Unisex als Vorwand für Verteuerung Private Krankenversicherung?
Insgesamt höhere Beiträge zur privaten Krankenversicherung für Männer und Frauen auch nach der Umstellung auf Unisex passen nicht ins Bild der allgemeinen Erwartungen. Auf der einen Seite wurden zwar weitere Billigtarife vom Markt genommen, aber offenbar nutzen die Versicherer die Gelegenheit, um teils erhebliche Prämienanhebungen durchzusetzen.
„Festgefahrene Strategie mit Profitorientierung“

Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Nachdem der Ablauf der Unisexumstellung zum 21. Dezember nicht mit dem Umlegen eines Schalters zu vergleichen ist, sondern mehr mit dem Startschuss für „Irrungen und Verwirrungen“ für Verbraucher und sogar auch Makler, spielen die unklaren Verhältnisse offenbar den Versicherern mehr Spielraum für die Neugestaltung der Tarifleistungen und der Anpassung von Beiträgen zu.
Bisher ging man davon aus, dass aufgrund der Tarifumstellungen zu geschlechterneutralen Angeboten eine Verteuerung für Männer und gleichzeitig eine Beitragsentlastung für Frauen stattfinden wird. Einige Gesellschaften verbinden höhere Beiträge gleichzeitig mit dem Hinzufügen von Gesundheitsleistungen. Dennoch scheint es sich um eine „Augenwischerei“ zu handeln, so Ozan Sözeri, Gründer und Geschäftsführer von WIDGE.de.
Vom Prinzip wäre die Neugestaltung auf einheitliche PKV-Beiträge ein einfaches Spiel, die Prämien von Frauen und Männern müssten nur gemittelt werden, so Sözeri. Dennoch nutzen die Versicherer die Umstellung auf Unisex als eine Gelegenheit, um die „immensen Beitragserhöhungen“ zu rechtfertigen. Statt dass es für Frauen insgesamt günstiger werden würde, kommt es zu Erhöhungen um bis zu 35% und diese wären nicht gerechtfertigt, erklärte der Geschäftsführer. Bessere Leistungen würden lediglich als Reklamemaßnahme für die Gewinnung von Neukunden hervorgehoben werden.
„Mit reiner Profitorientierung und festgefahrenen Strategien gewinnt man eben keine neuen Mitglieder. Die privaten Krankenversicherer wollen ihr Image verbessern und sich wieder stärker von der gesetzlichen Krankenversicherung abgrenzen – und das funktioniert nur über die Mehrleistungen“, erklärte Sözeri.
Gleichzeitig nahmen weitere Privatkrankenversicherer zur Unisex-Umstellung ihre Billig-Tarife vom Markt. Widge.de hält dies für einen „längst überfälligen“ Schritt. Von Beginn an wären die sog. Einsteigertarife nicht vernünftig kalkuliert worden und die ersten hohen Anpassungen der Beiträge ließen nicht lange auf sich warten. Offensichtlich verfolgten die Gesellschaften die Strategie, dass zahlreiche Versicherte innerhalb kurzer Zeit in leistungsstärkere und teurere Tarife wechseln würden.
Der Plan ging jedoch nicht auf und am Ende gab es sogar viele Kunden, die mit ihren Beiträgen im Rückstand blieben. Als Fazit nennt Widge.de die Abschaffung von Billigtarifen in der privaten Krankenversicherung eine positive Entwicklung. Jedoch wird die „eigentlich faire Berechnungsgrundlage der Unisextarife“ von den Versicherungsgesellschaften dafür ausgenutzt, die angehobenen Prämien zu erklären.