Kasse Barmer GEK: „Theoretisch ab 2014 wieder Zusatzbeiträge“
Deutschlands größte Krankenkasse, Barmer GEK, geht davon aus, dass ab 2014 der Gesundheitsfonds nicht mehr über eine ausreichende Deckung verfügt. „Fette Jahre“ hätte es nur mit 2011 und 2012 gegeben. Nach der Bundestagswahl 2013 müsste der Gesetzgeber tätig werden.
Ab 2014 könnten Zusatzbeiträge wieder ein Thema werden

Bild: Thorben Wengert / pixelio.de
Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Krankenkasse Barmer GEK, erklärte im Interview mit Handelsblatt (Freitagsausgabe), dass die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) mit 2011 und 2012 lediglich zwei gute Jahre haben wird.
Von Geld im Überfluss könne jedoch nicht gesprochen werden, da dir Rücklagen bei den meisten Kassen nicht hoch genug seien. Im Jahr 2011 konnte die Barmer GEK ein Gesamtvermögen von knapp 700 Millionen Euro vorweisen. Beinahe 500 Millionen Euro seien davon in die gesetzlich vorgegebene Mindestrücklage geflossen.
Der Überschuss von rund 200 Millionen Euro könne dennoch nicht an die 8,7 Millionen Kassenmitglieder ausgeschüttet werden, da dies aufgrund der täglichen Gesundheitskosten lediglich einen geringen Betrag darstellte. Demnach gäbe die Barmer GEK pro Kalendertag ca. 65 Millionen Euro aus, monatlich also 1,9 Milliarden Euro. „Im Vergleich zu den laufenden Ausgaben ist das sehr wenig Geld“, erklärte Straub zu den frei verfügbaren Rücklagen.
Für das kommende Jahr 2013 hängte viel von der Bundestagswahl ab. Die Barmer GEK geht davon aus, dass der Gesundheitsfonds zu 100% gefüllt sein wird. Dennoch zeigte der derzeitige Trend eine jährliche Ausgabensteigerung um drei bis vier Prozent, wogegen die Einnahmen lediglich um 1,5 bis zwei Prozent stiegen. Ein weiteres Minus in der GKV erwartet der Vorstandsvorsitzende nicht, aber er vermutet mit 2013 ein kommendes Übergangsjahr.
Zusatzbeiträge könnten wieder ein Thema werden
Ab 2014 könnten den Kassen mehrere Milliarden Euro fehlen, so Straub und geht für das übernächste Jahr mit ca. 97,7 Prozent von der Unterdeckung des Gesundheitsfonds aus. Im Augenblick stünden die Kassen „noch in der Sonne“, aber es würde nicht von Dauer sein. Die Bundesbank sowie die Barmer GEK erwarteten einen theoretisch allgemeinen Bedarf nach zusätzlichen Beiträgen im System.
„Wer Praxisgebühren abschaffen will, muss erklären wie der Ausgleich aussieht“
Sollte die Praxisgebühr abgeschafft werden, würde sofort ein Loch in den Kassenhaushalten entstehen, so Straub. Dieses Geld der Versicherten würde auch für die Vergütung der Ärzte verwendet werden.
Mehr als fünf Milliarden Euro müssten im System zusätzlich finanziert werden, wenn die aktuellen Honorarforderungen der Ärzte hinzukämen. Der Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK fordert, „wer die Praxisgebühr abschaffen will, muss erklären, wie die damit verbundenen Einnahmen von zwei Milliarden Euro ausgeglichen werden.“
„PKV und GKV müssten einen fairen Wettbewerb eingehen“
Die Privatversicherungen würden von den Kosten des medizinischen Fortschritts genauso getroffen werden wie die gesetzlichen Kassen. Aus diesem Grund müsste die PKV ebenfalls eine Reihe von Problemen angehen.
Straub sieht allerdings die GKV in der besseren Lage, Qualität und Preise von Leistungen mit den Akteuren des Gesundheitswesens über Verträge festzulegen. Darüber hinaus hätten die Privatversicherer durch das geringe Zinsniveau auf den Kapitalmärkten ein Problem mit ihren Alterungsrückstellungen.
Straub befürwortete eine Debatte zwischen PKV und GKV, wie sich am besten näher kommen könne. „Wir wollen einen Versicherungsmarkt, der einheitliche Regeln für alle Beteiligten bietet und allen Unternehmen sowohl in der Vollversicherung wie in der Zusatzversicherung offen stehen sollten.“, so der Vorstandsvorsitzende.