Steiler Anstieg Beiträge Berufsunfähigkeitsversicherungen möglich

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In der Berufsunfähigkeitsversicherung kann es in absehbarer Zeit zu spürbaren Beitragsanhebungen kommen. Den Versicherern machen vor allem niedrige Kapitalerträge, mehr Berufsunfähige als erwartet und der eigene Konkurrenzkampf schwer zu schaffen.

Kalkulation

BU-Versicherte können kaum etwas gegen Beitragsanhebungen unternehmen

Nachdem sehr viele Wohngebäudeversicherer ihre Kunden bereits mit einer teils saftigen Erhöhung der Prämien überraschte, dürften die Gesellschaften für eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) schon bald nachfolgen. Die Branche sieht sich vor erhöhten Herausforderungen und könnte darauf mit entsprechenden Anpassungen bei der Beitragshöhe reagieren. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung bietet einen finanziellen Schutz, falls der Versicherte seinen ursprünglichen Beruf aus Krankheitsgründen nicht mehr ausüben kann.

Vorreiter einer womöglich nachfolgenden Kette von Beitragserhöhungen bei der BU sind der Münchener Versicherer WWK und die Hanse Merkus aus Hamburg. Zum Jahresanfang erhöhte der BU-Versicherer WWK für einen Teil der Versicherten in Handwerksberufen die Beiträge um zehn Euro im Durchschnitt. Der Grund für die Prämienanhebungen liege im „schlechten Leistungsverlauf“, so ein Sprecher zur Süddeutschen Zeitung (18.02.16). Damit hat der Versicherer mit weniger Versicherungsfällen durch Berufsunfähigkeit gerechnet als tatsächlich eingetreten sind. Hanse Merkur schraubte für einen Teil der Versicherten die BU-Beiträge ebenfalls zum Jahresanfang 2016 nach oben.

Mit dem Schritt der WWK wird es sich um keinen Ausnahmefall handeln. Matthias Helberg, Versicherungsmakler aus Osnabrück erklärte der SZ, dass in den folgenden Jahren weitere Versicherungsgesellschaften die Prämien in der Berufsunfähigkeitsversicherung ebenfalls anheben müssen.

Wenn die Kalkulation nicht aufgeht

Wenn eine Berufsunfähigkeitsversicherung „ideal“ verläuft, dann profitieren Versicherer sowie Kunde von Überschüssen aus Kosten- und Risikogewinnen. Ein „Kosten-Gewinn“ ergibt sich dann, wenn die Kosten für Abschluss und Verwaltung niedriger ausfallen als kalkuliert. Wenn weniger Vertragskunden berufsunfähig werden als ursprünglich berechnet, resultiert daraus ein Risiko-Gewinn. Darüber hinaus agieren die BU-Versicherer an den Kapitalmärkten und erwirtschaften entsprechende Renditen. Durch die zusammengetragenen Überschüsse werden die Beiträge der BU-Versicherung vorerst niedrig gehalten.

Diesem Prinzip stehen jedoch die entsprechenden Risiken gegenüber. Auf der einen Seite ist es durchaus möglich, dass mehr Kunden berufsunfähig werden als angenommen und auf der anderen Seite werfen die Kapitalmärkte aufgrund der dauerhaften Niedrigzins-Phase immer weniger Renditen ab. Am Ende droht ein Defizit und für den Ausgleich sorgt in der Regel die Anhebung der Beiträge. In extremen Fällen ist sogar eine Verdoppelung der Prämie möglich, so Thorsten Saal vom Analyseunternehmen Morgen und Morgen.

In den vergangenen Jahren waren bereits 26 der vom Ratingunternehmen Franke und Bornberg geprüften 49 Versicherer dazu gezwungen, die Überschüsse nach unten zu korrigieren. Dieser Vorgang sei noch „kein massives Problem“. Die eigentlichen Folgen müssen erst noch abgewartet werden. Viel gefährlicher sei dagegen der seit Jahren vorliegende Preiskampf zwischen den BU-Anbietern. Die Konkurrenten überbieten sich gegenseitig mit günstigeren Prämien, verbesserte Leistungen und lockeren Risikoprüfungen. Auf langfristige Sicht könnte eine Kombination aus Preis- und Leistungswettbewerb, inkl. einer Lockerung der Risikoprüfungen in der Berufsunfähigkeitsversicherung nicht funktionieren, so Franke zur SZ.

Bestehende BU-Kunden können wenig gegen Beitragsanhebung unternehmen

Sollte vom BU-Versicherer die Ankündigung für eine Prämienanhebung eintreffen, kann sich eine Kündigung allenfalls nur für junge und noch gesunde Kunden rentieren. Der neue Anbieter blick auf das Alter und ggfs. vorhandene Vorerkrankungen. Die Beiträge klettern entsprechend in die Höhe oder der Kunde kann sogar abgelehnt werden.

Für „Anwärter“ einer BU-Versicherung rentiert sich auf jeden Fall der Blick auf die Netto- und Brutto-Beiträge. Der Unterschied zwischen den zwei Beträgen sagt etwas über das Risiko von stark steigenden Prämien in der Zukunft aus. Je größer der Unterschied zwischen beiden Beträgen ausfällt, desto höher könnten auch die folgenden Prämienanhebungen ausfallen, da der Versicherer für das Angebot bereits knapp kalkulierte.

Da ein späterer Wechsel der Berufsunfähigkeitsversicherung ohne Verluste so gut wie ausgeschlossen ist, sollte vor dem Vertragsabschluss eine umfassende Beratung durch einen Experten erfolgen. Die Leistungsbausteine der BU sind ohnehin sehr vielfältig, ebenso die Palette der zu unterscheidenden Berufssparten. Ein Fehlgriff mit bösen Überraschungen zu einem viel späteren Zeitpunkt kann schon bei der Auswahl eines individuell optimierten BU-Tarifs vermieden werden.





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