Verdacht von Ölpreis Manipulationen lebt wieder auf
Die Untersuchungen zum Skandal um die Manipulationen des Libor-Zinssatzes sind noch voll im Gange und lange nicht ausgestanden.
Überblick
Manipulationen am internationalen Ölpreis vermutet

Bild: JUREC / pixelio.de
Wo es etwas zu holen gibt, wird zugelangt. Wo noch mehr herauszuholen ist, wird eben Hand angelegt. Beim Interbankenzinssatz der Londoner Börse wurde es offensichtlich so gemacht. Nun richtigen die Finanzmarktaufseher ihre Aufmerksamkeit den Rohstoffmärkten zu und wollen herausfinden, ob die Ölmärkte ihre Preise in ähnlicher Manier „freizügig“ gestalten.
Würde man die Privatperson an der Tankstelle zu seiner Meinung fragen, wäre ein klares „Ja“ zu vorgenommenen Ölpreis-Manipulationen eigentlich erwartungsgemäß. Doch bevor der Kfz-Treibstoff den Zapfhahn erreicht, befinden sich ab der Öl-Förderung aus der Erde zahlreiche Zwischenstationen, die viel Gelegenheiten böten, die Rohölpreise zum eigenen Vorteil zu „kaschieren“.
Die Akteure auf den internationalen Handelsplätzen wurden durch den Libor-Skandal etwas aufgeschreckt. Den Aufsehern der Finanzmärkte kam offenbar der Gedanke, ob die Notierungen am Ölmarkt ggfs. systematischen Verfälschungen unterlegen seien. Das Handelsblatt (Mittwoch) berichtet von einem Preissprung auf rund 115 Dollar bei der Nordsee-Erdölsorte Brent. Der Ruck um 2 Dollar nach oben weckte die Vermutung, ob es sich um manipulierte Entwicklungen handeln könnte.
Ein Blick auf die Zahlen der Opec soll allerdings verraten, dass die Ölproduktion seit zwei Monaten rückläufig sei. Die Krisensituation um Syrien sei darüber hinaus ein weiterer Preistreiber, erklärte Gabor Vogel, Rohstoff-Experte von der DZ Bank.
Der Opec laufe die dynamische Preisentwicklung für Rohöl sogar zuwider. Abdalla Salem El-Badri, Generalsekretär der Opec, erklärte, „Wir dürfen extreme Preisschwankungen und übertriebene Spekulation nicht mehr zulassen. Das ist ungeheuer schädlich für die gesamte Branche“.
Eine andere Antwort auf die Ölpreisentwicklungen hat der Vorsitzende der Monopolkommission, Daniel Zimmer, parat, „Beim Ölpreis beginnen die Probleme damit, dass schon auf der Erzeugerebene oft kein Marktpreis, sondern nur ein kartellierter Preis zustande kommt“. Zimmer erklärt, dass die Opec ein Interesse an hohen Ölpreisen hätte und es nicht fern läge, wenn nachfolgende Handelsebenen versuchten, ihren Anteil vom Ganzen abzubekommen.
Offengelegte Ölpreismanipulationen ohne Konsequenzen
Mal ehrlich. Dass der Ölpreis nicht ausschließlich den Gesetzen der Märkte folgt, ist seit geraumer Zeit ein „offenes Geheimnis“. Die Opec als ein Verbund der ölfördernden Länder sieht sich nicht gerne als der internationale „Buh-Mann“ und stellt verständlicherweise klar heraus, den „seltsamen Preisschwankungen“ entgegen treten zu wollen.
Mit welcher Konsequenz wäre wohl zu rechnen, wenn sich Schwarz auf Weiß belegen lassen sollte, dass der Rohölpreis nach Gefallen gestaltet wurde? Wollen die Industrienationen Sanktionen aussprechen, um durch deren Antwort an die Ölkrise 1973 (Ölembargo) erinnert zu werden? Damals handelte es sich um einen Preissprung von rund 70% für den Ölpreis. Durch eine Reduzierung der Ölfördermenge um rund 5% durch die Opec-Länder, kletterte der Rohölpreis von rund 3 Dollar pro Barrel auf mehr als 5 Dollar.
Damals reichte die relativ kleine Maßnahme der Opec aus, um in Deutschland für leere Autobahnen am Sonntag zu sorgen. Heute würde eine plötzliche Ölpreisanhebung um rund 70% einigen krisengebeutelten Ländern den Todesstoß versetzen.
Vermutlich würden lediglich eine Hand voll Rohstoffhändler ihre Posten räumen müssen, um von Gleichgesinnten im fliegenden Wechsel ersetzt zu werden.
Thema Ölpreisentwicklungen