Weltspartag 2012: Wohin mit dem Geld – Welche Anlage rentiert noch?
Ende Oktober haben die Sparkassen und Banken die Tore für die Ströme der sparwilligen Bürger wieder sperrangelweit geöffnet. Zum Weltspartag 2012 werden wieder unzählige Porzellan-Schweine ihr jähes Ende finden. Die alljährliche „Sparer-Bewegung“ wirft inzwischen die Frage auf, ob man nur der Tradition folgen möchte oder ernsthaft sparen möchte und dazu noch positive Renditen erwartet.
Überblick
Nur sparen oder auch etwas gewinnen?

Wohin mit dem Geld?
Bild: Benjamin Thorn / pixelio.de
Mindestens drei Generationen dürften die jährliche „Zeremonie des Sparschweinschlachtens“ kennen, um zum Weltspartag den Sack voll Kleingeld in eine Nummer im Sparbuch zu verwandeln. Am 30. Oktober ist es wieder soweit – Weltspartag 2012.
Dem 1. Internationalen Sparkassenkongress im Oktober 1924 (in Mailand) ist es zu verdanken, dass besonders die Kinder jährlich in der letzten Oktober-Woche ihre Porzellan-Tresore gemäß den Laternen zum Sankt-Martins-Umzug zur Sparkasse transportieren. Mit einem kurzen „Rasseln & Scheppern“ übernimmt die Zählmaschine die Kleinarbeit und als Finale erhält das Sparbuch einen frischen Eintrag.
Der ursprüngliche Gedanke, für „schlechte Zeiten“ zu sparen, ist inzwischen der Traditionsausübung gewichen, zumindest wenn man die Fakten zum Spareffekt betrachtet. Denn von Sparen im Sinne der Aufbewahrung von Geld kann nicht einmal mehr gesprochen werden, wenn die Zinsen eines Sparbuchs mit berücksichtigt werden würden.
Ob der Andrang der Sparwilligen auch am kommenden Weltspartag 2012 noch so hoch sein wird, wie im Jahr zuvor lässt sich erst im November klären, aber von Veränderungen darf ausgegangen werden.
Deutsche sind nach wie vor „Spitzen-Sparer“
Die Deutsche Bank hat sich ebenfalls mit dem Thema Weltspartag beschäftigt und die Vermögenszahlen von 2011 „neu aufgerollt“. Zum Jahresabschluss betrug das Geldvermögen der Deutschen rund 4,7 Billionen Euro (brutto). Somit hatte theoretisch jeder Bewohner der Bundesrepublik knapp 58.000,- Euro auf der hohen Kante. Das Vermögen wurde zu 40% auf Sparbücher, Girokonten sowie Tages- und Festgelder verteilt.
Weg vom Sparbuch, dafür zur Tagesgeldanlage?
Das klassische Sparbuch einer Sparkasse oder Raiffeisenbank hatte bereits vor der Euro-Krise für jeden „ernsthaften“ Sparer einen symbolischen Charakter. Die Zinsen bewegen sich „irgendwo“ bei der Nachkommastelle der großen Null. Favorisierte Alternativen waren u.a. Tagesgeldanlagen, die neben weitaus höheren Renditen bis heute auch die erwünschte Flexibilität bieten. Ist das wirklich so?
Mit dem Einsetzen der Finanzkrise verlor auch die Tagesgeldanlage seit 2008 ihren Glanz. Wer zu diesem Zeitpunkt eine Tagesgeldanlage eröffnete und auch dabei blieb, ohne ein „Tagesgeld-Hopping“ zu betreiben, musste dem Rendite-Schrumpfen hilflos zusehen. Die FMH-Finanzberatung berechnete ab diesem Zeitpunkt bis heute einen durchschnittlichen realen Wertzuwachs (vor Steuern) von +2,2 Prozent bis -1,2 Prozent (realer Verlust) für die Einlagen. Der Berechnung liegt Zinsertrag abzüglich Inflationsrate zugrunde.
„Es wird noch weniger“
Verkürzt ab dem Zeitpunkt Herbst 2010 haben alle Tagesgeldsparer seit her, die nicht auf den ständigen Wechsel zum „besten Tagesgeldangebot“ setzten, einen Realverlust erlitten. So kommt FMH auf einen realen Wertverlust der Einlagen um 1,32%, sofern auch die Angebote von Sparkassen und Genossenschaftsbanken mit eingerechnet werden. Mit einer Tagesgeldeinlage in Höhe von 10.000,- Euro im Herbst 2008 würde der Sparer heute eine inflationsbereinigte Rendite von „sagenhaften“ 0,22% erreicht haben.
Das Niveau eines klassischen Sparbuchs würde zumindest oberflächlich betrachtet (ohne Inflationskorrektur) erreicht werden. Zum Weltspartag dürfte bei den meisten Kindersparbüchern der Renditevergleich reine Erbsenzählerei sein.
Welche Sparanlage rentiert überhaupt noch?
Wer sein Geld nicht zur Bank bringen will, um es lediglich aus dem heimischen „Porzellan-Tresor“ zu befreien, sondern auch Renditen im positiven Bereichen erhalten will, kann sich vom klassischen Sparbuch und den meisten Tagesgeldanlagen verabschieden. Nur noch wenige Tagesgeldanbieter liegen noch mit 2% oder darüber im „grünen Bereich“.
Die Deutsche Bank sieht auch so kurz vor dem Weltspartag 2012 kein Ende der Niedrigzinsphase und rät allen Sparern, die kein Geld verlieren wollen, auch wenn Inflation und Steuern bereits zugeschlagen haben, sich nach Alternativen umzusehen. Die Vorschläge der größten deutschen Bank sehen folgend aus:
Altersvorsorge mit Riestervertrag
Der Pluspunkt einer Riester-Rente gegenüber den mageren Zinsen für einfache Sparanlagen liegt in den Steuervorteilen und den garantierten Rentenleistungen für das investierte Kapital. Die als Altersvorsorge gedachte Sparanlage bringt nach wie vor deutlich höhere Erträge ein als die derzeitigen Renditen der klassischen Sparanlagen.
Regelmäßige Beiträge zum Fondssparplan
Fondssparpläne bieten auf langfristige Sicht höhere Renditechancen. Die Einzahlungen erfolgen regelmäßig und die Fondsanlagen sind zum Beispiel am Renten- oder Aktienmarkt in unterschiedlichen Risikoprofilen gestreut. Wertschwankungen können aufgrund der Strategie zu Anlagen ab zehnjähriger Laufzeit leichter ausgeglichen werden.
Sachwert Immobilien
Das Baugeld ist derzeit auf einem äußerst niedrigen Niveau und ermöglicht so manchem Sparer den Weg zu einem erträumten Eigenheim. In Verbindung mit einem staatlich geförderten Wohn-Riester ließe sich die Baufinanzierung beschleunigt tilgen.
(Vorsicht vor langfristig niedrig angesetzten Tilgungszinsen)
Klassische Rentenversicherung
Obwohl die Verzinsung zu den kapitalbildenden Rentenversicherungen ebenfalls nach unten korrigiert worden sind, erzielen die Versicherungsgesellschaften im Jahr 2012 eine durchschnittliche Gesamtverzinsung von mehr als 4,0%. Bundesanleihen kämen nicht annähernd auf diese Renditen. Nach wie vor bleibt für langfristig orientierte Sparer die Rentenversicherung eine interessante Alternative.
Sparer müssen sich von Kurzfrist-Anlagen verabschieden
Umstritten ist derzeit fast alles
Zugegeben, die Riesterverträge durchleben in dieser Zeit parallel zur Euro-Krise und deren Management eine ebenfalls „unpopuläre Phase“. Umstritten sind die Eckpunkte, die zu Beginn versprochen wurden, bzw. welche Einschränkungen sich ergeben, falls die heutigen Einkommensverhältnisse ausschlaggebend für eine gesetzliche „Minderrente“ sein könnten. Nicht umstritten sind jedoch die Renditen, stellte man z.B. eine Tagesgeldanlage zum Vergleich gegenüber.
Eine Immobilie steht derzeit als Sachwert hoch im Kurs, die ggfs. vor einer steigenden Inflation Schutz, bzw. Werterhalt bieten soll. Der Inflationsschutz einer Immobilie ist jedoch nicht allgemein gültig. Bereits der Unterschied, ob das Eigenheim selbst genutzt oder vermietet wird, kann den Unterschied zwischen „Top & Flop“ ausmachen. Inflationsbedingte Preissteigerungen erhöhen auch die Nebenkosten wie Objekterhalt, Heizungen, Sanierungen, etc. Können die Mehrkosten nicht auf den Mieter umgelegt werden, sind die ursprünglichen Vorteile ganz schnell aufgezehrt.
Langfristig ist derzeit Trumpf
Aus den aufgestellten Alternativen ist eindeutig herauszulesen, dass sich Sparer vom „Kurzfrist-Gedanken“ verabschieden müssen und doch den Horizont in die weitere Zukunft erweitern müssen. Die „schnelle Rendite“ mit klassischen Methoden ist derzeit kaum mehr realisierbar. Entweder stellt der Sparer die Gleise auf langfristige Strategien um oder er begibt sich auf das Glatteis der Handelsplätze als risikofreudiger Trader.
Tagesgeldzinstabelle – Festgeldzinstabelle – Wertpapierdepots