Dispozinsen erneut im Visier – Die teuersten Anbieter fallen immer mehr auf
Erneut gerieten die hohen Dispozinsen ins Visier der Verbraucherschützer. Kein Zufall. Die Spitzen der teuersten Anbieter reichen in einem Umfeld der fallenden Zinsen immer weiter hervor.
Zinsen fielen ins Bodenlose und manche Banken verwechseln Dispozinsen mit Sicherheitsseil
Überblick
Die teuersten Dispozinsen noch deutlich über 14%
Verbraucherschützer haben die Dispozinssätze der Banken erneut ins Visier genommen und gleich zum Beschuss an der Zielscheibe hängen lassen. Stiftung Warentest nahm sich die aktuellen Dispokonditionen zahlreicher Banken vor und stellte eine Rangliste auf, die eigentlich auch als ein Pranger dienen könnte.
Einige Banken scheinen sich im Sog der abstürzenden Zinsen an ihre Dispozinsen förmlich festzukrallen. Der letzte aktuelle Schritt der Europäischen Zentralbank (EZB) betraf u.a. die erneute Absenkung des Leitzinses auf 0,05%. Die Bundesanleihen sind mit ihren Renditen in Rekord-Tiefen vorgedrungen. Sparer haben es bereits bemerkt. Die Zinsen für Tages- und Festgeldkonten folgen dem Euro-Zinsniveau wie geölt. Zinssätze für Ratenkredite und Baufinanzierungen folgen den Vorgaben relativ anstandslos. Doch die Dispozinsen für die Girokonten mancher Banken scheinen wie genietet und festgenagelt.
Die politischen Willenserklärungen der schwarz-gelben Regierungskoalition fruchteten ebenso wenig wie der Anstoß der derzeitigen schwarz-roten Regierung. Eine Selbstverpflichtung der Kreditinstitute soll im Augenblick die Lösung des Problems zu hoher Dispozinsen darstellen.
Es geht jedoch um riesige Millionensummen und die Geldhäuser werden im besten Fall eine gute Mine zum bösen Spiel an den Tag legen und das lukrative Geschäft mit Dispozinsen einfach so aus der Hand geben.
Die teuersten Dispozinsen können relativ leicht geortet werden
Die Top-Vertreter der teuersten Dispozinsen sind überwiegend die Regionalbanken, wie Raiffeisenbanken und Sparkassen. Sie scheinen sich in den regionalen Gebieten wie auf erhobenen Inseln im brach liegenden Zinsgewässer zu fühlen. Mit eigenen Regeln, die den Vorgaben der Eurozone entkoppelt sind. Das führte offenbar auch zu der etwas „eigenwilligen“ Einschätzung des Chefs der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken. „Hohe Dispozinsen haben einen durchaus pädagogischen Nutzen“.
Im August 2013 folgte der Sparkassen- und Giroverband mit einer Stellungnahme zu den Vorwürfen von „Dispo-Wucher“.
Es gibt auch die berühmten Ausnahmen, zu finden überwiegend in der Sparte der Direktbanken und ihre bürokratisch verschlankten Online-Angebote. Der größte Vertreter, die ING, setzte bereits im Februar 2014 mit der Abschaffung der gesondert teuren Überziehungszinsen klare Zeichen und legte im September mit einer weiteren Absenkung des Dispozinssatzes auf 7,85% noch einmal nach.
Die Kunden könnten selbst am besten etwas unternehmen
Es bleibt wie so oft am Kunden hängen. Allerdings tragen Bankkunden, die von hohen Dispozinsen belastet sind, selbst die größte Verantwortung dafür. Die Angebote des „selbstverständlichen“ Girokontos sind weit gestreut, ebenso das Feld der zugehörigen Dispokonditionen. Ein Wechsel des Girokontos ist in wenigen Schritten erledigt.
Eine etwas andere Strategie bietet sich für Kunden an, die bereits unter „chronischer Dispo-Ausreizung“ leiden. Hier könnte ein gewöhnlicher aber meist viel günstigerer Ratenkredit den Fehlbetrag auf dem Girokonto ausgleichen. Mit einer „schwarzen Null“ in den Bilanzen lässt es sich auch viel einfacher die Bank wechseln.
Die derzeit teuersten Dispozinsen – Regionalbanken sind „top“
Bank / Kreditinstitut | Dispozinssatz (in Prozent) |
Raiffeisenbank Weil (+ Umgebung) | 14,25 |
Volksbank Westenholz | 14,25 |
Targobank (Classic Konto, Extra Konto) | 13,95 |
Raiffeisenbank Borken | 13,95 |
VR Bank Saarpfalz | 13,90 |
Kreis- und Stadtsparkasse Dinkelsbühl | 13,75 |
Raiffeisenbank Grainet | 13,75 |
Raiffeisenbank Pfaffenhofen a.d. Glonn | 13,75 |
Volksbank Kierspe (Komfort Konto, Basis Konto | 13,75 |
Volksbank Bitburg | 13,60 |