Raffinierte Umverteilung der erhöhten PKV-Prämien
Privatkrankenversicherer erhöhten die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit aufgrund Ankündigungen von Beitragsrückerstattungen im Jahr 2013. Mit der Überbringung der „guten Nachricht“ wird nicht selten über tatsächliche Prämienanhebungen hinweggetäuscht, die darüber hinaus durch den Griff in die Trickkiste für Vernebelung sorgen.
Beitragsanhebungen werden „geschreddert und verteilt“

Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
Offensichtlich beherrschen auch die Privatkrankenversicherer das „Spiel mit den Zahlen“ perfekt und wissen wie diese umzuschichten und zu „verschachteln“ sind, damit gegenüber dem Kunden eine noch „hübschere Verpackung“ zu einem vermeintlich „noch günstigeren Preis“ angeboten werden kann.
Die Wahrheit sieht dabei oft ganz anders aus und der Privatversicherte merkt die tatsächlich höheren Kosten vielleicht erst, wenn es bereits zu spät ist, um mit halbwegs geringen Verlusten wieder aus der Sache raus zu kommen.
Viel Unruhe bei den Privatversicherern
Es ginge um das politische Überleben der privaten Krankenversicherer, berichtete das Handelsblatt Online (Mittwoch). Ein Kampf gegen die gesetzlichen Krankenkassen sowie den Befürwortern einer Bürgerversicherung.
Demnach führten die Privatversicherer eine Kampagne der guten Nachrichten, wie u.a. der Vorstandsvorsitzende der Debeka Versicherungsgruppe, Uwe Laue, „wir können bereits heute sagen, dass im kommenden Jahr fast alle Versicherten von stabilen Krankenversicherungsbeiträgen profitieren werden.“
Ozan Sözeri, Gründer des Verbraucherschutzportals widge.de, das sich auf den internen Tarifwechsel innerhalb der PKV spezialisierte, geht von Beitragserhöhungen um rund 7 bis 10 Prozent aus. Er erklärte dem Handelsblatt, „in einzelnen Tarifen sind mir jedoch schon Erhöhungen von 30 Prozent und mehr bekannt. Und das gilt wieder nur für das Neukundengeschäft – von den Bestandskunden gar nicht zu reden. Diese Informationen werden von den Versicherungsgesellschaften bekanntermaßen zurückgehalten.“
Eine „Muster-Darstellung“ der möglichen Beitragsverschleierung“
Die PKV-Anbieter Central, eine Tochter der Generali-Gruppe, gäbe zu den Erfolgsmeldungen der Debeka ein gegensätzliches Beispiel ab. So habe sich der Anbieter lt. Handelsblatt mit der Strategie, Policen an Selbstständige und Angestellte im großen Stil per Billigtarife zu verkaufen, vergaloppiert haben. Die Kosten wären höher gewesen, als ursprünglich einkalkuliert worden wären. Zahlreiche Kunden hätten die Folgen aufgrund massiv gestiegener Beiträge zu spüren bekommen. So gäbe es nach Informationen von Handelsblatt auch für den Jahreswechsel zu 2013 weitere Fälle, bei denen von Beitragssteigerungen von rund 30 Prozent die Rede sein soll.
Sog. Billig- oder Basistarife haben sich auf breiter Ebene für die Gesellschaften sowie auch für die Versicherten mehrheitlich als ein „Flop“ herausgestellt. Die Leistungen reichen teils nicht mal an die Regelsätze der Gesetzlichen heran, sind verhältnismäßig teuer und der Arzt kann einen „Basis-Versicherten“ u.U. sogar die Behandlung verweigern. Einige Privatversicherer haben sich bereits für das Neukundengeschäft von den Billigtarifen verabschiedet und halten diese Sparte ggfs. noch für das Auffangen von Bestandskunden vor. In der Regel fahren Neueinsteiger mit einer Grundvariante der regulären Tarife besser, als mit den sog. Einsteiger-Angeboten.
Das „Zahlenspiel“ der Privatversicherer
Eine Beitragsanhebung um 30 Prozent würde in der Tat eine große Anzahl der Kunden buchstäblich in die Flucht schlagen. Aus diesem Grund würden die Gesellschaften zu einem Trick greifen, um die gesamte Beitragsanhebung auf eine breitere Ebene zu zerstreuen. Zum Beispiel des PKV-Anbieters Central beschreibt Handelsblatt den Weg zur Belastungsaufteilung über „drei verschiedene Töpfe“ in unterschiedlichen Zeiträumen.
So ginge nur ein Teil der Kostenanhebung in die Form einer Beitragserhöhung über. Zum konkreten Beispiel würden knapp 10%, also rund 20,- Euro als Beitragsanhebung augenscheinlich werden. Mit Schritt zwei ginge über den Selbstbehalt, der dann greifen würde, wenn der Privatversicherte eine entsprechend hohe Zahl von Arztabrechnungen einreichen würde.
Im Schnitt könne man von einem Aufkommen in Höhe von 10,- Euro pro Monat ausgehen. Von Raffinesse zeugte der dritte angewandte Schritt, der dem Kunden mehr „verspricht“ als tatsächlich dahinter steckte. Es würde eine „zeitlich befristete Gutschrift“ von knapp 50,- Euro angesetzt werden, die jedoch nur für einen ausgesuchten Tarif und auch nur für ein Jahr gültig wäre. Sollte der Versicherungskunde im Folgejahr die „angepriesene“ Gutschrift nicht ausdrücklich wiederholt bestätigen, wäre eine Beitragssteigerung um diese Summe eine automatische Folge.
Zusammengerechnet sähe das Ergebnis folgend aus: Verschobene und sofortige Beitragsanhebungen ergäben zusammen ca. 85,- Euro. Wird der bisherige Beitrag in Höhe von 285,21 Euro herangezogen, ergäbe sich ein tatsächlicher Aufschlag von rund 30%.