Banken Zyperns offenbar hemmungslos gierige Zocker
Wenn die hemmungslosen Top-Manger von Banken voll Gier und ohne Skrupel zockten, stand bisher immer ein Dritter gerade, wenn die Geschäfte den Bach hinunter gegangen sind. Einst waren es alleine die europäischen Steuerzahler und mit der Zypern-Krise wurden gleich noch die Einleger und Sparer mit hinzu genommen, die für die Verluste der fehlgeleiteten Banken bezahlen dürfen. Die zwei größten Banken Zyperns haben offenbar mit diesem Sicherheitsgefühl jegliche Hemmung und Verstand verloren.
Überblick
Mit Vollgas gegen die Wand gefahren – Sparer haften nun dafür

Offenbar haben sich die zyprischen Banken, oder vielmehr deren Management, durch Unersättlichkeit in den eigenen Ruin getrieben. Die beiden größten Banken Zyperns, Bank of Cyprus und die bereits zerschlagene Laiki Bank, deckten sich lt. Untersuchungen zu den Hintergründen offenbar mit griechischen Staatsanleihen ein, obwohl bereits abgesehen werden konnte, dass Griechenlands Insolvenz unmittelbar bevorstand.
Von erheblichen Manipulationen und ggfs. kriminellen Machenschaften, statt vernünftigem Geschäftsgebaren könne aufgrund der Untersuchungsergebnisse ausgegangen werden, wie die F.A.Z. am Montag berichtete.
Die beiden zyprischen Großbanken sind sichtlich nicht ohne Grund in Schieflage geraten, nachdem zwischen den europäischen Geldgebern und Griechenlands Regierung im März 2012 ein Schuldenschnitt ausgehandelt wurde.
Dem Bericht zufolge hätte das Management der Bank of Cyprus noch im Dezember 2009 versichert, dass die Bank lediglich rund 100 Millionen Euro griechischer Staatsanleihen im Besitz hätte und deshalb kaum von einer Gefährdung gesprochen werden könnte. Zu diesem Zeitpunkt wurde jedoch bereits europaweit über einen möglichen Schuldenerlass für Griechenland diskutiert, obwohl der damalige Finanzminister Griechenlands, Giorgos Papakonstantinou, gleichzeitig einen Schuldenschnitt rigoros ausschloss.
Offenbar schenkte die Bank of Cyprus den Ausführungen Papakonstantinous vertrauensvolles Gehör und deckte sich im Dezember 2010 sowie zu Beginn 2011 mit Staatsanleihen des kriselnden Euro-Mitgliedslandes ein. Letztendlich deckte sich die zyprische Großbank mit griechischen Schuldverschreibungen im Gegenwert von über 2 Milliarden Euro ein (Nominalwert). Alleine im Januar 2010 soll das Kreditinstitut lt. F.A.Z. über 400 Millionen und im Dezember 2010 an einem einzigen Tag 300 Millionen investiert haben. Der „Einkaufsrausch“ zog sich während einem Zeitraum hinweg, indem der herbe Verlust der Staatsanleihen so gut wie sicher gestellt war.
Die Erkenntnisse sickerten offenbar an die zyprischen Medien durch und deren Quelle ist die von der zyprischen Regierung beauftragte Wirtschaftsberatungsfirma „Alvarez & Marsal“. Nachdem die auf Sanierungsfälle spezialisierten Prüfer diverse Einsichten in den Schriftverkehr erlangt hatten, kamen sie zum Schluss, dass bei der Bank of Cyprus das „absolute Gewinnstreben“ oberste Priorität gehabt haben muss. Offenkundige Risiken wären ausgeblendet worden.
Vertuschung durch Datenvernichtung
Von den Computern zweier Top-Manager der Bank of Cyprus wären wichtige Daten gelöscht worden, von einem der untersuchten Geräte wären sogar „massenhaft“ wichtige Daten alleine im Zeitraum Oktober 2012 vernichtet worden. Ein eklatanter Verstoß gegen die Vorschriften der zyprischen Zentralbank, die besagt, dass keinerlei Daten bei Banken gelöscht werden dürfen.
Als nächstes sollen die Details vergangener Geschäfte bei der Laiki Bank genauer unter die Lupe genommen werden. Heute wäre jedoch schon klar, dass die Manager der ehem. zweitgrößten Bank Zyperns noch hemmungsloser gewesen sein sollen.
Totale Gier oder Hoffnung auf gewohntes Spiel?
War das Management beider Banken tatsächlich derart blind vor Gier, dass jegliche Risiken wie bei einem spielsüchtigen Kasinogänger scheinbar gar nicht existierten oder war viel mehr ein gewisses Sicherheitsgefühl im Spiel, das zuvor von Brüssel wiederholt gepflegt wurde? Rettungsmilliarden aus dem ersten Fonds EFSF galten bisher den kriselnden Euro-Staaten, indirekt jedoch stets den auslösenden Pleite-Banken. Der eigentliche Ablöser, der noch besser ausgestattete dauerhafte Rettungsfonds ESM, stand im Laufe 2012 bereits als so gut wie sicher fest.
Offenbar verließ man sich auf die bisherigen Rettungseinsätze der EU, wenn der Hilfeschrei erst einmal ausgelöst wurde. Milliardenkredite aus den Gemeinschaftstöpfen der Euro-Mitgliedsstaaten würden die Misere „schon wieder richten“. Das jedoch „plötzlich“ ein Schuldenschnitt zur Debatte stand und auch tatsächlich durchgeführt wurde, könnte der eigentliche Spekulationsfehler der „Top-“ Manager gewesen sein.