Repression: Staat entschuldet sich mit heimlicher Sparer-Enteignung
Der Deutsche spart „was das Zeug“ hält und scheint offenbar nicht zu bemerken, dass er sein Geld u.a. dem Staat zur Tilgung seiner Schulden überlässt. Die realen Verluste der Sparer geht jährlich in die Milliarden und da dies noch nicht ausreichend zu sein scheint, soll die Bankenunion so schnell wie möglich durchgepeitscht werden.
Für den Staat ein eleganter Weg zur Schuldentilgung

Das Zusammenspiel zwischen niedrigen Zinsen und einer höheren Inflation war für den deutschen Sparer über Jahrzehnte hinweg unbekannt. Das Geld wird an einem Sparkonto angelegt und über einen gewissen Zeitraum konnte man sich über ein mehr oder weniger dickes Plus erfreuen. Abzüglich der vorangegangenen Geldentwertung bis zum Auszahlungstermin, blieb sogar noch reichlich übrig. Ein echter Zugewinn also.
Heute sieht die Situation inzwischen völlig anders aus. Die Inflationsrate ist zwar aktuell sehr niedrig (April 1,2% in Deutschland), aber die Renditen sind extrem viel niedriger als noch vor rund 2 Jahren, geschweige noch vor 2008. Die Zinsen für Sparanlagen werden voraussichtlich noch weiter fallen und auch den typischen Abwärtskurs vom Quartal I 2013 fortsetzen.
Die äußerst freizügige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) vermag derzeit ein weiteres Absinken der Inflation bis hin zu deflationären Tendenzen vermeiden können. Mehrere Euro-Mitgliedsländer sind bereits in eine Rezession abgerutscht, darunter sogar die zweitgrößte Wirtschaftsnation Frankreich. Sollte (wider „realistischer“ Erwartung) die Konjunktur innerhalb des Euroraums wieder erwähnenswerte Zuwächse erleben, so müsste die EZB darum bemüht sein, überschüssige Liquidität vom Markt zu nehmen, bevor die Konsumenten und Betriebe das Kapital beschleunigt in den Umlauf bringen. Zuvor wäre jedoch eine willigere Kreditvergabe der Banken eine Voraussetzung.
Die deutschen Bürger haben sich bereits in den ersten drei Monaten als äußerst „willige Konsumenten“ entpuppt, deren agiles Einkaufen Deutschlands Konjunktur sogar in ein Mini-Wachstum hinüber gerettet hatte. Ansonsten klebte auch an Deutschlands Wirtschaft das Etikett einer Rezession.
Im Augenblick sind Sparanlagen „Shredder-Anlagen“
Wenn die Teuerungsrate höher liegt als die Zinssätze einer Sparanlage, erleidet der Anleger einen realen Verlust, Punktum. Dies ist die gegenwärtige, relativ neue Situation in Deutschland, dank der „Rettungs-Versuchs-Politik“ Brüssels und allen voran der EZB. Wer heute 2,- Euro anlegt und sich zum gleichen Zeitpunkt dafür ein Produkt für 1,90 Euro kaufen könnte, wäre derzeit besser damit bedient, das Produkt zu kaufen. Das gilt insbesondere für Lebensmittel. Diese sind bereits seit den letzten Quartalshochrechnungen zur Teuerungsrate reinste Preistreiber. Am Ende der Sparanlage erhält der Anleger sein Geld inkl. Zinsen in Höhe von ggfs. 2,10 Euro ausgezahlt, aber das Produkt kostet inzwischen 2,20 Euro. Angespart, Zinsen erhalten und dennoch nicht mehr kaufen können. Das ist die bittere Realität.
Wo Verlierer sind, steht der Gewinner gleich nebenan
Verlierer sind eindeutig die Sparer und Anleger in „risikoarmen“ klassischen Geldanlagen. Gewinner ist der Staat. Die realen (Kaufkraft-) Verluste der sparenden Bürger sind dem Staate sein Schuldenabbau. Weltweit beträgt das Volumen aktuell rund 100 Milliarden Euro pro Jahr, welches dem Anleger indirekt abgeknüpft und dem Fiskus sowie anderen Schuldnern in Form von Schuldenreduzierungen durchgereicht wird. Diese Zahlen stammen von den neuesten Kalkulationen der Dekabank und des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Dabei gilt das gleiche Verhältnis wie beim Sparer.
Dieser hat zwar am Ende seiner Anlagenlaufzeit nominal einen höheren Betrag in den Bilanzen stehen, kann sich aber weniger dafür kaufen. Beim Schuldner verhält es sich indirekt proportional, also umgekehrt. Wer heute 10,- Euro Schulden hat, dem steht in einigen Jahren ein geringerer Gegenwert eines Sachgegenstandes gegenüber. Um diesen später finanzieren zu können, müsste der Schuldner eigentlich einen höheren Geldbetrag als Kredit aufnehmen, also z.B. 12,- Euro. Aus diesem Grund bedeutet das geschönte Wort „Negative Realzinsen“ für jeden Sparer ein dickes Minus und für jeden Schuldner ein dickes Plus.
In Deutschland verlieren nach dem Bericht der F.A.S. die Sparer jedes Jahr über 10 Milliarden Euro. Gegen Ende 2012 betrug nach den Berechnungen der Dekabank das gesamte Geldvermögen aller privaten Haushalte fast 5.000 Milliarden Euro. Anteilig waren 1.060 Milliarden Euro Bargeld sowie Sichteinlagen, 958 Milliarden Euro Spareinlagen und Termingelder und 1.100 Milliarden Euro Wertpapiere, hälftig davon Pfandbriefe und Staatsanleihen. Gegenüber den Versicherungen hatten die Haushalte Ansprüche (z.B. Rentenversicherungen) in Höhe von 1.800 Milliarden Euro.
Unterm Strich verlieren die Bürger rund 0,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) jährlich, bei einem Geldvermögen von 1,06 Billionen Euro (Inflation 1,6%). Wenn der Zeitpunkt erreicht wurde, an dem alte Anlagen (hochverzinste) abgelaufen sind und in neue, weniger verzinste Sparkonten angelegt werden, so dürfte der negative Realzins von derzeit 1,35% den deutschen Sparer bis zu 58 Milliarden Euro pro Jahr kosten.
Michale Hüther vom IW berechnete aufgrund der zwischen 2009 und 2012 viel niedrigeren Zinsen als in den Jahren zwischen 2000 und 2008 eine Einsparung für den deutschen Staat in Höhe von rund 62 Milliarden Euro. Diese immense Summe ist darüber hinaus „unsichtbar“, der Bürger sieht und „spürt“ diesen seinen Verlust nicht bewusst. Für den Staat eine weitaus elegantere Lösung, als die Einführung bzw. Anhebung irgendeiner Steuer.
Die heimliche Sparer-Enteignung scheint nicht zu reichen
Zu allem Übel kommt zu den mickrigen Guthabenszinsen oder gar nominalen „Null-Zinsen“ auf zahlreichen Girokonten noch das EU-Bestreben einer Bankunion, eine gemeinsame Haftung über Bonds und / oder einem EU-Einlagensicherungsfonds hinzu, inkl. die Plänen, den Sparer bei Bankenpleiten kräftig zur Kasse zu bitten. Bis 100.000,- Euro Einlagen sollen die Anleger noch ungeschoren davon kommen. Diese Regel wäre jedoch eine echte Rarität, sollte sie einst nicht gebrochen werden.