Anzahl Familienzusammenführung gering?
Die Zahl der erteilten Visa für die Familienzusammenführung von Migranten und Flüchtlingen sei weit niedriger als weithin geglaubt. Die vom Auswärtigen Amt genannten Zahlen beschränken sich allerdings nur auf das Herkunftsland Syrien.
Überblick
Zahlen belegten Irrtum der Demagogen

Die tatsächliche Anzahl der erteilten Visa für die Familienzusammenführung von anerkannten syrischen Flüchtlingen sei in einem überschaubaren Bereich. Zwischen den Monaten Januar und September 2016 seien nur 39.605 Angehörigen anerkannter Flüchtlinge aus Syrien ein Familienzusammenführungsvisum erteilt worden, so die Antwort des Auswärtigen Amtes auf eine Schriftliche Frage der Grünen, die dem SPIEGEL vorliegt.
Mit den Zahlen sei belegt, „dass die Familienzusammenführungen von Syrern viel niedriger sind, als uns manche Demagogen öffentlich weismachen wollen“, so Özcan Mutlu, Abgeordneter der Grünen. Fast 13.000 Visa wurden in Istanbul erteilt und rund 9.000 in Beirut, so im Antwortschreiben des Auswärtigen Amtes. Gegenüber dem Jahr 2015 sei dies zwar deutlich mehr, aber weniger als weithin angenommen.
Nach Angaben des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sank die Anzahl der neu angekommenen Migranten und Flüchtlinge von ca. 890.000 im Jahr 2015 auf rund 280.000 Menschen im Jahr 2016. Gleichzeitig stieg die Anzahl der erteilten Visa für die Familienzusammenführung von 70.000 im Jahr 2015 auf fast 105.000 Visa im Jahr 2016 an. Diese Zahlen wurden vom Auswärtigen Amt nach einer Anfrage von WELT angegeben.
Kaum Interesse, die Familie auch in Sicherheit zu bringen?
Lt. BAMF wurden im Jahr 2016 745.545 Asylanträge entgegen genommen, 268.869 mehr als im Vorjahr. Insgesamt 256.136 Personen erhielten im Jahr 2016 die Rechtsstellung eines Flüchtlings nach der Genfer Konvention (36,8 Prozent aller Asylbewerber). Rund 266.400 Erstanträge wurden von Syrern gestellt.
Somit kam in der Bundesrepublik eine große Anzahl von „Flüchtlingen“ an, die entweder keine Familienangehörige haben oder kein Interesse darin zeigen, wenigstens Teile ihrer Familien ebenfalls in Sicherheit zu bringen. Das rückt das eigentliche Motiv zahlreicher vor allem aus jungen Männern bestehenden Zugereister in ein neues Licht.
Darüber hinaus zählte BAMF in der Statistik für Dezember 2016 Syrien mit einem Anteil von 17,5 Prozent der Erstanträge für Asyl zu den stärksten Herkunftsländern. Allerdings fielen 37,1 Prozent unter nicht näher aufgeführte „Sonstige Länder“.