Girokontokunden gehen nur selten über Disporahmen hinaus
Die Girokontokunden sind sich offenbar den hohen Kosten beim Überziehen des Girokontos über den Disporahmen hinaus sehr bewusst. Nur eine Minderheit nimmt den zusätzlichen geduldeten Kreditrahmen in Anspruch.
Trotz gesunkener Dispozinsen ist der Durchschnitt noch viel zu hoch angesiedelt
Überblick
Girokontokunden gehen kaum über Disporahmen hinaus
Der in den Themen Sparen, Anlagen und Renditen sonst so „gelassen wirkende“ Bundesbürger scheint bei seinem Girokonto in eine „passive Bewegung“ gekommen zu sein. Der verlockende Dispo-Rahmen scheint von den Kontoinhabern aufgrund der teils extrem hohen Zinsen weniger in Anspruch genommen zu werden. Dennoch steckt eine erhebliche Anzahl von Girokontokunden in den tiefroten Zahlen.
Die Themen Dispozinsen und besonders Überziehungszinsen wurden bereits von der Vorgänger-Regierung „ausführlich“ behandelt und letztendlich dem Sande zum Verlaufen ausgesetzt. Die schwarz-rote Bundesregierung nahm sich den von Verbraucherschützern teils heftig kritisierten Zinssätzen ebenfalls an und schlug lediglich vor, dass die Banken via „warnenden Zeigefinger“ einer Selbstverpflichtung eingehen müssten.
Das unabhängige Analysehaus FMH-Finanzberatung GmbH untersuchte lt. Süddeutscher Zeitung (SZ) in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Finanzexperten Udo Käßler das aktuelle Verhalten der Girokontokunden und den tatsächlich genutzten Rahmen der Dispokredite.
Demnach beträgt das Minus des genutzten Disporahmens sowie des Überziehungskredites aller privaten Gehalts-, Lohn-, Pensions- und Rentenkonten zwölf Milliarden Euro. Auf den Einzelkunden bezogen beträgt das jahresdurchschnittliche Minus 1.043 Euro.
Nur eine Minderheit der Girokontokunden geht über den Dispokredit hinaus
96 Prozent der Girokontokunden hält sich an den abgesteckten Rahmen des Dispokredits und geht keinen Schritt darüber hinaus. Die anderen 4 Prozent kommen in den Bereich des (geduldeten) Überziehungskredits. Die aufgenommene Summe über den Disporahmen hinaus beträgt durchschnittlich 207 Euro.
Vereinzelte Banken reagierten bereits auf die Niedrigzinsphase und auf die anhaltenden Kritiken. Die Dispozinsen wurden abgesenkt und der Überziehungszins teilweise abgeschafft (z.B. Mitte Februar 2014 ING). Dennoch stellte FMH nach wie vor Zinssätze für den Disporahmen im zweistelligen Bereich fest. Im vergangenen Jahr lag der Durchschnitt der Dispozinsen bei 10,45 Prozent und weitere 5,5 Prozent im Bereich des zusätzlichen Überziehungsrahmens.
Für die Finanzexperten der Untersuchung ist die Abschaffung der Überziehungszinsen sogar nur zweitrangig. „Die Institute können den Zinszuschlag für die Überziehung ruhig beibehalten, wenn sie dafür die Dispozinsen kräftig auf deutlich unter zehn Prozent senken würden“, so Käßler zur SZ.
Als günstigster Anbieter im Bereich Überziehungszinsen gilt mit 4,9 Prozent die Deutsche Skatbank, die u.a. auch Girokonten für Selbstständige anbietet.