Strompreisanhebungen treffen Verbraucher doppelt
Was haben Stromkosten mit Bierpreisen zu tun? Als prozentualer Anteil betrachtet sehr wenig, jedoch in der Verkettung zwischen Ernte und Erfrischung wiederum sehr viel. Strompreiserhöhungen treffen den Endverbraucher generell zweifach. Direkt über die Stromrechnung und indirekt über den alltäglichen Konsum.
Eine maßlose Strompreis-Verkettung

Seit dem 22. September läuft bereits das traditionelle „Größte Volksfest“ der Welt und das Hopfenprodukt der Münchener Brauereien fließt in Strömen. Ebenso traditionell sind die jährlichen Anhebungen der Bierpreise, die im Jahr 2012 zwischen 9,30 und 9,50 Euro pro Maß (1 Liter) festgelegt sind. Im Jahr 2011 lagen die Preise noch zwischen 8,95 und 9,20 Euro.
In der Praxis bedeutet der angehobene Preis wohl kaum einen Unterschied. Spätestens ab der zweiten Bestellung wird der 10,- Euro-Schein der Bedienung meist pauschal inkl. Trinkgeld überreicht werden.
Die steigenden Energiekosten auf den Bierpreis am Oktoberfest zu beziehen, sieht auf den ersten Blick wie eine „saisonale Anekdote“ aus. Ein weiterer Blick verdeutlicht allerdings die Abhängigkeit der Güter und Waren in Abhängigkeit der Energiekosten. Eine Strompreis-Erhöhung kommt auf den Verbraucher doppelt zu. Als erstes spürbar an der eigenen Stromrechnung, gefolgt von angestiegenen Preisen für den alltäglichen Einkauf. Der komplette Produktionsweg einer Ware, bis zum Kühlregal im Supermarkt, ist begleitet von der Energieform Strom.
Der unabhängige Energieversorger FlexStrom nahm das Oktoberfest als willkommene Gelegenheit, um die Auswirkungen von Strompreisanhebungen auf die gesamte Herstellungskette zu verdeutlichen. Im Fall der „Wies’n“ passt das Beispiel Bier eben am besten.
FlexStrom-Gründer Robert Mundt schätzt den Stromverbrauch für die Bierherstellung im ersten Halbjahr 2012 auf den Anteil vergleichbar mit rund 320.000 Haushalten. Die Herstellung von Bier ist sehr stark abhängig vom Strom und steigende Kosten wirken sich unmittelbar auf die Bildung der Bierpreise aus.
Die Bierpreiserhöhung auf dem Oktoberfest gegenüber dem Vorjahr beträgt im Schnitt 3,86 Prozent. Das entspricht etwa dem Anstieg der Strompreise. Lt. Statistischem Bundesamt (Destatis) erhöhten sich die Stromkosten im August 2012 um 3% gegenüber dem Vorjahresmonat.
Wenn die Herstellung von 100 Liter Bier einen durchschnittlichen Stromverbrauch von 12 kWh (Kilowattstunden) erfordert, entspricht der Gesamtverbrauch für die Bierherstellung in Deutschland rund 578,4 Millionen Kilowattstunden für die erste Jahreshälfte. Gegenüber stünden 320.000 Privathaushalte mit einem Durchschnittsverbrauch von ca. 1.800 kWh Strom pro Haushalt und Halbjahr.
Kleine Ursache, große Wirkung
Der Einfluss von Strompreisanhebungen auf den Bierpreis sähe zwar viel harmloser aus, wenn der „Stromanteil“ pro 1 Liter Bier dargestellt werden würde (ca. 3 Cent), aber diese Ansicht beträfe lediglich nur den Herstellungsprozess. Bis das Hopfengetränk auf dem Oktoberfest letztendlich die kühle Erfrischung bringt, dreht noch eine ganze Kette von „stromhungrigen“ Gerätschaften an der Preisschraube mit.
Die von FlexStrom durchgeführte Oktoberfestbier-Berechnung ist nur ein Beispiel. Der Verbraucher hat überhaupt keine Möglichkeiten, den Auswirkungen von erhöhten Energiekosten zu entkommen. Beinahe in allen Produkten ist ein Energiekostenanteil enthalten. Auf diesen fallen wiederum Mehrwertsteuer an. Gewinner ist stets der Fiskus. Der privilegierten Großindustrie, die per einfachen Antrag von Leitungsnutzungsentgelten befreit werden können, dürfte es kaum in den Sinn kommen, die Vorteile bis zum Endverbraucher weiter zu reichen.