Vor Fußball-EM: Haftpflichtversicherer rechnen mit mehr Versicherungsbetrug
Kurz vor der Fußball-EM in Frankreich erwarten vor allem die Haftpflichtversicherer ein erhöhtes Aufkommen von Schadenfällen bei Fernsehgeräten und auch eine höhere Rate von Versicherungsbetrug.
Überblick
Versicherungsbetrug häuft sich bei Sportanlässen

Mit der näher rückenden Fußball Europameisterschaft wittern die Versicherer ein erhöhtes Aufkommen von Schadensmeldungen. Jedes mal wenn ein sportliches Großereignis angesagt ist, häuft sich plötzlich die Anzahl der „kaputt gegangenen“ Geräte. Die Industrie für Unterhaltungselektronik hat passend zur EM in Frankreich neue Fernsehgeräte mit der neuen Technologie des HDR (High Dynamic Range) auf den Markt gebracht. Ist es nun Zufall, dass die alten Geräte „pünktlich“ ihren Geist aufgeben? Sollten da vielleicht insgeheim ein „Defekt-Timer“ eingebaut sein?
Die Erfahrungen der Haftpflichtversicherer wissen um die ansteigende Anzahl von Schadensmeldungen kurz vor größeren Ereignissen in der Sportszene. Angesichts einiger sehr auffälliger Schadenshergänge ist wohl nicht davon auszugehen, dass die Industrie im Gerät heimlich einen „Kaputtomat“ versteckt hat. „Zur Finanzierung eines neuen Fernsehers wird manchmal ein Schaden am alten Gerät herbeigeführt, den es so nie gegeben hat“, sagt Thomas Leicht, Vorsitzender der Kommission Kriminalitätsbekämpfung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
So manche Schadenmeldung „stinkt zum Himmel“
Es handelt sich in zahlreichen Fällen um bewusst herbeigeführte Schäden mit anschließender Schadensmeldung bei der Versicherung. Also um Versicherungsbetrug. Rund jede vierte Beschreibung des Schadenherganges ist nicht plausibel, so der GDV. In zahlreichen Fällen passen Schadenbild und Schadenschilderung nicht zueinander. Der tatsächliche Hergang kann so nicht abgelaufen sein.
Untersucht wurden knapp 1.800 Schäden an Fernsehgeräten, die bei den Versicherern gemeldet wurden. Die durchschnittliche Forderung für Schadenersatz lag bei 745 Euro. Bei 25 Prozent der Fälle traten Ungereimtheiten auf.
Die Haftpflichtversicherer sind von diesem „Betrugsphänomen“ besonders betroffen. Oft versuchen die Eigentümer der defekten Geräte, den nicht versicherten Schaden – z.B. durch einen technischen Ausfall – einen Haftpflichtschaden zu konstruieren. Ein Mittäter behauptet, der Schaden wäre durch ihn entstanden und bemüht damit seine Haftpflichtversicherung zur Schadenabwicklung.
Schäden durch Versicherungsbetrug in Milliardenhöhe
Die Schaden- und Unfallversicherer kalkulieren pauschal mit einer Betrugsrate von 10 Prozent. Der jährliche Schaden durch Versicherungsbetrug wird auf über 4 Milliarden Euro geschätzt. In einigen Fällen wird der gemeldete Fall gesondert geprüft und das geht soweit, dass der geschilderte Schadenverlauf nachgestellt wird.
„Die allermeisten unserer Kunden sind ehrlich. Dennoch glauben einige, dass Versicherungsbetrug ein Kavaliersdelikt ist. Sie bedenken jedoch nicht, dass die vielen ehrlichen Kunden den Betrug mit ihren Versicherungsbeiträgen finanzieren“, so Leicht. Wer beim Versicherungsbetrug erwischt wird, dem drohen neben dem Verlust des Versicherungsschutzes auch zivilrechtliche Konsequenzen. Dazu kann auch ein sehr unangenehmer Brief vom Staatsanwalt gehören.