiz einen Betrag von 1.700 Milliarden Euro, auf die deutsche Wirtschaftsleistung ergeben werden.

Die Länder Japan, Schweiz und China sollten von denen, die eine Rückkehr der D-Mark fordern, genauer angesehen werden. Mit den durch Japan und China erworbenen Staatsanleihen der USA und den angesammelten Anleihen aus dem Euro-Raum durch die Schweiz, würden diese Länder uneingeschränkt haften. Ein Einfluss auf die Wirtschaftspolitik des Schuldnerlandes existiert nicht.

Verständnis für die Euro-Profiteure

Anfang Juli verteidigte bereits kein Geringerer als Michael Diekmann, Chef der Allianz Gruppe, vehement den Euro und erklärte seinen Blick auf die großen Risiken, wenn zur Mark zurückgekehrt werden würde. Diekmann sieht nach einem Euro-Austritt auf die deutsche Wirtschaft eine Depression mit Schrumpfungsraten bis zu 25% zukommen.

Ebenso steht der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) voll hinter der Einheitswährung und verteidigt die angelegten Rettungsschirme für notleidende Mitgliedsländern.

Betrachtet man jedoch die Ergebnisse von der Citi-Group beauftragten Untersuchung, wer tatsächlich vom Euro profitierte, werden die Beweggründe der Euro-Verteidiger leicht nachvollziehbar.

Bild: tarifometer24.com

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