Banken-Stresstest: Vorgelebte Gelassenheit bei butterweichen Knien
Nur vorgespielte Ruhe und Gelassenheit der Banken gegenüber den geplanten Stress- und Bilanzprüfungen? Die deutschen Geldhäuser lassen über ihre zwei großen Verbände verkünden, dass man auf Qualität setze, aber nicht auf eine große Eile. Der Banken-Stresstest darf ruhig etwas auf sich warten lassen.
Die Geldhäuser wollen aus dem Weg bis zur Bankenprüfung den anteiligen Stress nehmen
Überblick
Taktieren mit Anspielung auf Fairness und Vernunft
„Alles verläuft in den richtigen Bahnen und gerne können die Testkriterien noch etwas verschärft werden. Wir sehen dem Banken-Stresstest in aller Ruhe entgegen“. So klingt die Botschaft der deutschen Banken zu der geplanten Entsendung von Buch- und Bilanzprüfern durch die Europäische Zentralbank (EZB).
Qualität müsse noch vor der Eile die höchste Priorität genießen, so der Tenor der deutschen Kredithäuser gegenüber der EZB. Der Bankenverband plädierte bei der Jahrestagung von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington für eine sorgsame Vorbereitung der geplanten Bilanzprüfungen, so Handelsblatt Online (Sonntag).
Es müsse ein „absolut glaubwürdiger Prozess“ entwickelt werden, so der Präsident des Bankenverbandes und gleichzeitig Co-Vorsitzender der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen. Das Vertrauen in einem stabilisierten Bankensektor sei das anzustrebende Ziel.
Nur trockene Worte bei durchnässten Hosen?
So ruhig und gelassen – begleitet mit dem gezeigten Wohlwollen für die Offenlegung der hausinternen Büchern – wie sich die Worte der Bankenvertreter anhören, so massiv scheinen die Probleme tatsächlich auf die Blase zu drücken.
Denn neben der Aufforderung, sich für die Bankenprüfungen doch lieber viel Zeit zugunsten der Qualität zu lassen, fielen auch konkrete Vorschläge, die jedoch mit einer Verschärfung der Kriterien nicht viel im Sinn haben. Dem Magazin manager-magazin online (11.10.13) liegt ein mehrseitiges Schreiben vor, in dem die tatsächliche Position der deutschen Kredithäuser etwas konkreter hervor geht.
Demnach verkünden der Bundesverband deutschen Banken (BdB) sowie der Verband Öffentlicher Banken (VÖB) im Positionsschreiben ihre schwerwiegenden Bedenken: „Sowohl für die teilnehmenden Banken als auch für die durchführende Institution kann das Assessment ein erhebliches Reputationsrisiko entfalten, wie das Beispiel des letzten EBA-Stresstests gezeigt hat“.
Für das gesamte Europa wäre es fatal, sollte das Vertrauen in die Europäische Zentralbank aufgrund Probleme im Rahmen des Stresstests „ernsthaft und dauerhaft“ beschädigt werden, so die weiteren Ausführungen der beiden Bankenverbände.
Die Forderung: Den Geist in der Flasche belassen
Die Aussage von BdB und VÖB ist klar. Die Untersuchung der 130 wichtigsten Banken wird mit Sicherheit zu weit aufgerissenen Augen der Prüfer sowie Euro-Finanzminister führen. Die EZB hätte sich bereits im Vorfeld von den „entdeckten“ Bilanzlöchern distanziert, da sie eine Übernahme von „Altlasten“ ausgeschlossen hatte.
Dennoch scheint die wohl riesige Bilanzlücke erwartet zu werden. Während Stresstest und Bilanzprüfung die Schaffung der zentral überwachten Bankenunion durch die EZB (samt Unterabteilung) betreffen, laufen längst die Diskussion zur Übernahme der teils über Jahre mitgeschleppten Finanzlöcher der Euro-Banken. Der für die Bankenunion eigens entwickelte Abwicklungsmechanismus wäre nach dem derzeitigen Stand der Verhandlungen für Altlasten deplatziert.
Aus diesem Grund sind wieder die Steuerzahler der Euro-Zone in den Mittelpunkt gerückt. Das passende Instrument würde mit dem Rettungsschirm ESM zumindest als Basis bereits existieren. Die Funktionserweiterung des Schirms in ein Sicherheitsnetz für Kreditbanken wird derzeit favorisiert.
Weitere Forderungen in dem Positionspapier der beiden Bankenverbände unterstreichen das Indiz eines miserablen Zustands bei den Geldhäusern. So soll der Bankentests keinesfalls mit dem Jahresabschluss 2013 in Überschneidung geraten. Die Prüfungen der Bilanzen sollten frühestens nach dem ersten Quartal 2014 begonnen werden. Für den Stresstest wünschten sich die Bankenverbände den Herbst 2014. Jedoch nicht zu einem früheren Zeitpunkt, da die Regeln nach Basel III erst dann zum Tragen kämen.