Unisex-Umstellung: Privatkrankenversicherung für alle teurer

PKV-Beiträge nach Unisex-Umstellung-


Die Privatkrankenversicherung wird offenbar ab 2013 für alle Beteiligten im Durchschnitt teurer. Die Erwartung, dass Frauen von den neuen geschlechterneutralen PKV-Tarifen durch geringere Beiträge profitieren können, wurde bisher nicht erfüllt.

PKV Entwicklungen
Undurchsichtige Entwicklungen der PKV
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Nachdem die ersten Wochen nach der Umstellung auf die Unisex-Tarife am 21.12.2012 verstrichen sind, gibt es bereits die ersten Erkenntnisse sowie Überraschungen im Versicherungsmarkt. Der Privatkrankenversicherungen entwickeln sich nach der Abschaffung der Bisex-Tarife offensichtlich „etwas anders als erwartet“. Zumindest sehen Teilbereiche der ersten Ergebnisse etwas anders aus als das Analysehaus Franke & Bornberg nach den ersten Stichproben noch vor der Unisex-Umstellung feststellen konnte.

PKV nach Unisex deutlich teurer aber auch viel besser
Noch am 14. Dezember 2012 veröffentlichte Franke & Bornberg die Einschätzung zu den Entwicklungen der Privatkrankenversicherungen nach der Umstellung zum „Unisex-Modus“. Bereits zuvor hatten die Analysten Einblick in die neuen Tarife der unterschiedlichen PKV-Anbieter erhalten. Grundsätzlich war eine deutliche Preisanhebung bei gleichzeitiger Aufstockung der Leistungen erkennbar

Demnach nutzten die Versicherer „die Gunst der Stunde“ die grundlegende Umgestaltung der Tarife mit Leistungserweiterungen zu ergänzen. Im „Änderungen-Pool“ fanden sich Anpassungen wegen Kostensteigerungen, Verbesserungen der Leistungen und die neue Unisex-Kalkulation wieder.

Die ersten Ergebnisse zu den neuen Unisex PKV-Tarifen

Inzwischen liegen aber die ersten Ergebnisse zu den neu gestalteten Tarifen der privaten Krankenversicherungen vor. Die Analysten von MORGEN & MORGEN GmbH haben diverse Angebote von Gesellschaften unter die Lupe genommen und kommen zum Resultat, dass die Erwartungen nicht erfüllt werden. Stephan Schinnenburg, Geschäftsführer von MORGEN & MORGEN, erklärte: „Die Hoffnung auf günstigere PKV-Tarife für Frauen wurde enttäuscht, während der ‚Schlussverkauf‘ der Männer-Tarife durchaus gerechtfertigt war.“

Männer im Alter von 30 Jahren dürfen für eine Krankenvollversicherung im Schnitt um 100,- Euro pro Monat tiefer in die Tasche greifen. Mit einer Anhebung von rund 96,- Euro mtl. fallen die PKV-Beiträge für 40-jährige Männer nur etwas weniger umfangreich aus. Frauen dagegen können, wider Erwartungen, nicht mit einer Beitragssenkung rechnen. 30-jährige Frauen erhalten den geschlechterneutralen Tarif um gut 1,- Euro günstiger als noch zuvor. Für Frauen mit 40 Jahre hat sich der Spieß sogar umgedreht und sie erwartete eine Beitragserhöhung um durchschnittlich 7,- Euro mtl.

Wie sieht es mit den Leistungsbausteinen aus?
Ein Blick vor der Umstellung versprach eine Anhebung der Gesundheitsleistungen zu den neu entwickelten Unisex-Policen. MORGEN & MORGEN stellte zumindest bei den Tarifen, für die es eine deutliche Beitragsanhebung gegeben hat, auch eine Aufstockung der Leistungen fest. Dazu zählen u.a. Vorsorgeverbesserungen oder die Erhöhung der Sitzungen beim Psychotherapeuten.

Der PKV-Verband forderte neue Mindestanforderungen zu den Leistungen der Privatkrankenversicherung. Das Analysehaus konnte bei den Stichproben jedoch nur bei knapp über der Hälfte der Tarife eine Erfüllung der Anforderungen feststellen.

Unterm Strich zeigt sich ein Preisantrieb um bis zu 2,50%, die durch Beitragsanpassungen, dem Mischungsverhältnis in den Unisex-Tarifen sowie dem Ansetzen eines reduzierten Rechnungszinses, verursacht wurde.

Stephan Schinnenburg zieht eine vorläufige Bilanz und stellte als Fazit fest, dass es in der PKV für alle Beteiligten tendenziell eher teurer geworden ist.

Intransparenz zur PKV ist Trumpf – Viel Gestaltungsfreiheit

Nach wie vor scheinen die Nebelwerfer der Privatversicherer und den Verbänden auf Hochtouren zu laufen. Bereits Monate vor der Unisex-Umstellung rätselte die Fachwelt über den möglichen Ausgang der neuen Tarife. Tendenziell hätte es für Frauen „auf jeden Fall“ günstiger werden sollen. Dennoch zeigen die ersten Ergebnisse das glatte Gegenteil von dem was prognostiziert (erhofft?) wurde.

Sogar die Euro-Krise wurde herangezogen, um die Reduzierung des Rechnungszinses (Basis für Alterungsrückstellung) zu rechtfertigen. Zusätzlich sorgte der PKV-Verband mit den geforderten Mindestleistungen für weiteres Potenzial zur Umgestaltung der Tarife-Beiträge. Dass die Mischkalkulation aus den ehem. Bisex-Tarifen jemals exakt die Mitte treffen könnte, daran hat niemand geglaubt.

Man braucht lediglich für ausreichend Unsicherheiten sorgen und erweitert somit den eigenen Horizont für eine „phantasievolle Tarifgestaltung“.

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