Bayer Zerlegung: Schweigen im Gegensatz bei Opel & Nokia
Der Pharma-Riese Bayer ist bereits mehr als nur angeschlagen. Nun sollen rund 12.000 Mitarbeiter auf die Straße geschickt werden. Die Demontage des Konzerns läuft wohl auf Hochtouren. Was ist aus den Reihen der Bundesregierung zu hören? Nichts. Ganz im Gegensatz zu den Fällen Opel und Nokia.

Ein Großteil der Bayer-Bewertung ging seit Monsanto-Übernahme in Rauch auf
Überblick
Bayer steht offenbar auf einer Abschussliste
Die deutsche Autoindustrie wird bereits kräftig bearbeitet. Im dritten Quartal schlitterte das Wachstum in ein Minus. Grund dafür waren die extrem zurückgefahrenen Produktionen der deutschen Fahrzeughersteller. Die neue internationale Abgasnorm sei Schuld für diese Misere gewesen. Der Angriff über die Diesel-Flanke ist in voller Fahrt und noch längst nicht abgeschlossen.
Im Visier der „Demonteure“ geriet auch der Pharma-Riese Bayer und deren geplante Zerlegung trägt bereits die ersten Früchte. Bayer – einst ein Bestandteil der erst vor wenigen Jahren endgültig abgewickelten IG-Farben – übernahm Monsanto für einen horrenden Preis von 63 Milliarden US-Dollar. Ausgerechnet den Hersteller, dessen erdballübergreifend bekanntes Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat die Gemüter zum Kochen bringt.
Man frägt sich, ob das Bayer-Management keinen Schimmer über die im Hintergrund auf Eis gelegten Klagen gegen Monsanto hatte, diese schlicht ignoriert oder unterschätzt hat, oder ob im Hintergrund eine „höhere Macht“ die Hand an die Fäden legte. Schon kurz nach der Übernahme Monsantos urteilte ein US-Gericht zugunsten eines Klägers in den USA. Wie es der Zufall eben so will. Das Gericht sprach den an Krebs erkrankten Mann eine Entschädigung in Höhe von 289 Millionen Dollar zu.
Bis zum Deal seien rund 5.000 anhängende Klagen gegen Monsanto bekannt gewesen. Ende Juli waren es plötzlich 8.000 Klagen gegen den Leverkusener Pharma-Konzern.
Der an den Aktienmärkten gehandelte Preis für Bayer Leverkusen hat sich inzwischen quasi halbiert. Damit auch künftig die von den Aktionären erwarteten Renditen bedient werden können, entschloss sich das Konzern-Management nun zu eines der effektivsten Mittel. Die Entlassung von Teilen der Belegschaft. Rund 12.000 Menschen sollen global auf die Straße gesetzt werden, ein Großteil davon im Bundesgebiet. Immerhin betrifft das rund jeden zehnten Arbeitsplatz bei Bayer.
Natürlich wird dieser einschneidende Schritt nicht als plumpe „Rausschmiss-Politik“ verkauft, sondern als Konzern-Umstrukturierung. Zu diesen Maßnahmen gehören u.a. Zusammenlegungen einzelner Sparten, Abtrennungen und auch die Veräußerung.
Mit ihrer größten Sorge bietet die Konzern-Spitze ein Spiegelbild der Bundesregierung und auch der EU-Kommission. Das Vertrauen der Märkte müsse wiedererlangt werden. Die Anleger sind mit dem Abstoßen ihrer Firmenanteile in Scharen davongelaufen. Leicht abzulesen am minder gehandelten Preis für Bayer.
Das große Schweigen im Walde – Opel – Nokia – Bayer
Was ist zu diesen Vorgängen rund um Bayer aus den Reihen der Bundesregierung zu vernehmen? Nichts. Als General Motors die Opel-Werke mit rund 5.000 Mitarbeiter in Bochum schließen wollte, liefen die in Berlin verantwortlichen Politiker reihenweise Amok. Sogar der damalige Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg eilte in die USA, um von dort aus zu retten, was es zu retten gibt.
Wenige Jahre zuvor machte Nokia in der gleichen Stadt das einst mit 40 Millionen Euro Steuergeldern gesponserte Werk mit rund 3.000 Mitarbeitern dicht. Der finnische Handy-Hersteller wurde von der Bundesregierung förmlich an den Pranger gestellt. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte die Nokia-Angelegenheit sogar zur Chef-Sache und zeigte Verständnis für den gegen Nokia gerichteten Boykott-Aufruf. Medienwirksam wurden Nokia-Handys in die Tonne gehauen. Die Bundesregierung versuchte es sogar mit dem Angebot weiterer Subventionen.
Bei der Angelegenheit Bayer herrscht dagegen das große Schweigen. Man hört wohl lieber der SPD beim lauten sinnieren über die Einführung einer CO2-Steuer zu.